Fessle mich!
unbefriedigend erscheinen. Sie werden den Eindruck haben, dass Sie darin nicht zur Erfüllung Ihrer wahren, tiefsten Bedürfnisse vordringen können, so als ob Sie ständig nur die Vorspeise bekämen und nicht das Hauptgericht. Wenn Sie andererseits nicht der Typ für 24/7 sind, dann wird Ihnen schon in der ersten Testphase von einigen Tagen klar werden, dass Ihnen Ihre persönliche Freiheit doch wichtiger ist, als Sie vorher dachten. Oft nimmt man das, was man besitzt, ja als selbstverständlich an und weiß es erst zu schätzen, nachdem man es verloren hat.
Die andere Möglichkeit besteht schlichtweg darin, auf Ihre seelische Stimmung direkt nach einem durch Rollenspiele herbeigeführten Orgasmus zu achten: Ist Ihr Bedürfnis nach Unterwerfung durch Ihren Partner jetzt befriedigt, da es nicht mehr durch sexuelle Erregung genährt wird, und möchten Sie entweder am liebsten gleichberechtigt zusammen kuscheln oder hinaus in die Welt und Bäume ausreißen gehen? Oder ist es so, dass Ihr Wunsch, sich von diesem Menschen beherrschen zu lassen, bestehen bleibt? In letzterem Fall sollten Sie es vielleicht einmal mit dem Lebensstil des 24/7 versuchen.
Um es etwas anschaulicher zu machen, wie das Leben bei einer auf Dauer angelegten Herrschaft aussieht, habe ich meine Bekannte Saskia Weißer, die sich in so einer Partnerschaft befindet, gebeten, mir davon zu berichten. Saskia ist ebenfalls Autorin im SM-Bereich; von ihr stammt beispielsweise der erotische Erzählband Stille Tage in Roissy (Marterpfahl-Verlag 2004).
Saskia, auf welcher Grundlage beruht eure Beziehung?
Unsere Beziehung ist 24/7. Es gibt keine zeitliche oder sonstige Beschränkung Seiner Macht über mich. Ich tue, was Er sagt: ob wir gerade Sex haben oder ob ich koche oder ob ich gerade auf dem Klo sitze – egal. Sein Wort ist immer das letzte. Außerdem ist Er befugt, über meinen Alltag oder Sonstiges bis ins kleinste Detail zu bestimmen.
Was genau tust du und worin besteht dabei der Reiz für dich?
Ich diene Ihm. Mein Kick an der ganzen Sache ist meine Dienstbarkeit, die Tatsache, dass ich Sein Leben schöner machen kann, dass Er durch mich angenehme Empfindungen (ausdrücklich nicht nur sexuell) erfahren kann. In diesem Sinne tue ich alles, um Ihm Seine Wünsche von den Augen abzulesen und sie am liebsten dann schon zu erfüllen, wenn Er noch gar keine Möglichkeit gehabt hat, sie zu artikulieren. (Das geht so weit, dass ich neutrale verbale Befehle an empfindlicheren Tagen als Tadel auffasse. Ich fühle mich dann schuldig, weil ich so unaufmerksam war, dass mein Herr sich die Mühe machen musste, einen Befehl zu artikulieren.) Das heißt aber auch, dass ich bestrebt bin, wo immer möglich die Dinge eigenständig zu erledigen wie ein guter Geist: alle Aufgaben, von denen ich weiß, dass mein Herr sie gerne erledigt haben möchte. Mikromanagement ist mir auch aus dem Grund verhasst, weil ich nicht gerade dumm bin. Also brauche ich wirklich keine detaillierten Anweisungen, wie ich zum Beispiel die Wohnung sauber zu halten oder wie ich einzukaufen habe.
Außerdem diene ich Ihm auf folgende Weise:
Wenn ich Infos habe, die Er nicht hat, die Er meiner Meinung nach aber benötigen würde, um eine Entscheidung zu treffen, lasse ich sie Ihn wissen (die Entscheidung selbst liegt natürlich bei Ihm).
Wenn ich in Seiner Entscheidung einen Fehler zu entdecken glaube, dann argumentiere ich, um Ihm Seinen Fehler aufzuzeigen (die Entscheidung liegt immer noch bei Ihm).
Ich versuche, Ihm zu helfen, wo ich nur kann. Die Tatsache, dass Er mein Herr ist, macht aus Ihm keinen Supermann. Er hat genauso schwache Momente wie jeder andere und kann eine starke Schulter brauchen, wo auch Er sich über Probleme beklagen kann, die Ihn belasten. Auch in diesen Situationen versuche ich, durch Mitdenken Seine Probleme lösen zu helfen.
Kurz zusammengefasst: All mein Handeln und Nicht-Handeln hat dem Wohlbefinden meines Herrn zu dienen. An dieser Latte messe ich alles, was ich tue oder lasse, auch wenn Er gerade nicht dabei ist, und daran denke ich, wenn ich vor eine Entscheidung gestellt werde. Natürlich ist es schwierig, diese Geisteshaltung im Leben konsequent beizubehalten. Ich behaupte auch nicht, dass ich keine Fehler mache. Es geht hier viel eher um eine Geisteshaltung, die geübt werden will. Und dann … nun, Übung macht bekanntlich den Meister.
Wie sieht das konkret in eurem Alltag aus?
Wir haben das Glück, dass Ralf trotz seiner zarten Jahre so gut verdient, dass
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