Fesselnde Entscheidung (German Edition)
zusammen. Das Handy in seiner Sakkotasche vibrierte. Er fingerte es ungeschickt heraus.
„Tessa!“, verdammt, er hatte seine Verabredung total vergessen, „sorry, Tessa. Mir ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Ich schaffe es heute leider nicht.“
„Was? Warum nicht? Ich habe extra einen Termin für dich verschoben.“
„Es tut mir leid, wirklich sehr leid, das kannst du mir glauben. Aber …“, er stockte, „es ist etwas … passiert und darum muss ich mich jetzt kümmern. Ich zahle beim nächsten Mal das Doppelte, versprochen.“
„Darum geht`s doch gar nicht“, log sie, „du klingst so ernst. Ist etwas mit der Firma, du sagtest heute Vormittag etwas von einem wichtigen Termin?“
„Nein, mit der Firma ist alles bestens. Tessa, sei mir bitte nicht böse. Ich erzähle dir alles ein anderes Mal, ja?“
„Wie du möchtest, du weißt, ich bin immer für dich da – zu jeder Zeit.“
„Ich weiß Tessa, Danke. Ich melde mich dann bei Dir.“
Er beendete die Verbindung und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Was sollte er jetzt nur machen? KEINE POLIZEI, KEINE TRICKS. Er würde es ohne Polizei nicht schaffen, nicht durchstehen. Wem konnte er vertrauen? Mit wem konnte er sprechen? Er rief Löser auf seinem Diensthandy an.
“The person you have called is temporarily not available”, ertönte. Ungewöhnlich, eigentlich war Löser immer rund um die Uhr erreichbar. Gerade wenn in der Firma irgendwelche Sicherheitsalarme ausgelöst wurden, kontaktierte die Security umgehend ihn oder Löser – meistens handelte es sich dabei um harmlose Fehlalarme. Trotzdem war es wichtig, dass sie erreichbar waren. Löser wollte seinen Feierabend wahrscheinlich mal richtig genießen, vielleicht wollte er es auch mal ordentlich knallen lassen – so wie Schulte es eigentlich vorgehabt hatte. So hätte er Löser zwar gar nicht eingeschätzt, aber es sei ihm gegönnt, dachte Schulte und stellte sich kurz seine Tessa vor. Sogleich verdrängte er das Bild wieder und schämte sich. Seine Tochter befand sich in akuter Lebensgefahr und er dachte an ausufernde Sexspielchen.
Wie sollte er so kurzfristig eine Million Euro in bar beschaffen? Das war unmöglich! Mit seiner Bank konnte er erst morgen reden. Er überlegte sich, was wohl seine Frau an seiner Stelle getan hätte. Sie hätte sicherlich Rat gewusst. „Ach Elisabeth, du fehlst mir unendlich“, seufzte er. Und auf einmal hatte er so etwas wie eine Eingebung und glaubte zu wissen, wen sie um Hilfe gebeten hätte.
7. Kapitel
Löser war in hervorragender Verfassung und genoss seinen Feierabend in vollen Zügen. Endlich, endlich war es vollbracht. Er hatte es geschafft. Ganz allein hatte er die Firma gerettet. Das grandiose Projekt würde starten. Jetzt müssten nur noch die erwarteten Ergebnisse den tatsächlichen Erfolg bestätigen und die Firma hätte sich unsterblich gemacht. Sie bräuchten sich nie wieder Gedanken ums Überleben machen. Zum Glück war Elli bei den Verhandlungen nicht dabei gewesen. Natürlich konnte er ihre Bedenken zumindest ansatzweise verstehen – schließlich war er kein Unmensch. Aber Opfer gab es überall und würde es auch immer geben. Und wenn nicht sie dieses Risiko eingehen würden, würde es bestimmt andere über kurz oder lang machen.
Und außerdem, waren es überhaupt Opfer? Was hatten sie schon für eine Zukunft? Mit Sicherheit keine lebenswerte. Vielleicht taten sie ihren sogar einen Gefallen.
8. Kapitel
Irgendwo musste sie doch sein! Schulte drehte fast durch. Er hatte schon seine ganze Visitenkartenbox mehrfach durchwühlt und suchte nun seinen ganzen Schreibtisch einschließlich der an der Seite platzierten Bücher ab. Wo war sie nur? Sicherlich hätte Schulte die Telefonnummer sehr schnell im Internet gefunden. Aber er wollte nicht die offizielle sondern die, die er ihm damals handschriftlich auf die Visitenkarte geschrieben hatte. „Noch mal von vorn“, motivierte er sich selbst und blätterte verzweifelt die zahlreichen Visitenkarten in der Box durch. Da! Es waren zwei aneinander geklebt. Nach gefühlt einer Stunde hatte er endlich die gesuchte gefunden. Die von Oskar Kleinfeldt.
Sein langjähriger Schulfreund aus alten Tagen. Bis zur 10. Klasse waren sie seit dem Kindergarten gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Dann hatten sich zumindest ihre schulischen Wege getrennt. Schulte war gradlinig seinen Weg gegangen, hatte das Abitur gemacht und anschließend Biologie mit dem Schwerpunkt Virologie studiert.
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