Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
Erfahrung, aber mit einer großen Liebe für Bücher und habe lediglich meine subjektive Meinung kundgetan.«
»Und genau darauf freue ich mich. Auf deine persönliche Meinung.«
Die Art, wie er mich ansieht, verwirrt mich. Es liegt ein herausfordernder Zug um seine zu einem Lächeln verzogenen Mundwinkel, aber ein Mann wie er wird sich wohl kaum auf ein Machtspielchen mit einer Studentin einlassen? Warum sollte er?
»Welche Bücher magst du? «
» Oh, sehr viele. Ich liebe John Karry, aber das wissen Sie ja.« Nein, ich kann es mir nicht verkneifen, an dieser Stelle noch einmal darauf herumzureiten, aber er geht nicht weiter darauf ein. Also überlege ich weiter.
» Ich lese gern Klassiker, vor allem aus der Romantik und dem Klassizismus. Tristram Shandy , aber auch Jane Eyre oder Pride and Prejudice . Ich lege mich eigentlich nicht fest, bei Literatur habe ich kaum Grenzen.«
» Abgesehen von Schund«, sagt Adrian und mir wird wieder warm.
» Ja, richtig. Den gab es ja auch in allen literarischen Epochen.«
» Aber nie so viel wie heute.« Ich bin erstaunt, dass er das sagt und versuche, dem Stöckchen aus dem Weg zu gehen, das er mir hingeworfen hat.
» Die Zeiten ändern sich. Menschen lesen heute zur Unterhaltung, während Lesen früher der Bildung diente und meistens den bessergestellten Menschen vorbehalten war. Heute müssen Bücher funktionieren wie Hollywoodfilme, dann sind sie auch erfolgreich. Schnell zu konsumieren, mit viel Action und wenig Substanz.«
» Trifft das auch auf mein Buch zu, deiner Meinung nach?«
» Ja, natürlich«, sage ich verwirrt. Er glaubt doch nicht wirklich, dass sein Roman ein literarisches Kunstwerk ist, oder? »Und es ärgert mich ehrlich gesagt, dass man mit so was heutzutage so viel Geld verdienen kann. Ärzte retten Leben für einen Hungerlohn, und mit einem Softporno verdient man Millionen, während ernsthafte Autoren oft von der Stütze leben müssen, um in jahrelanger Feinarbeit ihre wertvollen Werke zu schreiben. Da kann man nichts machen. Aber das ist ja nicht Ihr Problem.«
Er lacht.
»Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Aber ich bin mir jetzt noch sicherer, dass du genau weißt, was ich will und mir daher eine großartige Hilfe bei meinem nächsten Buch sein wirst.«
» Hm«, gebe ich zurück und nippe an meinem fast leeren Wasser. Es ist spät geworden und längst dunkel draußen. Die schwarzen Baumwipfel, die sich vor den Fenstern wiegen, wirken in der Nacht wie Geister.
Ich gähne, ohne mir Mühe zu geben, das irgendwie zu unterdrücken. Er zieht amüsiert eine Braue hoch und sieht mich mit auf die Seite gelegtem Kopf an.
»Wenn du schlafen gehen möchtest ... ?«
»Ja, ich glaube, das war heute alles etwas aufregend für mich«, gestehe ich und frage mich, ob es höflich wäre, die Teller abzuräumen oder ob ich damit einem unsichtbaren Hausgeist den Job wegnehme. Gebracht wurden die Porzellanschalen von einer jungen Frau in einer Uniform, auf der Mandarin Oriental stand, und ich vermute, dass sie die Reste abholen wird. Oder nicht? Mist, ich habe keine Ahnung, wie man sich in so einem Ambiente richtig benimmt. Ich bin nicht High-Society-fähig, ich lese nicht mal Klatschmagazine.
Adrian Moore hat mir einen Job angeboten, der mich nicht nur beruflich ganz weit bringen wird, sondern gleich alle finanziellen Probleme der nächsten Monate löst. Warum will ich darüber eigentlich noch länger nachdenken?
Als ich an ihm vorbeigehe, wird mir urplötzlich klar, wieso. Sein Arm schnellt vor, mit raschem Griff hat er mein Handgelenk umklammert und hält mich fest. Ich erstarre zu Eis, mein Atem stockt.
»Gwen«, sagt er leise und steht auf. Er überragt mich um mehr als einen Kopf, und ich wünschte, ich hätte dieses eine Mal hochhackige Schuhe angezogen, um ihn nicht so von unten herauf ansehen zu müssen. Stattdessen schlucke ich hart und versuche, so ruhig wie möglich zu atmen, während mein Herz Purzelbäume schlägt. Verdammter Mist, was soll das?
Er beugt sich zu mir, bis sein Gesicht meinem sehr nah ist. Verflucht nah. Viel zu nah! Ich kann seinen Atem riechen, den Whisky darin. Und sein Aftershave, das ich zum ersten Mal bewusst wahrnehme. Ich bleibe stocksteif stehen und hoffe, dass er nicht merkt, wie sehr mein ganzer Körper zittert. Das ist natürlich Unsinn, ich glaube, er kann es sogar sehen. Ein Mann wie er riecht womöglich meine Angst wie ein Spürhund.
»Ich wünsche mir wirklich, dass du meinem Vorschlag zustimmst.« Seine
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