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Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Titel: Fesselnde Entscheidung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Sterne
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schönes Lächeln war immer noch dasselbe. Sehr gern wäre sie zur Begrüßung aufgestanden. Aber sie konnte nicht. Ihre Knie waren weich. Als er sich zu ihr gesetzt hatte, ging ihr Blick unvermittelt auf seine Hände. Auf seine Narben. Auch er hatte also etwas Bleibendes davon getragen, stellte sie fest und dachte an ihre Tochter. An ihre gemeinsame Tochter.
Bereits in diesem Moment wusste sie insgeheim, dass sie es ihm nicht sagen würde. Er war ein fremder Mensch. Wie konnte sie ihm etwas anvertrauen, was sonst niemand wusste? Nicht ihr Mann, Basti. Nicht ihre beste Freundin, Kristina. Niemand wusste von ihrem Geheimnis. Und er würde es auch niemals erfahren, beschloss sie in diesem Augenblick.  

    *
     

    „Hi!“, sagte er lächelnd.
„Hi“, erwiderte sie, griff zu ihrem Weinglas, merkte, wie sehr sie zitterte und stellte es wieder ab - ohne getrunken zu haben.
„Du zitterst ja … hast du Angst vor mir?“
Elisa lächelte und schüttelte mit dem Kopf, „nein, aber … irgendwie ist es doch ein komisches Gefühl dir gegenüber zu sitzen.“
Er nickte, fühlte das Gleiche.

Erst jetzt wurde Elisa bewusst, dass sie tatsächlich keine Angst vor ihm hatte. Fast so, als wäre ihre ganze Angst, die sie ihm gegenüber hätte haben können, bereits aufgebraucht gewesen. Vielmehr fühlte sie etwas anderes. Das Gegenteil. Sie mochte ihn und verstand nicht, wie das überhaupt möglich sein konnte.

Nachdem sie sich kurz gemustert hatten, fragte er grinsend, „war eins davon für mich gedacht gewesen?“, und deutete auf die Weingläser vor ihr.
Sie grinste zurück und schüttelte mit dem Kopf, während sie still die Kellnerin verfluchte, die es nicht geschafft hatte, rechtzeitig das leere Weinglas abzuräumen.
„Ich hole uns mal noch was“, sagte er während er ihr Glas ganz austrank und sich dann mit beiden Gläsern auf den Weg zum Tresen machte. Sie blickte ihm hinterher und starrte ihm unverhohlen auf den Arsch. Als er sich unvermittelt zu ihr umdrehte, schaute sie schnell weg und schloss ihre Augen aus Scham. Sie schüttelte ihren Kopf und musste über sich selbst lachen. Wie alt war sie? Sie kam sich gerade wie ein Teenager vor. Was war los mit ihr?
Obwohl der Tresen proppenvoll war, war er schnell wieder zurück, stellte ihr ein Weinglas vor die Nase und nahm einen großen Schluck von seinem Bier, während er sich wieder hinsetzte.
„Danke“, sagte sie schüchtern, nippte ein wenig am Glas und schaute ihn erwartungsvoll an.
Neugierig fragte er, „was gibt`s? Wieso wolltest du mich sehen?“
Elisa wischte sich über ihre Augenbrauen und guckte verlegen zur Seite.
Statt ihm seine Frage zu beantworten, sagte sie leise, den Blick wieder auf ihn gerichtet, „bitte erzähl mir, wie es dir ergangen ist.“
Er wurde ernst, zog die Augenbrauen zusammen und fragte überrascht, „im Knast?“.
Sie nickte nur.
Auch wenn er ahnte, dass ihr Interesse nicht der wahre Grund für das Treffen gewesen war, wollte er ihr die Anspannung nehmen und fing bereitwillig an zu erzählen. Vielleicht, so hoffte er, würde er im späteren Verlauf des Abends ihre tatsächlichen Beweggründe erfahren.

Die erste Zeit im Gefängnis war sehr hart für ihn gewesen. Besonders, weil sein Vater mit ihm gebrochen hatte. Aber seine Mutter hatte zu ihm gehalten und auch sein zweitältester Bruder. Nach und nach hatte er sich mit seiner Situation arrangiert und sich vorgenommen, das Beste daraus zu machen.
Während seiner Haftstrafe hatte er eine Ausbildung zum Tischler gemacht und auch relativ schnell im offenen Vollzug eine Anstellung in einer kleinen Tischlerei gefunden. Sein Chef hatte ihn noch nicht mal gefragt, weshalb er eingesessen hatte. Ihm war es nur wichtig, dass er ordentlich und sorgfältig arbeitete und pünktlich war.

Elisa hörte ihm aufmerksam zu, plötzlich fiel ihr etwas ein, „und deine Musik?“
Er schüttelte nur mit dem Kopf und sagte, „nichts mehr mit Musik. Das ist vorbei.“

Die Wirkung des Alkohols ließ Elisa plötzlich sentimental werden. Sie wusste, wie wichtig ihm die Musik gewesen war. Wusste, dass er alles für sie riskiert hatte. Plötzlich empfand Elisa Mitleid für ihn. Mitleid und Schuld. Sie hatte das bedrückende Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein. Sie musste sich ihm doch anvertrauen, ob sie wollte oder nicht. Sie hatte keine Wahl. Er hatte eine Tochter. Wie konnte sie ihm dieses Wissen vorenthalten? Sie musste es ihm sagen.
Leise sagte sie, „ich habe ein schlechtes Gewissen.“
Er zog die

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