Fesselnde Entscheidung (German Edition)
sie da gewesen war.
Elisa hatte seine Umarmung geduldet. Schlussendlich hatte sie selbst weinen müssen und hatte dann auch ihre Arme um ihn gelegt. Schließlich war er ihr Vater und würde es auch immer bleiben.
Nie hatte er sie nach Details zur Entführung gefragt. Er hatte ihr nur angeboten, dass er für sie da sein werde, wenn sie mit ihm sprechen wolle, egal wann, egal worüber. Dafür war Elisa sehr dankbar und wusste doch, dass sie sein Angebot nie in Anspruch nehmen würde.
*
Als wahre Freunde erwiesen sich Kristina und Basti. Tag und Nacht wechselten sie sich ab, damit Elisa keine einzige Sekunde alleine sein musste. Beide versuchten sie so gut es ging abzulenken, und teilweise gelang es ihnen sogar, Elisa ein Lächeln abzugewinnen.
*
Zwei Wochen nach ihrer Befreiung saß Elisa in Bastis Wohnung gemütlich in einer beigen Wolldecke eingekuschelt auf dem Sofa. Basti hatte eine Calzone vom Italiener um die Ecke geholt, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass Elisa doch noch Appetit kriegen würde, wenn ihr der leckere Geruch in die Nase stieg. Sie wollten sich einen netten DVD-Abend machen.
In alter Vertrautheit legte er den Arm um sie und Elisa hatte auf einmal das Bedürfnis ihm aus purer Dankbarkeit für seine ganze Mühe einen Kuss auf die Wange zu geben. Er sah sie überrascht an und missverstand scheinbar ihre Geste als Aufforderung. Zärtlich nahm er ihr Gesicht in seine Hände und gab ihr zaghaft einen Kuss auf den Mund. Letztendlich ließ sie es geschehen. Während sie mit ihm schlief, hoffte sie verzweifelt, Basti würde den Entführer für immer aus ihrem Körper vertreiben.
34. Kapitel - Sieben Monate später
Je mehr Zeit verging, umso mehr verschwanden die bösen Erinnerungen an das Vergangene. Elisas Leben hatte sich grundlegend verändert.
Das Projekt war endgültig gestorben – bevor einem einzigen Kind eine Impfstoff-Probe verabreicht worden war.
Ihren Vater brauchte sie nicht mehr zu überzeugen. Aber Löser hing mit Herzblut an der Firma und es war ihr ein persönliches Anliegen, ihn für ihre neue Idee als Alternativlösung zum Wohle der Firma zu gewinnen.
Eine deutschlandweite AIDS-Studie suchte freiwillige Probanden. Oft waren es HIV-positive Menschen, die sich den klinischen Tests zur Verfügung stellten. Um die Wirkung des Impfstoffes zu testen, war dies sogar von Vorteil. Zwar hatten sich zahlreiche Pharmaunternehmen dieser Studie angeschlossen, und die Firma würde einen möglichen Erfolg teilen müssen, aber die Vorteile überwogen bei Weitem: Nicht nur der Erfolg, sondern auch die Kosten wurden geteilt und die Experimente und Analysen wurden unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen und unter ärztlicher Aufsicht in Deutschland an Probanden durchgeführt, die wussten, was ihnen verabreicht wurde.
Aber Elisa musste sich eingestehen, dass es ihr nicht gelungen war, Löser tatsächlich zu überzeugen. Vielmehr kam es ihr so vor, als habe sie ihm eine bittere Pille verabreicht, die er partout nicht schlucken wollte, sondern so lange unter seiner Zunge verbarg, bis er sie in einem unbeobachteten Moment wieder ausspucken konnte.
Dennoch schloss sich die Firma der AIDS-Studie an und Elisa nahm sich vor, fortan ein waches Auge auf Löser zu haben. Auch wenn sie ihm letztendlich ihre Rettung verdankte, irgendetwas an ihm kam ihr komisch vor und sie vertraute ihm nicht im Geringsten. Irgendetwas sagte ihr, dass sie sich vor ihm in Acht nehmen müsse. Dass er eine Gefahr in sich berge, die nicht nur für sie gefährlich werden konnte, sondern für die ganze Firma.
*
Seit seiner Festnahme damals hatte Elisa ihren Entführer nicht mehr wieder gesehen. Die Zeit hatte ihre Wunden langsam heilen lassen. Sie hatte ihren Frieden mit den traumatischen Erlebnissen geschlossen und wünschte ihm ein mildes Urteil. Auch wenn das niemand verstand.
Ihr Vater hatte gegen ihren Willen eine Nebenklage eingereicht. In der Zwischenzeit hatte sie gelernt, wann es sich im Leben lohnte für etwas zu kämpfen. In diesem Fall hätte es sich nicht gelohnt, dass wusste sie. Ihr Vater sah es als seine väterliche Pflicht an, als das Einzige, was er für seine Tochter tun konnte. Noch immer plagten ihn schwere Schuldgefühle. Die letzten Monate waren hart für ihn gewesen. So ließ sie diesen Punkt kampflos an ihn gehen.
Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie aus heiterem Himmel auf einmal an Tim dachte und eine tiefe Sehnsucht nach seinem Körper und seinen
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