Fessle mich!
sein, dass Peter immer noch Peter ist, auch wenn er jetzt als »Amanda« auftritt. Es ist aber auch möglich, dass er als Amanda Dinge von sich gibt, die ihm seine übliche Rolle als »Peter« zu sagen verbieten würde. Oder achten Sie einmal darauf, was in Ihnen selbst vorgeht, wenn Sie Haltungen und Gefühle zum Ausdruck bringen, die in unserer Gesellschaft verpönt sind: Egoismus, Grausamkeit, Arroganz und Lust an der Macht in der dominanten Rolle; Gefügigkeit, Unterwerfungsbereitschaft und Selbsterniedrigung in der devoten.
Manche Neulinge sind deshalb unsicher, wenn es um Unterwerfungsspiele geht, weil sie damit bestimmte Klischees in Verbindung bringen. Eine Frau, die die Sexsklavin spielen möchte, könnte zum Beispiel davor zurückschrecken, weil sie sich dann in die Zeit zurückversetzt fühlt, in der eine Ehefrau tatsächlich zu nichts anderem gut war, als die unterschiedlichen Bedürfnisse ihres Mannes zu befriedigen. Ein Mann wiederum könnte vor derselben Rolle Angst haben, weil in Film und Fernsehen devote Männer sehr oft als verschwiemelte, lächerliche Figuren präsentiert werden, die psychisch nicht ganz auf der Reihe sind – mindestens aber große Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein haben. Manchmal trägt schlechte Pornografie zu diesen Bildern bei. Dort sehen wir dann unterwürfig kauernde Sklaven, die tatsächlich glauben, nicht mehr als ein Wurm oder eine Fußmatte zu sein, und im Gegensatz dazu zynische, arrogante Herren oder Herrinnen mit verächtlichem Gesichtsausdruck und ohne jeden Zugang zu den weicheren Teilen ihrer Persönlichkeit. Da wir fast automatisch den Rollenbildern nachstreben, die wir kennen, können solche Klischees durchaus eine schädliche Auswirkung haben.
Um zu einer würdigen Sexualität zu gelangen, ist es oft notwendig, sich von solchen starren Bildern zu befreien. Ein erster Schritt kann sein, wenn Sie wissen, dass die selbstsichere und kompetente Seite Ihrer Persönlichkeit auch dann zum Zug kommen kann, wenn Sie eine devote Rolle einnehmen: zum Beispiel indem Sie mit Ihrem Partner vorher abklären, was Sie möchten und was nicht, oder indem Sie auf bestimmten Grundbedingungen wie Safer Sex bestehen. Sie können diesen Teil Ihrer Persönlichkeit aber auch im Rollenspiel direkt unterbringen: Es gibt »Sklaven« und »Sklavinnen«, die einen großen Teil ihres Stolzes daraus beziehen, die ihnen übertragenen Aufgaben formvollendet und zur Befriedigung ihres Herrn/Partners zu vollbringen. Aber sie fordern im Gegenzug auch bestimmte Rechte für sich ein, wie etwa dass ihr Partner sich angemessen um sie kümmert.
Viele Menschen, die in anderen Bereichen ihres Lebens besonders viel Verantwortung oder Macht ausüben und dort sehr dominant auftreten, genießen es, im Schlafzimmer die Rollen zu tauschen und die ganze Last, ständig entscheiden und anordnen zu müssen, jemand anderem zu übertragen. Leider ist das selbst schon zu einem Klischee geworden: Man denke an die Karikatur des befehlsgewohnten Managers, der sich »in Wirklichkeit« von einer Domina den Hintern versohlen lässt. Was hier manchmal ein wenig ins Lächerliche gezogen wird, ist die vollkommen vernünftige und gesunde Entscheidung, verschiedenen Aspekten der eigenen Persönlichkeit zumindest ein wenig Gelegenheit zur Entfaltung zu geben. Oft sind erotische Spiele mit ansonsten selbstbewussten Partnern auch erfüllender: Der Reiz liegt für viele ja gerade darin, dass jemand freiwillig Macht aufgibt, die er normalerweise besitzt. Je mehr Macht die betreffende Person aufgibt, je drastischer der Rollenwechsel ist, desto größer ist das Geschenk an den jeweiligen Partner. Das genau ist der Grund, weshalb viele Menschen das Gefühl haben, dass erotische Unterwerfung ihre persönliche Stärke vergrößert, statt sie zu verringern. Denn dabei erkennen sie besonders deutlich, über wie viel Macht und Selbstbewusstsein sie eigentlich verfügen und über welche Kontrolle bei der Entscheidung, diese Macht ganz ihrem eigenen Willen gemäß zu bestimmten Zeitpunkten entweder aufzugeben oder zu behalten. Sie gewinnen eine neue Form von Stolz: einen Stolz, der nicht von äußeren Statussymbolen wie einem Porsche oder besonders schicker Garderobe erwächst, sondern aus Demut, innerer Stärke und der Freiheit, sich über bestimmte allgemeine Vorstellungen hinwegzusetzen, wie sich eine Frau oder ein Mann verhalten sollte.
Eine weitere Maßnahme, um solche lästigen Klischees zu zerstören, kann eine
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