Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
und Fesseln – also da macht meine Freundin schlimmere Sachen. Glaube ich jedenfalls. Das holt doch heute niemanden mehr hinter dem iPad hervor?
Ein guter Erotikroman sollte im Übrigen nur Sexszenen beinhalten, die mit der Geschichte zu tun haben. Es muss innerhalb der Sexszenen eine Entwicklung geben, entweder bei den Figuren oder in der Handlung. Allerdings, das fällt mir gerade dazu ein, vermisste ich bei Ihrem Roman sowieso eine Handlung. Also das, was man gemeinhin Plot nennt. Es geht immer um das Eine – junges Mädchen trifft reichen Sexprotz und steigt ständig mit ihm ins Bett. Ja und sonst? Was passiert denn eigentlich in diesem Buch? Die Personen sind am Ende dieselben wie am Anfang, niemand hat eine tiefere Einsicht bekommen oder sich verändert. Ein guter Roman bringt veränderte Figuren hervor, die durch die erzählte Geschichte leben und eben einschneidende Erlebnisse haben. All das habe ich in Ihrem Roman schmerzlich vermisst, daher steht er jetzt mit roten Notizen am Rand ganz hinten im Regal, zwischen »Große Erwartungen« und dem letzten Buch von Kenneth McDuncan, der im Übrigen ein arroganter Blödmann ist.
Mit freundlichen Grüßen
Gwen Hamlin
Ich lese mir die Antwort gar nicht mehr durch, sondern klicke mit einem Gefühl innerer Befriedigung auf Antworten . Ha! Der wird seine Freundschaftsanfrage in den nächsten zehn Minuten zurückziehen, darauf wette ich. Dem hab ich‘s gegeben! Ich brenne vor Begierde, Cat davon zu erzählen. Sie wird jaulen und heulen, aber da sie das gerade sowieso tut, traue ich mich noch nicht, mein Zimmer zu verlassen. Ich fühle mich wie eine Gefangene in der eigenen Wohnung und finde es echt blöd, dass Kilian arbeiten ist und mir keine Unterstützung bieten kann.
Zufrieden mit mir und meiner Abreibung schnappe ich mir Außer Atem von meinem Lieblingsautor John Karry und krieche damit ins Bett zurück. Wird Zeit für ein gutes Buch nach diesem entsetzlichen Schund, der mir leider seit einer ganzen Woche im Hirn herumspukt.
5
»Sag mal, spinnst du?« Cats Gesicht leuchtet genauso rot wie ihre Haare, als sie wutschnaubend den Kopf durch meine Zimmertür steckt. Ich blinzle träge, offenbar bin ich über dem Buch eingeschlafen. Mein Nacken ist steif und meine rechte Hand kribbelt vor Taubheit.
»Was?«
»Du kannst doch nicht Adrian Moore, dem Bestsellerautor, schreiben, dass sein Buch eins der schrecklichsten Bücher ist, die du je gelesen hast?«
Erst jetzt bemerke ich, dass sie ihr iPhone in der Hand hat und mir das Display entgegen hält. Ich fahre hoch und starre sie verwirrt an. »Woher weißt du denn ...?«
»Er hat es bei Facebook gepostet. Mit deinem vollen Namen, du Hirn!« Sie schüttelt den Kopf und verdreht die Augen. »Rate mal, wie viele wütende Postings von Fans du auf deiner Pinnwand hast?«
»Waaas?« Wie kann überhaupt jemand auf meine Pinnwand posten? Einfach so? Hab ich das so gewollt, oder hat Facebook über meinen Kopf hinweg über mich bestimmt? Unglaublich!
Eilig haste ich zu meinem Rechner und rufe mein Profil auf. Oh. Mein. Gott.
»Oh. Mein. Gott.«
»Oh ja, Scheiße. Ich glaube, du bist heute die am meisten gehasste Person auf Facebook. Und ich bin mit dir befreundet!« Cat wirft beide Arme in die Luft und lässt sich auf mein Bett plumpsen. War mir klar, dass das ihr größtes Problem an der Sache ist.
Ich scrolle durch die Nachrichten und stöhne zwischendurch auf. Frigide Zicke und möchtegernintellektueller Blaustrumpf sind noch die nettesten Bezeichnungen, die ich über mich lese. Ich klicke das Profil von Adrian Moore an und lese ganz oben meine Nachricht – wortwörtlich. Mit Link zu meiner Facebookseite. Die dreiundzwanzig neuen Freundschaftsanfragen ignoriere ich vorerst. Offenbar bin ich nicht ganz alleine auf der Welt, das tröstet mich ein wenig.
»Warum kannst du nicht einfach mal akzeptieren, dass es Menschen gibt, die anders sind als du?«, fragt Cat, und in ihrer Stimme klingt so etwas wie Verzweiflung.
»Du meinst dümmer als ich?«, antworte ich ungerührt und mache mich daran, einige besonders böse Postings zu löschen. Weg, weg, und weg. Unverschämt, wildfremden Leuten einfach ungefragt die Meinung zu sagen.
»Nicht jeder, der ab und zu mal was Triviales mag, ist gleich dumm, Gwen.« Cat seufzt. »Du vergräbst dich seit Jahren hinter deinen Büchern, setzt dich auf ein hohes Ross und tust so, als wäre das ganze normale Leben lächerlich. Du bist keine Hauptfigur in einem viktorianischen
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