Fesselnde Entscheidung (German Edition)
allem, wenn sie alleine war. Doch die Therapie hatte ihr geholfen, erfolgreich damit umzugehen, ihre Angst in Kraft und Selbstbewusstsein umzuwandeln.
Schließlich, so rief sie sich immer wieder in Erinnerung, hatte sie die Hölle schon erlebt. Und weil sie das überstanden hatte, würde sie alles andere auch überstehen. Egal, was kommen würde.
Sie sollte sich irren.
2. Kapitel
Jeden Samstag holten Basti und Amelie frische Brötchen vom Bäcker und Elisa deckte den Frühstückstisch. Ausgiebig. Mit allem, was das Herz begehrte. Natürlich hatte Frau Schneider, die neben dem Haushalt ihres Vaters auch ihren schmiss, am Abend zuvor alles vorbereitet. Frisch aufgeschnittene Wurst- und Käsevariationen, Räucherlachs, Marmelade und Honig warteten nur darauf, aufgetischt zu werden. Und dennoch war es für Elisa ein lieb gewonnenes Ritual geworden, den Tisch fein herzurichten, die Eier zu kochen und für Amelie einen frisch gepressten Orangensaft zuzubereiten. Zum Schluss machte sie für Basti einen Cappuccino und für sich einen Latte Macchiato, setzte sich an den Tisch und wartete auf ihre Lieben.
Die Zeit, die sie zu dritt zusammen verbrachten, war knapp bemessen.
Basti war als Lebensmittelkontrolleur viel unterwegs und Elisa verbrachte viele Stunden in der Firma.
*
Die Studie zur Erprobung des Impfstoffs gegen das HI-Virus war gestoppt worden – aus Erfolglosigkeit. Vor einem Jahr hatten sich die teilnehmenden Pharmaunternehmen eingestehen müssen, dass der Impfstoff nicht in der Lage gewesen war, weder vor einer Ansteckung zu schützen noch die Virenlast bei einer Infektion zu senken. Als größtes Problem, bei der Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes, hatte sich die kontinuierliche Mutation des Virus erwiesen. Sobald ein passender Antikörper gefunden war, war das Virus schon wieder mutiert. Der Wettlauf zwischen Virus und neutralisierendem Antikörper war aufgegeben worden, bevor die Ziellinie in Sichtweite gewesen war – aus Kostengründen. Sehr zum Bedauern von Elisa. Aber allein konnten sie die Studie nicht aufrechterhalten. Obwohl es der Firma gut ging.
Dank Elisas innovativer Idee war es der Firma gelungen, ursächlich für Kinder einen Grippeimpfstoff zu entwickeln, der nicht gespritzt sondern wie ein Nasenspray in die Nase gesprüht werden konnte. Das Produkt fand einen reißenden Absatz und forderte Elisas vollen Einsatz. Ständig war sie im In- und Ausland unterwegs, um das Produkt vorzustellen und neue Kunden zu gewinnen.
Aktuell arbeitete die Forschungs- und Entwicklungsabteilung daran, bereits bestehende Impfstoffe so anzupassen, dass sie ebenfalls nasal verabreicht werden konnten.
*
Der Samstag war Elisa heilig. Der gehörte vollkommen ihrer Familie. Der ganze Tag. Sonntags musste sie gelegentlich schon mal abreisen, um montags rechtzeitig Termine irgendwo auf der Welt wahrnehmen zu können. Umso wichtiger war ihr da der Samstag.
*
Elisa betrachte zärtlich Basti, wie er aufmerksam die Zeitung am Frühstückstisch studierte. Sie hatten längst gegessen, Amelie war längst spielen gegangen und doch blieben sie beide am Tisch sitzen und genossen das langsame Ausklingen ihres Frühstücksrituals, um bewusst ohne Stress und Hektik in den Tag zu starten.
Er muss mal wieder zum Friseur gehen, dachte sie, während sie ihn ansah. Seine dunkelblonden Haare waren schon leicht über seine Ohren gewachsen. Wenn sie ihn nicht immer daran erinnern würde, würde er wahrscheinlich einen Pferdeschwanz tragen, überlegte Elisa schmunzelnd. Er gab nicht viel auf sein äußeres. Das hatte er auch gar nicht nötig. Er war ein attraktiver Mann mit einem markanten Kinn, einer geraden schönen Nase und strahlend dunkelblauen Augen. Sehr gern trug er einen Drei-Tage-Bart.
Elisa merkte ihm sofort an, dass etwas nicht in Ordnung war. Irgendetwas hatte ihm plötzlich die Röte ins Gesicht getrieben. Als er sie ansah, zog sich Elisas Magen zusammen. Sie starrte ihn erwartungsvoll mit ihren großen Augen an.
„Das gibt`s doch nicht“, stammelte Basti, „die haben den vorzeitig aus der Haft entlassen.“
Elisa bekam Bauchschmerzen und merkte wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
„Das können die doch nicht einfach machen! Sein verdammter Verteidiger hat wirklich alles für den rausgeholt“, empörte sich Basti, während Elisa schwieg.
Basti ließ seinem Ärger freien Lauf und schimpfte weiter, „und ich weiß auch genau
Weitere Kostenlose Bücher