Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Oskars Büro. Umsonst. Das Büro war durchsucht, mögliche Spuren gesichert und versiegelt worden. Sie konnten dort keine neuen Erkenntnisse mitnehmen. Schulte konnte und wollte nicht glauben, dass Oskar tatsächlich der Entführer war.
Dann bat er Frau Schneider zum Buchenpark zu fahren.
Immer wieder fragte er sich, wie er alles so leichtfertig hatte aus der Hand geben können. Warum hatte er Oskar nur so blauäugig vertraut? Plötzlich klingelte sein Diensthandy.
»Guten Morgen, Löser, was gibt`s? Ist in der Firma alles in Ordnung?«, meldete sich Schulte, als er auf dem Display Löser als Anrufer erkannte.
»Guten Morgen, Herr Dr. Schulte«, begrüßte ihn Löser gewohnt förmlich, »ja, in der Firma ist eigentlich alles gut. Ich brauche zwar noch die ein oder andere Unterschrift von Ihnen, aber … was ich eigentlich fragen wollte: Gibt es Neuigkeiten von den Ermittlungen? Haben Sie irgendetwas von der Kriminalpolizei gehört?«
»Es gibt wohl eine Spur, der sie nachgehen. Konkreter wollten die aber nicht werden. Irgendwie halten die sich sehr bedeckt. Ich bin mit Frau Schneider auf dem Weg in den Buchenpark. Ich glaube zwar nicht, dass wir da etwas finden, was denen entgangen ist, aber ich muss einfach irgendetwas tun, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ja, natürlich, Herr Dr. Schulte, das verstehe ich«, Löser zögerte, »Herr Dr. Schulte, ich muss Ihnen noch etwas sagen. Eigentlich wollte ich Ihnen das schon gestern sagen, aber ich wollte Sie nicht noch mehr aufregen und …«
»Was, Löser, was ist los?«
Schulte merkte, wie sich seine Atmung wieder beschleunigte.
»Ich wollte helfen …«, Löser rang nach Worten, »irgendwie und da … da war ich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im Buchenpark«, platzte es aus Löser heraus.
»Wie bitte, Löser? Was haben Sie da gemacht? Haben sie die Entführer gesehen?«, fragte Schulte mit einer aufgeregten Stimme, die zwei Nuancen heller war als sonst.
»Was ich Ihnen eigentlich sagen wollte, bevor es die Polizei tut. Ich habe in den frühen Morgenstunden jemanden dort beobachtet und bin ihm gefolgt.«
»Das ist nicht wahr, Löser!«
»Doch. Ich weiß nicht, ob der was mit der Entführung zu tun hat, aber auf jeden Fall war er mir schon beim Eingang zum Park aufgefallen, weil er so nervös gewirkt hat. Dann habe ich ihn aus den Augen verloren und später zufällig wieder gesehen, als er ziemlich in Rage den Park wieder verlassen hat. Ich bin ihm dann vorsichtig gefolgt.«
»Er hat Sie nicht bemerkt?«
»Nein, ich glaube nicht. Ich habe sehr viel Abstand gehalten und wollte natürlich auch nichts riskieren. Ich bin ihm bis zu einem Auto gefolgt.«
»Das ist unglaublich, Löser! Haben Sie das alles der Polizei gesagt?«, Schulte war begeistert.
»Das ist noch nicht alles, Herr Dr. Schulte«, sagte Löser zögerlich.
»Was, Löser, was denn noch? Machen Sie es nicht so spannend, wollen Sie das ich doch noch einen Herzinfarkt kriege?«
»Herr Dr. Schulte ich habe aus Sorge um … ich habe bereits gestern Vormittag die Polizei eingeschaltet«, sagte Löser und fügte schnell hinzu, »ich versichere Ihnen, ich wollte wirklich nur helfen.«
Schulte war sprachlos. Wusste nicht, ob er Löser danken oder verfluchen sollte.
»Das ist wohl die Spur, der sie jetzt nachgehen«, ergänzte Löser.
Schulte hatte immer noch nicht seine Worte wieder gefunden.
»Ich konnte Ihnen das einfach gestern noch nicht sagen … aus Angst … Ich wollte wirklich nur helfen und hoffe, dass Elisa gefunden wird.«
»Das ist das Einzige, was zählt, Löser«, sagte Schulte nachdenklich nach einer Pause und beendete kopfschüttelnd die Verbindung.
Schulte wusste nicht, ob Lösers eigenmächtiges Handeln Fluch oder Segen war.
Aber vielleicht war die Spur ein kleiner Hoffnungsschimmer, der ihm seine Tochter wieder ein wenig näher brachte.
26. Kapitel - Donnerstag, 11.09.
Das Bauernhaus lag still vor ihr. Ein dunkelgrüner Toyota älteren Baujahrs stand rechts auf dem Hof in einem halb verfallenen Schuppen. Als sie das Haus überstützt verlassen hatte, war ihr das Fahrzeug nicht aufgefallen. Vermutlich hatte es aber zu diesem Zeitpunkt bereits dort gestanden.
Das ganze Haus wirkte abbruchreif und drohte in nicht allzu langer Zeit der schweren, vermoosten Reetdachlast einfach nachzugeben und einzustürzen – ganz nach dem Vorbild der benachbarten Stallungen. Als wären sie aus Pappe, waren sie längst in sich zusammengesackt.
Elisa hörte das Blut in ihren Ohren
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