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Fest der Fliegen

Fest der Fliegen

Titel: Fest der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Heidenreich
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Mit einem schnellen Erfolg.« Swoboda legte ihm die Hand auf den Rücken. »Tut mir leid, dass ich gebrüllt habe. Du bist ein wahrer Freund, Herr Kriminalrat. Ich habe so viel Angst um Martina, ich kann dir gar nicht sagen, wie viel Angst ich habe, ich bin richtig in Panik, ich sehe sie tot.«
    »Wir finden sie, Alex, wir finden sie, und wenn ich die ganze Stadt auf den Kopf stellen muss!« »Es ist meine Schuld. Ich hätte bei ihr bleiben müssen, statt irgendwelche durchgeknallten Engelslegionäre zu suchen. Habt ihr euch schon die alte Eishöhle an der Mahr vorgenommen? Die der Brauerei gehört. Nicht wegen Sinzinger, sondern weil die Höhle das einzige Versteck ist, das mir einfällt.« »Das machen wir sofort«, sagte Klantzammer. »Willst du was trinken?« »Nein. Danke. Ich muss in meinem Kopf rumsuchen. Da ist die Lösung drin. Ich weiß es. Herrgott.«
    Wenig später trank er doch. Er saß am Galerietisch und betrachtete die Fetzen der bemalten Leinwände um sich herum. In der Flasche normannischem Calvados Coup des Chevaliers , die er aus der Wohnung im ersten Stock geholt hatte, war nur noch ein Rest. Er entleerte sie in ein Rotweinglas, schwenkte den goldbraunen Schnaps und roch daran. Acht Bilder waren zerstört. Fünf Porträts, zwei Straßenansichten von Zungen, das Große Chamäleon . Die meisten hatten einen langen Schlitz, aus einigen hing in der Bildmitte ein Winkel heraus, wo de la Chambre das Haken-ende des Eisens in die Leinwand geschlagen und wieder herausgerissen hatte. Bei einem Bild hingen die gebrochenen Rahmenleisten herab. Swoboda war nicht empört. Er war sehr müde und fühlte in seinem Körper eine Schwere, die ihn hinunterzog, irgendwo hin, wo es keine Wut gab, keine Zweifel und keine Angst. Wo all der Tod, den er in seinem Beruf gesehen hatte, eine Kammer für ihn bereithielt, in die kein Licht fiel, weil es keine Öffnung gab. Sie war die Camera obscura ohne Bild, und er ahnte, dass er sich irgendwann in ihr wohlfühlen würde. Der acht Jahre alte Calvados Hors d’Âge war nicht mild, er brannte auf der Zunge und in der Kehle, und er weckte die Erinnerung an die Normandie, an die Kreidefelsen von Fécamp, an Madame O’Hearn in dem engen Korridor ihrer einsamen Wohnung an der Place Robert Gréverie in Valmont, wo die Tote mit ihrem Leib den Fliegen ein Fest bereitet hatte. Dort hatte begonnen, was jetzt in der Angst um das Leben von Martina endete. In der Zerstörung seiner Bilder. In seiner Hilflosigkeit, die er hasste. Ja, seine Fähigkeit, sich zu erinnern, war zurückgekehrt, vielleicht hatte er sie nie verloren, vielleicht war es nur so gewesen, wie Dr. Sallwey meinte: Sein neues Leben jenseits der Polizei hatte begonnen und andere Erinnerungen wurden wichtig . Das neue Leben als Maler hing in Fetzen an den Wänden um ihn herum. Das Verbrechen hatte sich nicht an die Kündigung des Kriminalhauptkommissars Alexander Swoboda gehalten. Dem Verbrechen kündigte man nicht. Er trank das Glas aus, stand auf, lief zu dem Großen Chamäleon , steckte seine Hand in den Schlitz und griff durch das kugelrunde Auge der Echse ins Leere. So hätte er jetzt weitermachen können, trinken und sinnlose Gesten ausführen. Sein Telefon schnarrte und vibrierte. Jäh die Hoffnung, es könnte Martina sein. Auf dem Display die Nummer von Michaela Bossi. Er nahm das Gespräch an und versuchte, unbefangen zu klingen. Ja, er sei gut von Thassos zurückgekehrt. Törring habe wie immer im Flieger gelitten und erhole sich zu Hause. Sie teilte ihm die neuen Erkenntnisse der Rosenkranz- Kommission mit. Der tote Belgier im Dorf Kastro sei zweifelsfrei identisch mit dem Täter im Dresdener Fall des Marienhassers Klaus Günther. Letzter Wohnsitz dieses Lieven Van Alcke sei Nürnberg gewesen. »Zuvor Konstanz und Bamberg. Immerhin acht Jahre in Deutschland, aus Nürnberg ist er vor drei Jahren verschwunden. Also einer der Engelslegion. Lecouteux hat recht, sie sind nervös, sie bringen sich selbst und gegenseitig um. Ihre Panik arbeitet für uns, glauben Sie nicht?« »Ja. Zweifellos.« Seine Zustimmung klang desinteressiert. Das Wort Panik hörte er nicht gern. Michaela Bossi spürte, dass er nicht bei der Sache war. Sie fuhr fort, das Innenministerium habe die Veröffentlichung des Manifests dieser Gruppe untersagt. Nachrichtensperre. »Ich vermute, nach Rücksprache mit dem Vatikan. Die dort zuständige Kommission Ecclesia Dei weiß angeblich nichts von der Engelslegion. Sie leitet eine Untersuchung ein. Das

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