Fesselnde Liebe - Teil 2
ich die säuberliche Handschrift nicht mehr erkennen kann. Hastig klappe ich das Buch zu und schiebe es zurück unter den Stapel. Mir ist immer noch übel, ich muss die Balkontür öffnen und hinaustreten, um Luft zu schnappen. Mit beiden Händen ans Geländer geklammert atme ich tief ein und lasse den Blick durch den Hyde Park schweifen. Eine grüne Idylle mitten in der hektischen Stadt, voller glücklicher Menschen. Vor wenigen Minuten fühlte ich mich wie einer von ihnen, doch auf einmal ist alles wie weggewischt. Ich kann ihn nicht darauf ansprechen, weil er dann weiß, dass ich geschnüffelt habe. Warum hat er dieses Buch aufgehoben? Und warum stehe ich darin? Habe ich mich getäuscht, bin ich doch nicht mehr als ein Rechercheobjekt für ihn? Eine von vielen?
» Nachdenklich?«
Ich fahre erschrocken zusammen, als seine Stimme hinter mir ertönt, und drehe mich zu ihm um. Mir war nicht aufgefallen, wie viel Zeit inzwischen vergangen sein muss. Mein Mund wird trocken. Sein männlicher Duft, vermischt mit einem Hauch frischen Schweißes, weht zu mir herüber. Ich kann meine Augen nicht von ihm abwenden, zu schön ist der Anblick seines nackten, leicht glänzenden Oberkörpers. Die definierten Muskeln treten deutlich hervor und lassen mich schwindeln. Mit beiden Händen greife ich hinter mich und halte mich am Geländer fest, als ob ich befürchten müsste, runterzufallen. Er hat eine lange Trainingshose angezogen, die verdammt tief auf den Hüften sitzt und das perfekte V seiner Lendenmuskeln zeigt, dessen Spitze irgendwo im Bund verschwindet. Ansonsten ist er nackt. Und barfuß.
» Du hast mich erschreckt.«
Wenn mein Lächeln so gequält aussieht, wie es sich anfühlt, müsste er sich Sorgen um mich machen. Aber ich erkenne keine Anzeichen in seinem Gesicht, dass er meine Veränderung bemerkt hat.
»Entschuldige, das war nicht meine Absicht. Was tust du hier draußen?«
Er stellt sich neben mich und sieht in die Ferne. Sein Gesichtsausdruck ist entspannt und ruhig, im Gegensatz zu meinem. Natürlich wird er merken, dass etwas passiert ist. Jedenfalls wird er sich fragen, was ich während seiner Abwesenheit getan habe. Ist das der Grund, warum er mich nicht allein lassen will? Weil er fürchtet, ich könnte seinen Geheimnissen auf die Schliche kommen? Was verbirgt er noch alles vor mir?
»Ich brauchte frische Luft. Ich war kurz draußen, unten im Park. Und ich hatte das Gefühl, dass mich jemand verfolgt.«
Er zieht die Brauen hoch und sieht plötzlich besorgt aus. »Wie kommst du darauf?«
» Ich weiß nicht, ich ...« Ich sauge an meiner Lippe und hebe die Schultern. »Es war nur so ein Gefühl. Eigentlich habe ich niemanden gesehen und ich wüsste auch nicht, wer mich hier verfolgen sollte. Oder hast du eine Idee?«
» Nein«, antwortet er kurz, und wieder ist es, als ob er einen Vorhang zuzieht. Er sperrt mich aus, aber ich sehe ihm an, dass es in ihm arbeitet.
» Adrian, wenn du etwas weißt oder eine Idee hast, solltest du es mir wirklich sagen«, dränge ich. »Ich habe nämlich direkt danach wieder eine anonyme SMS bekommen mit den Worten Du bist fällig .«
» Oh fuck. Okay, Kleines ... Ich habe eine Ahnung, wer das ... Ich werde gleich mit ihr sprechen und ihr sagen, dass das aufhören muss.«
» Mit ihr?« Ich runzle die Stirn. »Es war aber ein Mann, der mir auf die Mailbox gesprochen hat. Glaubst du, dass Jenna dahintersteckt?«
» Sie war nicht nur enttäuscht, als ich unser Verhältnis beendet habe, damit verrate ich sicher kein Geheimnis. Also liegt es nahe.«
» Vielleicht habe ich mich getäuscht und es war überhaupt niemand unten. Vielleicht spielt mein Gehirn mir auch nur Streiche, weil ich so verwirrt bin. Weil du mich so durcheinander bringst«, denke ich laut nach. Es ist doch Unsinn – warum sollte Jenna oder sonst jemand mich verfolgen? Ich meine, wir sind hier nicht in einer Krimiserie, und wenn hätte sie wohl eher einen Grund, Adrian aufzulauern und nicht mir.
Er kommt näher und zieht mich an sich. Ich spüre seinen Herzschlag, als ich meinen Kopf gegen ihn lehne und bin erstaunt, wie schnell sein Puls geht.
» Möglich. Warum sollte es dir besser gehen als mir? Aber du musst vorsichtig sein, hörst du? Versprich mir, das Haus nicht allein zu verlassen. Ich glaube nicht, dass sie gefährlich ist, trotzdem ...«
» Glaubst du nicht, dass ich mich wehren kann?«, frage ich belustigt und kneife in seinen Hintern.
Er erwidert meine Geste, indem er beide Hände um meine
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