Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
dabei rein gar nichts damit zu tun, dass sie sich für den feierlichen Anlass hübsch machte.
Als sie die Stufen zur vorderen Veranda hinaufging, wurde eine Erinnerung an Big John aus ihrer Zeit an der Highschool wach, wie er dort oben gestanden und darauf gewartet hatte, dass sie von ihrem Date mit Jesse McKettrick nach Hause kam. Nach dem Tanz waren sie alle gemeinsam zur Triple M gefahren, um dort am See noch fast bis zum Morgengrauen zu feiern.
Big John war vor Wut außer sich gewesen, seine Miene hatte wie versteinert gewirkt, und er hatte mit bedrohlich leiser Stimme gesprochen.
Jesse hatte gehörigen Ärger bekommen, weil er Big Johns Enkelin die ganze Nacht über nicht nach Hause gebracht hatte. Olivia selbst war von ihm zu einem Monat Stubenarrest verdonnert worden.
Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen erinnerte sie sich daran, wie sauer sie damals gewesen war und wie sie ihrem wütenden Großvater unter Tränen beteuert hatte, dass zwischen ihnen nichts gelaufen war. Was der Wahrheit entsprach, wenn man das bisschen Rumgeknutsche nicht dazuzählte.
Heute dagegen würde sie alles dafür geben, den temperamentvollen alten Mann noch einmal zu erleben, selbst wenn er mit erhobenem Zeigefinger vor ihr gestanden und ihr erklärt hätte, dass zu seiner Zeit junge Damen noch wussten, wie man sich anständig benahm.
O Gott, wie sehr er ihr doch fehlte. Und seine Wutausbrüche. Nein, vor allem seine Wutausbrüche, weil sie bewiesen, wie sehr ihm ihr Wohlergehen am Herzen lag.
In dem Moment ging die Tür auf und Brad kam nach draußen. Der Papptruthahn flatterte im Wind.
„Ashley wird mich umbringen“, sagte sie zu ihrem Bruder. „Ich habe vergessen, die Salate zu kaufen.“
„Wir haben so viel Essen“, erwiderte er lachend, „da wird ihr das gar nicht auffallen. Und jetzt komm endlich rein, bevor wir beide hier draußen noch erfrieren.“
Olivia zögerte und musste schlucken. Ihr entging nicht, dass Brads Gesicht einen ernsten Zug annahm.
„Stimmt was nicht?“, fragte er und kam die Treppe herunter.
„Ashley sucht nach Mom“, sagte sie. Eigentlich hatte sie das Thema gar nicht anschneiden wollen, es war ihr einfach so herausgerutscht.
„Wie bitte?“
„Ich vermute, sie wird es beim Abendessen bekannt geben“, redete sie weiter. „Sehe nur ich das so, oder ist das wirklich eine dumme Idee von ihr?“
„Es ist sogar eine sehr dumme Idee“, antwortete Brad.
„Du weißt doch irgendwas über Mom, nicht wahr? Irgendwas, was du uns allen verschweigst.“ Es war nur ein Schuss ins Blaue gewesen, aber der entpuppte sich als Volltreffer. Das verriet ihr die finstere Miene ihres Bruders.
„Ich weiß genug“, sagte er.
„Ich hätte es nicht ansprechen sollen. Aber ich musste gerade an Big John denken, und dann kam mir Mom in den Sinn, und dabei fiel mir ein, was Ashley mir gesagt hatte …“
„Ist schon gut“, erwiderte Brad und versuchte sie aufmunternd anzulächeln. „Vielleicht fängt sie ja heute nicht davon an.“
Olivia bezweifelte, dass dieser Kelch an ihnen vorübergehen würde. Immerhin war Ashley eine echte O’Ballivan, und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab sie keine Ruhe mehr, bis ihr Ziel erreicht war. „Ich könnte mit ihr reden …“
Brad schüttelte den Kopf und zog sie mit sich ins Haus. Drinnen war es zu warm, zu überlaufen und zu laut, dennoch war Olivia entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen – der Familie zuliebe und auch sich selbst zuliebe.
Big John hätte nichts Geringeres von ihr erwartet.
Sie machte sich auf die Suche nach Mac, den sie in seinem Laufstall entdeckte. Sie hob den Jungen heraus und nahm ihn in ihre Arme. „Hier riecht’s ja richtig gut, Großer“, sagte sie zu ihm. Im Kamin brannte ein Feuer, und Meg hatte hier und da Duftkerzen aufgestellt. Außerdem verbreiteten sich aus der Küche kommend köstliche Aromen im ganzen Haus.
Aus dem Augenwinkel entdeckte sie Tanner Quinn, der in der Nähe von Brads Stutzflügel herumstand, eine Flasche Wasser in der Hand hielt und sich alle Mühe gab, den Eindruck zu erwecken, Spaß zu haben.
Als sie sein Unbehagen bemerkte, vergaß Olivia darüber völlig, dass es ihr ganz genauso ging. Mit Mac im Arm ging sie rüber zu Tanner.
Ein Handy begann in dem Moment zu klingeln, als sie ihn ansprechen wollte – es war die Titelmelodie aus dem Weihnachtsfilm Der Grinch –, und sofort griff Tanner in seine Jackentasche.
Nachdem er das Telefon aufgeklappt und sich
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