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Fest der Fliegen

Fest der Fliegen

Titel: Fest der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Heidenreich
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Kopf und sah Petrus Venerandus vor sich stehen. In dem spärlichen Licht der wenigen Seitenlampen, die sie im Altarraum eingeschaltet hatten, war die gebeugte Gestalt ein Bild der Schwäche. »Petrus Venerandus?« »Ja, mein Sohn, ich muss dir nun einiges sagen und du musst dir einiges merken. Es ist so weit.« Er kam zu ihm in die Bank und setzte sich. »Es ist Zeit, Domenico, dass du den Glauben der Engelslegion hinausträgst zu den Menschen und das Werk der Inquisitio Haereticae Pravitatis fortführst. Ich nenne dir vier Namen. Zu diesen vier Männern wirst du gehen und jedem einen Brief von mir übergeben. Du erhältst Zugang zu unseren Geldern. Du wirst nach Turin, nach Lyon, nach London und nach San Francisco fahren, um diese Männer zu treffen. Einer von ihnen wird künftig die Legio Angelorum als Großabt führen. Wer es ist, steht in den Briefen.« »Was willst du tun, Petrus Venerandus?« »Ich werde Aufnahme finden in einem Kloster. In Cork. Das Haus hier werden wir wieder aufgeben. Wir sind lange genug geblieben. Und nun lernst du die Namen. Du darfst keinen aufschreiben. Du musst die Adressen mit mir auswendig lernen.« »Hier?« »Vor Maria, der Siegerin aller Gottesschlachten, die dem Satan die Macht entwunden hat.« Von der Sakristei her glitt ein Schatten durch den Altar-raum. De Cupis erschrak. Burton nahm seine Hand. »Keine Sorge, du kennst doch Salviati.« Auch Salviati trug seine dunkelblaue Kutte und das schwarze Zingulum. Er neigte sich zu dem Großabt und fragte: »Hat sie Aufnahme in Marias Armen gefunden?« »Nein. Sie ist voller Hochmut. Wir haben sie an Luzifer verloren. Er will, dass sie ihre Seele ins Feuer wirft.« De Cupis verstand, dass sie von der Entführten sprachen: »Sie braucht sicher nur noch etwas Zeit. Keiner von uns ist über Nacht ein Engelslegionär geworden! Gebt ihr noch einen Tag, ich bete für sie.« »Das haben wir getan, Domenico, aber sie gehört zu den Menschen, die sich nicht von den Himmlischen helfen lassen wollen, denn sie gehören dem Bösen.« Burton hatte so heftig und laut entgegnet, dass de Cupis wusste: Der Tod von Martina Matt war beschlossen. Die Entscheidung war ohne ihn getroffen worden. Warum hatten sie ihn nicht hinzugezogen? Er hatte keine Bedenken zu töten, erst vor Kurzem war er der Inquisition gehorsam gewesen und hatte die verurteilte Autorin Rike Weißbinder für ihre Irrlehre bestraft. Doch hier gab es keinen Prozess, kein Urteil. »Was hat sie getan?« Petrus Venerandus wandte ihm das Gesicht zu und sah ihn an wie ein Vater sein unvernünftiges Kind. »Reicht es nicht, die Gnade zurückzuweisen, in die Heerschar des Erzengels Michael aufgenommen zu werden? Was kann einen Menschen dazu bringen, diese Gnade zurückzuweisen? Nun, Domenico, was meinst du? Muss in diesem Menschen nicht eine andere Macht stärker sein als die göttliche Gnade? Und was ist das für eine Macht, die Menschen blind sein lässt für die Herrlichkeit Mariae? Du weißt es. Die uralte Schlange. Satan hat in diesem Weib Wohnstatt genommen.« De Cupis schwieg. Er ahnte, dass weitere Fürsprache ihn selbst verdächtig machen würde. »Schlaf oder Feuer?« Salviati hatte beides vorbereitet. Er spielte mit seinen Autoschlüsseln, als sei ihm jede Sekunde wichtig. Burton dachte nach. Er hatte den Mitbrüdern verschwiegen, dass Martina Matt das Geständnis Ranuccios kannte und im Zweifelsfall eine gefährliche Zeugin war. Und doch: Hieße es nicht, auch Maria Zeit für das Wunder zu geben, wenn man Martina noch Zeit gab? Aber brauchte Maria Zeit ? Maria war die Zeit in Ewigkeit. Sie überlegte nicht, ob sie eine Seele retten wollte. Sie sah mitten ins Herz, und wenn es gut war, rettete sie es. Wer ihre Gnade nicht annahm, war Höllenspeise.
    »Maria hat es mit ihr versucht«, entschied er. »Menschen, die sich nach der Verdammnis sehnen, soll ihr Wille erfüllt werden. Du stehst im Auftrag der Inquisition, Salviati. De la Chambre ist dort. Er wird dir helfen.« Giovanni Salviati, der noch nie getötet, doch für alle Hinrichtungen der Inquisitio Haereticae Pravitatis das Gift bereitgestellt hatte, lief zur Sakristeitür und verschwand. Er wollte die Tat schnell hinter sich bringen und sich in der Nacht durch seine Selbstgeißelung von der Sünde reinigen. »Bist du bereit?« Burton fand wieder zu seinem väterlichen Tonfall, den de Cupis nicht als gütig empfand. »Es geht hier zu Ende. Ich habe euch noch nicht gesagt, das Carafa tot ist. Domingo hat ihn erstochen. Er hat es

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