Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
Cowboys fahren keine roten Trucks?“
„Hier draußen gibt’s jede Menge Trucks. Manche von denen sind rot, und manche sind auch noch ziemlich neu. Aber alle sind voller Matsch oder Mist oder beidem.“
„Hm, vielleicht sollte ich eine Waschanlage eröffnen“, zog er sie auf. „Hört sich ganz so an, als ob es hier viel Nachfrage danach geben könnte. Das wäre vielleicht eine gute Investition.“
Ihr Körperhaltung und ihr Gesichtsausdruck nahmen einen sanfteren Zug an, zudem ließ sie ein flüchtiges Lächeln erkennen, das so aussah, als würden ihr tausend Fragen auf der Zunge liegen, von denen sie aber keine aussprechen wollte. „In Indian Rock gibt es bereits eine Waschanlage“, entgegnete sie. „Da fahren die Leute von hier hin, wenn sie ihren Wagen waschen lassen wollen. Das sind nur vierzig Meilen.“
„Oh“, meinte er mit einem Anflug von Spott. „ Nur vierzig Meilen. Tja, dann sollte ich wohl besser meinen Wagen mit Schlamm bewerfen, wenn ich in der Gegend hier ernst genommen werden will. Und die Stiefel sollte ich auch noch ein bisschen abwetzen. Nicht zu vergessen mein Hut. Was meinen Sie? Reicht es, wenn ich ein paarmal darauf herumtrampele?“
Ihre Wangen nahmen einen sehr hübschen Rosaton an. „Sie drehen mir die Worte im Mund herum“, sagte sie und strich weiter sanft, aber immer noch mit genügend Druck mit der Bürste über Butterpies Fell. „Was ich damit gemeint habe …“
Tanner beneidete das kleine Pferd. So sehr, dass er wünschte,er hätte auch so ein Fell, damit Olivia ihn ebenfalls bürsten konnte.
„Sie meinten, ich bin kein richtiger Cowboy“, fiel er ihr ins Wort. „Damit könnten Sie sogar recht haben. In den letzten Jahren habe ich viel Zeit auf Baustellen und mit Besprechungen verbracht, bei denen so ein Hut und passende Stiefel nicht die angemessene Kleidung waren. Anstatt erst meine alten Sachen aus irgendeiner Kiste auf dem Speicher herausfischen zu müssen, habe ich mich kurzerhand neu eingekleidet, nachdem ich mich entschieden hatte, diesen Job anzunehmen.“
„Ich wette, Sie haben überhaupt keine alten Sachen“, konterte sie und lächelte dabei so verhalten, dass es aussah, als könnte ihr Gesicht jeden Moment wieder diesen argwöhnischen, missbilligenden Ausdruck annehmen.
Er nahm den Hut ab und hielt ihn ihr hin. „Hier, wälzen Sie ihn so lange im Schlamm, bis er Ihrer Meinung nach richtig aussieht.“
Als sie lachte, berührte ihn der Klang so gewaltig, dass es ihm einerseits Angst machte, er sich andererseits aber danach verzehrte, es noch einmal hören zu können. „Das wäre wohl ein bisschen übertrieben, finden Sie nicht?“
„Sie halten mich für einen Möchtegern-Cowboy“, sagte er und setzte den Hut wieder auf. „Ist das das einzige Urteil, das Sie über mich gefällt haben?“
Als sie nicht sofort reagierte, hatte er das Gefühl, dass sie im Geiste eine lange Liste zusammenstellte. Tanner war von dieser Frau fasziniert – aber sie machte ihm auch nach wie vor Angst.
„Brad hat mir erzählt, dass Sie verwitwet sind“, antwortete sie schließlich. „Das tut mir leid.“
Tanner schluckte angestrengt, dann nickte er. Da er nicht wusste, wie sehr sein Freund ins Detail gegangen war, beschloss er, sie nicht darauf anzusprechen. Vor langer Zeit hatte er Brad einmal die ganze schreckliche Geschichte um Kats Tod erzählt.
„Sie scheinen sehr zielstrebig zu sein“, fuhr Olivia fort und widmete sich wieder dem Pony. „Dass Sie ein erfolgreicher Mann sind, ist offensichtlich. Wenn Sie nicht der Beste auf Ihrem Gebietwären, hätte Brad Ihnen nicht den Auftrag gegeben. Und Sie leben und denken in Schubladen.“
„Ich tue was ?“
„Sie blenden alles aus, was Sie von einem bestimmten Thema ablenken könnte.“
„Zum Beispiel?“
„Ihre Tochter“, sagte Olivia. Mut hatte sie, das musste man ihr lassen. „Und dieses arme kleine Pferd. Sie hätten gern einen Hund, da Sie Ginger sehr mögen, aber Sie würden keinen Hund adoptieren, weil Sie dann gebunden wären. Dann könnten Sie nicht alles und jeden hinter sich zurücklassen, um den nächsten großen Job anzunehmen, wenn Ihnen danach ist.“
Tanner fühlte sich, als hätte man ihn geohrfeigt. Das Schlimmste daran war, dass alles genau so war, wie sie es sagte. Was aber nicht bedeutete, dass er es nicht abstreiten konnte.
„Ich liebe Sophie“, sagte er mürrisch.
Wieder sah sie ihm in die Augen. „Davon bin ich überzeugt. Und doch haben Sie keine Schwierigkeiten damit,
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