Fessle mich!
sich redlich verdient! Über Jahre hinweg hatte er pausenlos geschuftet. Nun wollte er einen Gang zurückschalten, die Früchte seiner Arbeit ernten, sich seine geheimen Wünsche erfüllen, ohne Rücksicht auf die Kosten nehmen zu müssen. Das ist Freiheit, dachte er, ein berauschendes Gefühl. Dad wäre stolz auf mich.
Nicht, dass Leo sich in seiner bisherigen Wohnung nicht wohl gefühlt hätte. Allerdings hatte er in der Vergangenheit viel Stress gehabt. Er konnte sich kaum mehr erinnern, wann er sich zum letzten Mal Zeit genommen hatte, um zu entspannen und die schönen Seiten des Lebens zu genießen. Kein Wunder, dass ihm die Arbeit immer weniger Spaß machte. Auch sein gesellschaftliches Leben war zur Routine verkommen. Er ging zwar aus, langweilte sich aber schnell auf den Partys, die er besuchte, weil der Job es erforderte. Auch die Frauen, die er ausführte, interessierten ihn im Grunde nicht besonders. Höchste Zeit für einen Tapetenwechsel! Jemand wie Macy Webb war vielleicht genau die Abwechslung, die er brauchte.
Die Tür des Aufzugs schloss sich hinter ihm, und mit einem sanften Ruck fuhr die Kabine nach oben. Entspann dich, ermahnte sich Leo. Mach die Sache nicht komplizierter, als sie ist. Gib dich ganz locker, dann wird der Aufenthalt bei Macy wie eine Art vorgezogener Urlaub für dich sein. Und schreib es dir hinter die Ohren: Die Schnitzeljagd ist nur ein Spiel!
Er lächelte vergnügt in sich hinein. Dass er die Kreuzfahrt gewinnen würde, stand außer Frage. Nur hatte er sich fest vorgenommen, die Beantwortung des Fragebogens auf die leichte Schulter zu nehmen. Wenn er erst einmal an Deck lag und sich die Sonne auf den Bauch brennen ließ, hatte er immer noch Zeit genug, um darüber nachzugrübeln, warum ihm Macy einfach nicht aus dem Sinn gehen wollte.
Unter lautem Rumpeln blieb der Aufzug stehen, und die Tür öffnete sich. Insgeheim machte Leo sich darauf gefasst, dass Macy es sich in der Zwischenzeit anders überlegt haben könnte. Es hätte ihn kaum überrascht, wenn sie ihn mit vorgehaltener Waffe am Betreten der Wohnung gehindert hätte. Aber er hatte sich getäuscht. Nichts regte sich im Loft. Der Gemeinschaftsraum lag im Dunkeln, nur direkt am Lift brannte ein schwaches Licht. Neugierig verließ Leo die Kabine und lud sein Gepäck auf dem großen rot-gelben Sessel ab. Aus Antons Beschreibung wusste er, dass die Zimmer, die Lauren bewohnt hatte, rechts vom Eingang lagen. Macys Reich befand sich auf der gegenüberliegenden Seite, direkt im Anschluss an den Bereich des Apartments, der als Küche genutzt wurde.
Unvermittelt wurde irgendwo in der Wohnung ein Wasserhahn aufgedreht und der Müllschredder betätigt. Die Geräusche schienen von links zu kommen, also schlug Leo diese Richtung ein – und stieß nach wenigen Schritten auf Macy.
Sie trug immer noch die gleichen Sachen, die sie im Supermarkt angehabt hatte. Ihre nackten Füße steckten in schwarzen Joggingschuhen mit den dicksten Keilsohlen, die Leo jemals an einem Sportschuh gesehen hatte. Wie ein Mensch in diesen klobigen Dingern laufen sollte, war ihm unbegreiflich. Macys Hose aus knallrotem Denim endete ein paar Zentimeter unterhalb der Knie. Ein eng anliegendes, figurbetontes schwarzes Oberteil, über und über mit kleinen, grellroten Punkten gesprenkelt, vervollständigte das sonderbare Outfit.
Besonders die Tupfen hatten es Leo angetan. Sie tanzten vor seinen Augen, bis alles verschwamm. Reumütig leistete er Abbitte bei den Schulmädchen dieser Welt. Diese Art von Kleidung fand man allenfalls in einem Kindergarten. Dort wäre Macy mit ihrer zierlichen Figur ohnehin nicht aufgefallen – wenn sie nicht ausgerechnet heute einen der Push-up-BHs angezogen hätte. In einem ganz ungewohnten Anfall von Übermut ging Leo in Gedanken das Sortiment an BHs durch, das Macy ihm bei seinem letzten Besuch unfreiwillig vorgeführt hatte, und rätselte, für welchen sie sich heute entschieden hatte. Er tippte auf das schlichte weiße Modell. Es passte seiner Ansicht nach am besten zu ihrem Kleinmädchenlook.
Ganz allmählich nahm Leo das ganze Bild wahr, das sich ihm bot. Macy hatte sich offenbar völlig ungeniert seiner Honigmelone bemächtigt. In gleichmäßige kleine Würfel geschnitten lag das Fruchtfleisch bereits in einer Schüssel. Als Leo herantrat, war Macy gerade dabei, mit einem wahrlich Furcht einflößenden Messer die halbe Wassermelone zu attackieren, die sie selbst erstanden hatte. Dieses wilde Gör hat zweifellos eine
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