Fessle mich!
wenn die Rede auf ihr Leben vor
Girl Gear
kam. Er dagegen hatte ihr sein ganzes Herz ausgeschüttet und jedes traurige Detail seiner Kindheit zum Besten gegeben. Wenn sie das Thema von sich aus anschnitt, war er der Letzte, der sie bremsen wollte.
Sie schnaubte leise. “Das Gefühl kenne ich. Ein Blick von meiner Mom und die schönste Ausrede platzt wie ein Luftballon. Aber sie war immer für uns da, wenn wir sie gebraucht haben.”
Das war mehr, als Leo von seiner Mutter behaupten konnte. Er war gespannt, wie es weiterging. “Und dein Dad?”, soufflierte er.
Plötzlich begannen Macys Augen zu leuchten. “Dad war Handelsvertreter. Er vertrieb Zubehör für Ölförderanlagen und Pipelines und war ständig unterwegs. Nachdem das Geschäft mit dem Öl zusammengebrochen war, hat er alles verkauft, was man sich vorstellen kann: Autos, Versicherungen, Arzneimittel. Wir kamen nur über die Runden, weil Mom dazuverdiente. Und das hieß, dass wir Kinder zu Hause einspringen mussten.” Macy verzog das Gesicht. “Du kannst dir vorstellen, wie schwer uns das gefallen ist.”
Leo lächelte. “Verzogene Bande!”
“Das kannst du laut sagen! Ich muss sieben oder acht Jahre alt gewesen sein, als sich die Lage zuspitzte. Meine Eltern haben vor uns Kindern verheimlicht, wie schlecht es um uns stand, aber ich wünschte, sie wären offen zu uns gewesen. Ihr Schweigen war viel schlimmer als ein ehrlicher Streit.”
Leo war anderer Meinung, aber er hütete sich zu widersprechen. Mit Grauen erinnerte er sich an die erbitterten Auseinandersetzungen, wenn seine Mutter sich weigerte, den barschen Anordnungen seines Vaters zu gehorchen. Er hatte so sehr darunter gelitten, dass ihm die Ruhe im Haus, nachdem seine Mutter gegangen war, erholsam erschien, bis er begriff, dass er seine Mutter nie wieder sehen würde.
Dass sein Vater danach kaum mehr ein Wort sprach, berührte Leo wenig. Er fragte sich nur manchmal, was zwei so grundverschiedene Menschen, wie seine Eltern es waren, bewogen haben mochte zu heiraten. Sie passten zueinander wie die Faust aufs Auge. Ihre Ehe war eine einzige Katastrophe. Das Einzige, was er von ihnen gelernt hatte, war, bei der Partnerwahl sehr vorsichtig zu sein.
“Ich kenne kein anderes Paar, das sich so liebt wie meine Eltern”, hörte er Macy gerade sagen. Er fuhr zusammen, peinlich berührt darüber, dass er sich bei sentimentalen Anwandlungen ertappt hatte.
“Keiner hat je ein Wort über die angespannte Situation verloren aus Angst, den anderen zu verletzen oder seine Bürde noch schwerer zu machen. Es war, als …” Macy verstummte und suchte nach den richtigen Worten, “… als hofften sie, unsere Probleme totschweigen zu können.”
Leo wurde allmählich ungeduldig. Jede Familie hatte schwere Zeiten durchzumachen, aber Macy machte ein richtiges Drama daraus. “Ihr seid aber zu guter Letzt darüber hinweggekommen, nicht wahr?”, fragte er gereizt.
“Jetzt ist alles bestens, nur …” Macys Stimmte erstarb, und ihre Augen nahmen einen eigenartigen Ausdruck an. “Eine Zeit lang war es sehr hart, vor allem für Dad. Er verschloss sich. Ich war immer sein Liebling, deshalb habe ich es damals am deutlichsten gespürt. Er war sonst immer zu Scherzen aufgelegt, nahm sich Zeit, mit mir zu spielen, und auf einmal war das alles wie weggeblasen. Der niedergeschlagene Mann, der abends nach Hause kam, war einfach nicht mehr mein Dad. Ich habe sehr unter der Situation gelitten. Meinen Dad aber hat es fast umgebracht.”
Leo horchte auf. Macys Gesicht ähnelte einer versteinerten Maske. Sie schien sich in eine andere Welt zurückgezogen zu haben. Ihm wurde flau im Magen, und er wünschte auf einmal, sie würde ihm und sich den Rest der Geschichte ersparen.
“Ich kam gerade noch rechtzeitig. Er hatte den Finger schon am Abzug. Ich betrat sein Arbeitszimmer, das Monopolybrett unter dem Arm, und da stand er und hielt den Revolver an die Stirn gedrückt. In unserer Familie war es nicht üblich, die Türen zu verschließen.”
Leo saß da wie vom Blitz getroffen. Das Herz hämmerte gegen seine Brust, seine Hände waren feucht und klamm, aber gleichzeitig hatte er das Gefühl zu ersticken. Er brachte kein Wort über die Lippen, selbst wenn er gewusst hätte, wie er in dieser Situation reagieren sollte.
Macy dagegen blieb ungerührt. Sie fuhr gleichmütig fort, als berichtete sie von einem kleinen Missgeschick auf einer Geburtstagsparty und nicht von dem Augenblick, der ihrem Leben eine neue Richtung
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