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Fessle mich!

Fessle mich!

Titel: Fessle mich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Kent
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eine Grapefruit und eine Tüte roter Trauben aus dem Kühlschrank. “Wie lange hattest du Bandit?”
    Leo runzelte die Stirn. Na also, es ging bereits los. Nichts als Ärger mit der sprichwörtlichen Neugier der Frauen! “Nicht lange genug”, antwortete er ausweichend.
    “Was ist passiert?”
    “Das ist eine lange Geschichte.”
    “Na und? Hast du heute noch was vor?”
    Hatte er nicht, doch die Wendung, die ihre Unterhaltung genommen hatte, behagte ihm nicht. Macy interessierte sich nach seinem Geschmack bereits viel zu stark für sein Privatleben. Unbeabsichtigt hatte sie ihm jedoch gerade einen Ausweg gezeigt. Er reckte und streckte sich demonstrativ. “Eine heiße Dusche vor dem Essen wäre toll. Reicht die Zeit?”
    Natürlich durchschaute Macy die Finte sofort. Sie stemmte die Arme in die Seite. “Euer Ehren, der Zeuge weicht meiner Frage aus. Darf ich daran erinnern, dass er unter Eid steht?”
    Ganz gegen seinen Willen musste Leo zum dritten Mal in einer Stunde schmunzeln. Macys Schlagfertigkeit beeindruckte ihn immer wieder. Was ihr wohl als Nächstes einfallen würde? Um Zeit zu gewinnen, beugte er sich über die Theke und stibitzte ein Stück Melone. Er kaute langsam und genüsslich, aber schließlich konnte er das Geständnis nicht länger hinauszögern.
    “Als ich ungefähr dreizehn war, geriet meine Mutter in eine große Sinnkrise. Am Schluss war sie überzeugt, sie müsste die Familie verlassen, um zu sich selbst zu finden, und das hat sie dann auch getan. Bandit hat sie mitgenommen. Er war ganz verrückt aufs Autofahren. Er hatte seinen Stammplatz im Wagen und fuhr am liebsten mit weit heruntergekurbeltem Fenster.” Er verschwieg, dass auch der kleine Leo ganz versessen aufs Autofahren gewesen war. Schwamm drüber! Seine Mom hatte nun einmal dem Hund den Vorzug gegeben. Ohnehin war alles viel zu lange her, längst begraben und vergessen.
    Macy hatte ihn die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen. Sie schien bis in sein Innerstes sehen zu können, und Leo verwünschte sich, weil er nicht besser aufgepasst hatte. Aber wie hätte er ahnen sollen, dass diese warmen whiskeyfarbenen Augen so gefährlich scharf sehen konnten? Was für ein unberechenbares und kompliziertes Mädchen diese Macy war! Er würde auf der Hut sein müssen, solange er mit ihr unter einem Dach lebte.
    “Du brauchst einen Hund, Leo”, sagte Macy plötzlich. Sie pflückte die Trauben von der Dolde und legte sie in ein Sieb zum Waschen. “Sobald du dich in deiner neuen Wohnung eingerichtet hast, schaffst du dir einen an.”
    Wenn da nicht die Psychologin durchkam. “Woher soll ich die Zeit für ein Tier nehmen?”, fragte Leo und verzog gequält das Gesicht.
    “Kommt Zeit, kommt Rat. Ist der Hund erst mal da, findest du auch Zeit für ihn, glaub mir.”
    “Was du nicht sagst.”
    “Aber ja! Du musst auch mal ausspannen, Leo. Ich bin überzeugt, dass du im Grunde gar nicht so verklemmt bist, wie du dich gibst. Du hast nur verlernt, auf das Kind in dir zu hören.” Sie nickte zur Bekräftigung und schien mit ihrer Analyse sehr zufrieden. “Ich wusste von Anfang an, dass es einen Grund für dein steifes Auftreten gibt.”
    “Wenn ich dich richtig verstehe, erklärst du mein Verhalten damit, dass meine Mutter meinen Hund entführt hat?” Leo schüttelte fassungslos den Kopf. Er hatte sich zu einem vorschnellen Urteil verleiten lassen und Macy gewaltig überschätzt. Andererseits war er erleichtert. Sie machte es sich ziemlich einfach, wenn sie seine Probleme auf den Verlust eines Haustieres zurückführte. Eine Westentaschenpsychologin wie sie konnte ihm nicht gefährlich werden.
    Die Wurzeln seiner Schwierigkeiten lagen natürlich viel tiefer. Als seine Mutter verschwand, bedeutete das gleichzeitig das Ende der unbeschwerten Kindheit. Für Leo hieß das, in der Obhut eines strengen, unnachgiebigen Vaters aufzuwachsen, der das Scheitern seiner Ehe niemals verwand, aber gerade deshalb von seinem Sohn erwartete, dass er ihn niemals enttäuschte.
    Macys Stimme riss Leo aus seinen tristen Überlegungen. “Du hast ja nicht nur Bandit verloren”, hörte er sie sagen, “sondern auch deine Mutter. Für einen Dreizehnjährigen bedeutet das das Ende der unbeschwerten Kindheit. Wie hat denn dein Vater reagiert? Nein, lass mich raten. Jemand, der so auf Erfolg fixiert ist wie du, wurde sicher von klein an auf Perfektion getrimmt.”
    Leo konnte nicht anders, als Macy mit offenem Mund anzustarren. Erst nach einer geraumen

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