Fesselnde Liebe - Teil 2
Nackenhaare stellen sich auf, und meine Augen fangen an zu brennen.
I ch beschleunige meine Schritte und renne fast, atemlos. Erst als ich den Hintereingang des verglasten Hochhauskomplexes erreiche, werde ich ruhiger. Vor der Tür drehe ich mich ein letztes Mal um, da erwische ich ihn tatsächlich. Es war keine Einbildung. Mit pochendem Herzen bleibe ich stehen und kneife die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Wie ein Tier ist er hinter einen Strauch gehuscht, als ich mich umdrehte, aber er war da. Ganz sicher!
» Hallo?«, rufe ich, doch es kommt keine Antwort. Natürlich nicht. Mein Magen dreht sich. Erst die anonymen Nachrichten, dann dieser Verfolger ... ich muss es Adrian sagen. Er wird wissen, was zu tun ist. Oder weiß er es längst? Ist das der Grund, warum er mich nicht allein rausgehen lassen will?
» Ms Hamlin«, sagt der Portier in der schwarzen Uniform freundlich, als ich auf ihn zugehe, und neigt den Kopf zur Seite. »Alles in Ordnung? Sie sehen etwas blass aus.«
» Alles gut, danke«, antworte ich atemlos und zeige auf den Lift. »Können Sie ...?«
» Mr Moores Apartment ist freigegeben.«
Mit höflichem Lächeln deutet er auf den Fahrstuhl, der sich lautlos öffnet, und ich schlüpfe hinein. Beruhige mich erst, als die Türen geschlossen sind und ein Ruck mir zeigt, dass er sich nach oben bewegt. Gleich bin ich wieder in Sicherheit. Bei Adrian.
Er ist noch nicht oben, ich finde ihn in keinem der Zimmer, traue mich aber auch nicht, wieder runterzufahren und ihn im Fitnessraum zu suchen. Weil mein Handy eine neue Mitteilung anzeigt, die mich fast verrückt macht.
Du bist fällig .
Meine Hände zittern. Also habe ich mich unten nicht getäuscht. Wer zum Teufel war da? Die Nachricht kam vor wenigen Minuten, als ich noch im Fahrstuhl war, das kann kein Zufall sein. Nervös verbarrikadiere ich mich im Arbeitszimmer und schalte den iMac ein.
Zum ersten Mal, seit ich hier bin, rufe ich meine E-Mails ab. Die Tage mit Adrian waren so gefüllt mit Arbeit und Liebe, dass ich gar nicht daran gedacht habe. Aber jetzt vermisse ich meine Freunde und verspüre den Drang, etwas von normalen Menschen zu hören. Und vielleicht meine Ängste loszuwerden, weil ich nicht weiß, ob ich Adrian von meinem Ausflug und der Nachricht erzählen soll. Vielleicht ist er sauer, weil ich nicht auf ihn gehört habe? Er ist nicht deine Mutter, Gwen. Du musst ihm vertrauen .
Cat schickt einen lustigen Cartoon, in dem eine Karikatur von Adrian eine Rolle spielt. Ich lache, als ich das Bild sehe und überlege, ob ich es für Adrian ausdrucken soll. Ich bin mir sicher, dass er es genauso lustig finden wird wie ich, trotzdem lasse ich es. Dann finde ich eine zwei Tage alte Nachricht von Kilian.
Gwen,
ruf mich an. Es ist wirklich dringend, ich muss mit dir reden.
Dein besorgter Freund Kilian
Du liebe Güte, Kilian! Wie konnte ich meinen Freund, der gerade so viele Sorgen wegen seiner Mutter hat, tagelang vergessen? Das schlechte Gewissen lässt sogar die seltsame SMS verblassen. Ich hole hastig mein Handy und wähle Kilians Nummer. Die Mailbox springt an. Ich hinterlasse eine Nachricht und bitte ihn, mich anzurufen.
Dann fällt mir der schwarze Moleskine wieder ins Auge. Unter einem Stapel Papier lugt er auf dem Schreibtisch hervor, und diesmal, das spüre ich am Kribbeln meiner Finger, kann ich nicht widerstehen. Hör auf, so misstrauisch zu sein , schimpfe ich mit mir selbst, aber bevor ich den Gedanken gedacht habe, sind meine zitternden Finger schon drüben und ziehen das Notizbuch hervor. Mit angehaltenem Atem schlage ich das Buch auf.
Namen. Telefonnummern. E-Mail-Adressen. Ich blättere Seite um Seite um und finde zahlreiche Frauennamen in diesem Adressbuch. Unter jedem Buchstaben mindestens fünf Einträge, bei J und S sind es sogar einige mehr. Übelkeit steigt in mir auf, ich muss mich hinsetzen, die Augen schließen und tief ein- und ausatmen. Dann blättere ich hastig weiter, bis mir etwas einfällt. Beim Buchstaben G stehen nur zwei Namen: Gisele – und Gwendolyn. Er hat die Vornamen sortiert, Nachnamen fehlen ausnahmslos. Als seien sie nicht wichtig oder austauschbar. Giseles Eintrag ist durchgestrichen, mit einer schiefen Kugelschreiberlinie. Und meiner? Steht da genauso wie alle anderen. Name, Handynummer, meine Facebook-Seite, E-Mail-Adresse, unsere Anschrift in Newcastle, mein Geburtsdatum. Fe hlt nur eine anonyme Nummer, 117 oder so was.
Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen, bis
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