Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
erklären, was ich um diese Uhrzeit hier zu suchen habe“, machte sie ihm klar, während sie den Mund zu einem ironischen Lächeln verzog. „Ich für meinen Teil ziehe es vor zu gehen.“
Widerwillig nickte Tanner.
Ginger und Olivia verließen die Scheune, ohne dass Sophie von ihrer Anwesenheit überhaupt etwas mitbekommen hatte.
Zu Hause angekommen, duschte Olivia, dann zog sie einen abgewetzten Chenille-Bademantel an und hörte ihren Anrufbeantworter ab, falls es irgendwo einen Notfall gab. Die Mailbox ihres Handys hatte sie bereits überprüft, aber man konnte nie wissen, ob nicht doch jemand die andere Nummer gewählt hatte.
Die einzige Nachricht stammte von Ashley. „Wo warst du?“, wollte ihre jüngere Schwester wissen. „Heute war Thanksgiving !“
Seufzend wartete Olivia, bis Ashley Dampf abgelassen hatte, dann wählte sie deren Nummer.
„Mountain View Bed & Breakfast“, meldete sich ihre Schwesterunüberhörbar gereizt. Der Tonfall verriet, dass sie wusste, wer anrief.
„Gibt’s noch freie Zimmer?“, fragte Olivia in der Hoffnung, die Stimmung etwas zu heben.
Aber darauf sprang Ashley nicht an, sondern wiederholte fast wörtlich, was sie auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte. Sie schloss mit der erneuten Frage: „Wo warst du?“
„Es gab einen Notfall“, antwortete sie. Was hätte sie sonst sagen sollen? Ich war mit Tanner Quinn im Bett und habe mich bestens vergnügt, danke der Nachfrage .
„Was für ein Notfall?“, hakte Ashley prompt nach.
Olivia seufzte leise. „Das möchtest du lieber nicht wissen.“ Genau genommen stimmte das ja auch, denn ihre Schwester würde sich ganz bestimmt nicht im Detail anhören, was Tanner mit ihr angestellt hatte.
„Schon wieder eine Kuh mit Blinddarmproblemen?“, fragte Ashley mit einem Anflug von Sarkasmus, unter den sich aber Ungewissheit mischte.
„Eine geheime Operation“, antwortete sie, da sie in diesem Moment an den schwarzen Helikopter denken musste. Wenn die Verschwörungstheoretiker aus der Gegend die Landung der Maschine mitbekommen hatten, würde sie das für längere Zeit beschäftigen.
„Tatsächlich? Eine geheime Operation?“
Olivia hatte nicht vor, über das zu reden, was zwischen Tanner und ihr vorgefallen war, also würde es geheim bleiben, und deshalb konnte sie das reinen Gewissens bejahen.
„Oh, und ich dachte schon, du wärst mit diesem Bauunternehmer ins Bett gegangen, den Brad für den Bau des Tierheims angeheuert hat“, sagte Ashley immer noch aufgebracht.
Olivia musste sich ein Kichern verkneifen, stattdessen fragte sie fast schon ein bisschen vorwurfsvoll: „Ashley O’Ballivan, wie kommst du denn auf diesen Gedanken?“
„Weil ich gesehen habe, wie ihr beide abgefahren seid“, erklärte Ashley. „Ich wollte Brad und Melissa davon erzählen,dass ich beschlossen habe, nach Mom zu suchen“, beklagte sie sich. „Aber das konnte ich nicht machen, weil du nicht mit dabei warst.“
Olivia wurde ernst. „Ein ziemlich heikles Thema, wenn Brad und Meg das Haus voller Gäste haben, oder findest du nicht?“
Ihre Schwester schwieg.
„Ash?“, fragte sie. „Bist du noch da?“
„Ja.“
„Und warum sagst du dann nichts mehr?“
Wieder folgte eine Pause, die sich lange genug hinzog, um bei Olivia Besorgnis zu wecken. Dann schließlich ließ Ashley die Bombe platzen: „Ich glaube, ich habe sie schon gefunden.“
6. KAPITEL
W as dein Haus braucht“, erklärte Sophie, als sie sich am nächsten Morgen in der Küche umsah, „ist eine Frau, die was von Inneneinrichtung versteht. Oder vielleicht eins von diesen Spitzenteams, die im Fernsehen Häuser einrichten.“
Tanner, der noch gar nicht ganz wach war, stand am Tresen und schenkte sich einen dringend benötigten Kaffee ein. Nach Sophies aufregendem Abenteuer und nach dem Sex mit Olivia fühlte er sich desorientiert, so als wäre er nicht mehr im Gleichschritt mit seiner normalen Welt. „So was siehst du dir im Fernsehen an?“, fragte er, nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hatte.
„Das macht doch jeder“, gab sie zurück. „Ich überlege, ob ich Häuser auf Vordermann bringen soll, wenn ich groß bin.“ Mit dem langen, glänzenden Haar und den ausdrucksvollen Augen sah sie aus wie ihre Mutter. Im Moment war in diesen Augen eine Mischung aus Zurückhaltung, überschäumender Freude und gesundem Menschenverstand zu sehen.
„Glaub mir“, sagte Tanner und wählte seine Worte mit Bedacht, da er sich auf unsicherem Terrain bewegte.
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