Fesselnde Entscheidung (German Edition)
gelassen hätte!
Aber als er sie dort in der Ecke halbtot vor Angst wie ein Häufchen Elend gesehen hatte, hatte er einfach nicht anders gekonnt und hatte sie mit nach oben genommen.
Ein fataler Fehler!
Mochten ihm seine empathischen Fähigkeiten sonst auch noch so behilflich sein, im kriminellen Bereich standen sie ihm vollkommen im Weg. Ihr unüberlegter Fluchtversuch war aus purer Verzweiflung erfolgt, das war ihm klar. Was hätte er an ihrer Stelle getan? Von dem gestrigen Häufchen Elend war nicht mehr viel übrig geblieben. Irgendetwas hatte ihren Kampfeswillen geweckt. Daran war er wahrscheinlich selbst schuld. Das hatte er nicht gewollt!
Wie sollte es jetzt weiter gehen? Er musste seinen Plan in die Tat umsetzen. Daran bestand kein Zweifel. Es gab kein Zurück mehr.
Wie elektrisiert richtete er sich schlagartig auf und ging die Kellertreppe hinauf, ohne sich noch einmal umzuschauen. Er hatte das dringende Bedürfnis seine Hände zu waschen.
14. Kapitel - Mittwoch, 10.09.
So sehnsüchtig hatte Schulte Frau Seibel noch nie erwartet. Meistens kam sie gegen halb zehn zur Arbeit. Ausgerechnet heute aber erst gegen zwölf, da sie noch einen privaten Termin wahrnehmen wollte. Der war zwar seit Wochen mit Schulte abgesprochen, doch das war ihm erst wieder eingefallen, als er sie empört auf dem Handy angerufen hatte.
Er hatte sich bei ihr entschuldigt und wartete nun höchst ungeduldig auf ihr Erscheinen. Nichts wusste er mit sich anzufangen, außer immer wieder auf seine Armbanduhr zu schauen und seinen Blick dann wieder durch das Panoramafenster seines Büros über die ruhige Elbe schweifen zu lassen. Normalerweise hatte das immer eine beruhigende Wirkung auf ihn. Heute nicht.
Eigentlich wollte er erst mit Frau Seibel sprechen und dann Oskar anrufen, um ihm alle neuen Erkenntnisse mitteilen zu können. Aber ein erneuter Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits 12:02 Uhr war. Entnervt schloss er seine Bürotür von innen ab, zog das MP3-Handy aus seiner Sakkotasche und tippte auf Oskars Nummer.
»Na, Alter!«, meldete sich Oskar unvermittelt.
»Hallo Oskar! Hast du etwas herausfinden können?«
»Immer langsam. Wie viel Geld hast du zusammen?«
»Bis heute Abend werde ich ungefähr 570.000 haben. Mehr war so schnell absolut nicht drin. Ich musste mir schon so allerhand von den Bankmenschen anhören. Was meinst du, es ist doch sicherlich besser gleich die geforderte Summe zu bezahlen, oder? Ich kann noch ein befreundetes Ehepaar fragen, ob sie mir kurzfristig was leihen?«
»Wieso leihen? Hast du nicht so viel Geld?«
»Doch schon, aber ein Großteil ist fest angelegt. Da komme ich nicht so schnell ran.«
»Vorerst brauchst du sie nicht ansprechen. Wir versuchen es erst mal so und bitten die Täter um eine Fristverlängerung. Je mehr Leute davon Wind kriegen umso größer wird die Gefahr für Elisa. Hast du irgendjemand von der Entführung erzählt?«
»Nein, nur meinem engsten Mitarbeiter.«
»Wem? Wie heißt er?«
Schulte wusste zwar nicht, wozu das wichtig war, antwortete aber bereitwillig.
»Jens Löser.«
»Sprich mit niemandem darüber! Verstanden?«
»Ja, ja klar. Wie geht es jetzt weiter?«
»Ich habe den Übergabeort sondiert. Er befindet sich relativ schlecht einsehbar in der Nähe eines Kinderspielplatzes. Aber das ist von den Tätern natürlich so gewollt. Ich hole dich heute Abend um 19:00 Uhr wieder von der Firma ab. Du gibst mir das Geld – am besten in einem neutralen Koffer. Ich packe es dann um und platziere es zur rechten Zeit am gewünschten Ort.«
»Wo werden sie Elli freilassen?«
»Erst mal müssen wir abwarten, wie sie darauf reagieren, wenn sie nicht sofort die volle Summe erhalten.«
»Was, wenn sie Elli …«, Schultes Stimme versagte.
»Das werden sie schon nicht. Die wollen das Geld. Das
ganze
Geld.«
»Soll ich denen einen Brief schreiben, dass ich noch nicht alles zusammen habe und noch Zeit brauche, oder was?«
»Nein, nein, das mache ich schon. Kümmere du dich nur um das Geld, den Rest erledige ich.«
»Gut, … danke, Oskar. Wenn ich ein bisschen mehr Zeit kriege, komme ich eher an mehr Geld – über die Firma, weißt du? Das geht nur leider nicht von heute auf morgen. Das ist alles …«, Schulte brach verzweifelt ab.
»Du hast nichts mehr von den Entführern gehört?«
»Nein, gar nichts. Hätte ich?«
»Nein, aber hätte ja sein können. Ist dir irgendetwas eingefallen, was uns auf die Spur der Täter bringen könnte?«
»Nicht wirklich. Leider habe ich
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