Fesselnde Entscheidung (German Edition)
einen Moment zu lange berührt hatte und nahm diese Einladung gern an, sich dicht neben sie zu setzen.
»Ich bin übrigens zurück gekommen, weil ich meine Handtasche vergessen hatte«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Die Wirkung des Alkohols hatte sich scheinbar voll in ihr entfaltet. Unter normalen Umständen hätte sie es als persönlichen Eingriff in ihre Privatsphäre aufgefasst, wenn jemand – egal wer – in ihrer Handtasche herum gewühlt hätte.
»Ach so, klar, dass ich da nicht von allein drauf gekommen bin«, grinste er zurück.
Elisa wurde redselig und erzählte von ihrer Kindheit, ihrer Mutter und dem schwierigem Verhältnis zu ihrem Vater. Schließlich erwähnte sie auch das Projekt, an dem die Vater-Tochter-Beziehung, so vermutete sie zumindest, letztendlich völlig zerbrochen war.
Zu seiner eigenen Schande musste er sich eingestehen, dass er ihr nur mit einem halben Ohr zuhörte. Vielmehr galt seine volle Aufmerksamkeit ihrer anmutenden Mimik und Gestik. Sie hatte ihn in ihren Bann gezogen und das vom ersten Augenblick an. Fasziniert beobachtete er, wie sie mit ihren Augen sprach und ihren Worten mit den Händen Nachdruck verlieh. Er fragte sich, ob sie nur auf ihn so unendlich zerbrechlich wirke, oder ob sie durch ihre zierliche Gestalt in jedem Mann den Beschützerinstinkt weckte.
»Du hörst mir ja gar nicht zu«, unterbrach sie seine Gedanken.
»Doch, natürlich … dein Vater ist ein Idiot«, fasste er kurz ihre Ausführungen zusammen. Sie musste unwillkürlich lachen. Dann erzählte sie weiter von dem ungewöhnlichen Testament ihrer Mutter.
»Mit dem Tod meiner Mutter gingen 49% der Firmenanteile auf mich über. Mein Vater hält die anderen 51%. Aber nur solange, wie ich noch nicht verheiratet bin. Denn mit einer Heirat würde ich ein Prozent bekommen und er müsste eins abgeben. Dann hätten wir die Pattsituation. Für jedes Kind, was ich kriege, muss er wieder jeweils ein Prozent abgeben und würde damit die Mehrheit in der Firma verlieren.«
»Aha, das geht? Klingt irgendwie komisch, von so was habe ich noch nie gehört.«
»Ist auch sicherlich nicht die sonst so übliche Art«, erklärte Elisa und fuhr fort, »warum meine Mutter das so gestaltet hat, kann ich dir auch nicht sagen. Wir haben nie über ihren Tod oder womöglich ihr Testament gesprochen. Sie war doch noch so jung.«
»Aber das würde natürlich erklären, weshalb dein Vater nicht das Rieseninteresse hatte, dich freizukaufen.«
»Vielleicht«, sagte sie nachdenklich und wurde wieder betrübt.
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wollte nicht, dass sie wieder traurig wurde. Sie schauten sich wortlos in die Augen. Dann rückte er ein Stück näher an sie heran, beugte sich zu ihr und wollte ihr am liebsten den Schmerz wegküssen.
Kurz bevor er ihre Lippen mit seinen berührte, hielt er inne, um ihre Reaktion abzuwarten. Sie blickte ihn unverwandt an, wirkte wie paralysiert.
Schließlich konnte er nicht widerstehen und küsste sie. Erst zaghaft, vorsichtig und als sie den Kuss erwiderte immer stürmischer und fordernder.
Mit ihren Händen erkundeten sie gegenseitig ihre Körper und er stellte überrascht fest, dass sie unter seinem Jogginganzug keine Unterwäsche trug. Irgendwie schafften sie es aufs Bett und fielen wild übereinander her.
Während sie miteinander schliefen, liefen ihr Tränen über das Gesicht. Auch wenn sie angetrunken war, war sie sich der Unmöglichkeit des Geschehens bewusst.
Es war ein kurzes Vergnügen, was ihm sichtlich unangenehm war. Zur Wiedergutmachung wollte er zwischen ihren Beinen abtauchen. Doch sie zog ihn sanft an seinen Haaren wieder hoch und deutete ihm an, dass es okay war. Er verstand sie ohne Worte, nahm sie in den Arm, gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange und schlief schnell ein. Sie kurze Zeit später.
In der Nacht haben sie sich noch einmal gierig geliebt. Und diesmal vergaß sie alles um sich herum und kam – voll auf ihre Kosten. Zweimal. Kurz nacheinander.
27. Kapitel - Freitag, 12.09.
Schulte wusste nicht, was er denken sollte. Immer wieder ließ er sich Lösers Worte durch den Kopf gehen und malte sich aus, was alles durch dessen Alleingang hätte passieren können.
Nicht auszudenken!
Aber eigentlich auch nicht mehr als jetzt, stellte er deprimiert fest. Elisa war und blieb verschwunden.
Schulte hatte sich von Frau Schneider statt in den Buchenpark direkt in die Firma bringen lassen.
Umgehend suchte er Löser in seinem Büro auf und
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