Fessle mich!
Ärgernisses die Bullen ruft. Wenn Er darauf besteht, mich in teuren Strümpfen auf rauem Beton knien zu lassen, zahlt Er die Strümpfe. Manchmal muss Er mich auch vor mir selber retten.
Ralf ist auch im Berufsalltag sehr dominant und sozial ein Verantwortungsjunkie. Alles, wofür Er nicht verantwortlich sein kann, birgt keinen Reiz für Ihn. Also ist Er mehr als zufrieden, dass es bei uns immer Er sein darf, kann, soll und muss, der diese Last zu schultern hat. Ich lasse Ihn gern gewähren, denn obwohl auch ich auf den ersten Blick viel eher als Führungspersönlichkeit rüberkomme, mag ich es nicht sonderlich, andere zu leiten. Ich kann es, aber es macht mir null Spaß. Es stresst und betrübt mich viel eher. Ich finde, wir sind ein gutes Gespann, Ralf und ich.
Unsere Partnerschaft ist eine Form einer Liebesbeziehung, also wird man sich dabei mit fast allen Problemen einer Liebesbeziehung auseinandersetzen müssen. Wir haben bestimmt nicht auf einmal die Zauberformel für eine problemlose Beziehung entdeckt. Bestimmt gibt es an manchen Ecken weniger Probleme als in gleichberechtigten Beziehungen (zum Beispiel definitiv keinen Streit darüber, in welchen Film wir heute Abend gehen). Dafür warten an anderen Stellen andere Probleme. Letzten Endes gleichen sie sich aus. Also lebe ich nicht deshalb in der von mir gewählten Form von Beziehung, weil ich vor irgendwelchen Problemen weglaufen will, sondern weil mich keine andere Existenzform glücklich macht.
Ich finde es schon bemerkenswert, dass sich zwei Menschen mit so außergewöhnlichen Lebensentwürfen, die aber so gut zueinanderpassen, überhaupt gefunden haben. Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Im Internet. Ich habe eine Anzeige auf www.masterslave.org.uk aufgegeben und Er hat geantwortet. Es war zu einer Zeit, als wir beide genau wussten, was wir vom Leben und von einer Beziehung wollten. Wir suchten das sehr konkret und kompromisslos.
Ich möchte herausstreichen, dass Saskias Form der Partnerschaft nur ein Beispiel ist und sich viele andere Vereinbarungen und Lebensweisen denken lassen – natürlich auch mit einer Frau als Herrin und einem Mann als Diener.
Kapitel 12
»Lass mich deine Sklavin sein« – Rollenspiele und ihre Grenzen
Als Christian Grey Anastasia in Kapitel 13 davon überzeugen möchte, ihm in allen Dingen zu Willen zu sein, argumentiert er mit dem Vorschlag: »Stell dir das Ganze als eine Art Rollenspiel vor.« Ergibt dies eigentlich Sinn? Wenn sich Anastasia Christian auch im Alltag kontinuierlich unterordnen würde – ginge das nicht über ein Rollenspiel deutlich hinaus? Was meinen Sadomasochisten eigentlich, wenn sie diesen Ausdruck verwenden?
Normalerweise handelt es sich bei Rollenspielen um Nachinszenierungen von Situationen, die für die Betreffenden erotisch besetzt sind, um dadurch einen Lustgewinn zu erzielen. Der Reiz liegt hierbei darin, dass der Intellekt und ein weiteres Emotionsspektrum mehr stimuliert werden als beim stärker körperbetonten SM, etwa dem Auspeitschen. Dabei handelt es sich oft um Umdeutungen von Situationen, die im wahren Leben alles andere als angenehm wären, etwa eine Vergewaltigung, ein scharfes Polizeiverhör, eine Haremsauktion oder eine Kastration. Im Allgemeinen gilt daher, dass ein Rollenspiel umso besser gelingt, je weiter die dazugehörige Realität historisch entfernt ist (mittelalterliche Kerkerszene, Entführung durch Piraten etc.). Manchmal allerdings ist etwas, das in der eigenen Fantasie als anregend empfunden wird, durch die Realität so belastet, dass eine Inszenierung oder auch nur ein Mitteilen dieser Fantasie schwierig ist. Menschen mit diesem Interesse finden dafür vielleicht nur im kommerziellen SM Unterstützung. So berichtete mir Lady Teresa, eine Berliner Domina, dass sie auch mit Nazi-Rollenspielen und Guantánamo-Folterfantasien keine Probleme habe: »Dass Erotik keine politisch korrekte Angelegenheit ist, muss nicht erklärt werden, oder? Triebe und Fantasien sind existent und werden täglich generiert und regeneriert, man muss sie nicht verbieten, sondern › managen ‹ . Ich halte es für gesünder, politisch inkorrekte Fantasien nicht zu tabuisieren, sondern sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Bei den meisten Gästen ist das auch nicht unreflektiert – wenn sie sich denn mit der Sprache raustrauen. Ich geh also rein in die KZ-Aufseherin, die Gestapo- oder Securitate-Bitch oder die Ku-Klux-Klan-Frau, und dann gehen ich und mein › Opfer ‹ durch
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