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Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte

Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte

Titel: Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Dass sie eigentlich gar nicht über den Kauf und Verkauf von Immobilien redeten, war ihm klar. „Häuser auf Vordermann zu bringen ist wesentlich schwieriger als das, was die einem in dreißig Minuten in einer Fernsehsendung zeigen.“
    „Du musst das ja wissen“, gab sie zurück und musterte wieder die jämmerlich aussehende Küche. „Aber du wirst das Haus hier auch renovieren und dann mit Gewinn verkaufen, so wie du das mit allen anderen auch gemacht hast.“
    Er zog einen Stuhl nach hinten und ließ sich mehr oder weniger darauf fallen. „Setz dich, Soph“, murmelte er. „Es gibt Wichtigeres zu besprechen als deine Lieblingssendungen im Fernsehen.“
    Mit viel Pathos durchquerte Sophie das Zimmer und setztesich ihm gegenüber an den Tisch. Den Schlafanzug, den sie momentan trug, hatte sie vor dem Verlassen des Hotels in ihrem Rucksack versteckt, was ein eindeutiger Beweis dafür war, dass sie von langer Hand – wahrscheinlich schon in Briarwood – geplant hatte, sich in New York von der Gruppe abzusetzen. Jetzt gab sie sich ganz cool und gelassen.
    Tanner dachte an Ms Wiggins’ Pläne, Sophie in den Schauspielkurs der Schule aufzunehmen. Dabei musste er sich zwingen, nicht entsetzt das Gesicht zu verziehen. Seine Schwester Tessa war als Kind ins Showbusiness geraten, als sie mit acht Jahren für irgendeinen Katalog in Dallas modelte. Es folgten Werbespots, diverse Gastrollen und schließlich ein fester Part in einer erfolgreichen Fernsehserie. So wie Tanner das sah, hatte sie den falschen Weg eingeschlagen. Ihm kam es immer so vor, als ob die wundervolle, kluge und hübsche Tessa mit einundzwanzig Jahren auf dem Höhepunkt angelangt war und sich seitdem auf einer langen, beständigen Talfahrt befand.
    „Du bist sauer, weil ich weggelaufen bin“, sagte Sophie, die kerzengerade am Tisch saß wie eine Angeklagte im Zeugenstand. Sie schien zu glauben, dass eine gute Haltung genügte, um den Richter zu ihren Gunsten entscheiden zu lassen. Auf jeden Fall spielte sie ihm immer noch etwas vor.
    „Ich bin sogar stinksauer“, bekräftigte er. „Was du gemacht hast, war dumm und gefährlich. Du musst nicht glauben, dass ich dir das einfach so durchgehen lasse, nur weil ich so froh darüber bin, dich wiederzusehen.“
    Ihr schmales Gesicht hellte sich auf. „Bist du denn froh, mich zu sehen, Dad?“
    „Aber natürlich, Sophie. Ich bin dein Vater. Du fehlst mir schrecklich, wenn du nicht bei mir bist.“
    Sie seufzte und hörte auf zu schauspielern. Zumindest fuhr sie die Show ein wenig runter. „Meistens komme ich mir vor wie eine von diesen Pappfiguren“, sagte sie.
    Tanner sah sie verständnislos an. „Ich glaube, ich kann dir nicht folgen.“
    „Du weißt schon, diese großen Aufsteller in den Videotheken. Johnny Depp als Captain Jack oder Kevin Costner als Wyatt Earp oder so.“
    Er nickte, kam aber immer noch nicht mit. Sophie war keine zweidimensionale Figur, sondern ein dreidimensionales Wesen aus Fleisch und Blut. Wusste sie das nicht?
    „Ich komme mir vor, als ob du mich wie so eine Pappfigur siehst“, redete sie nachdenklich weiter. „Wenn ich da bin, ist das ganz toll. Wenn nicht, dann stellst du mich einfach in den Schrank, wo ich vollstaube, bis du mich mal wieder rausholst.“
    Sein Herz verkrampfte sich, seine Kehle war wie zugeschnürt. „Soph …“
    „Ich weiß, dass du nicht wirklich so denkst, Dad“, unterbrach ihn seine Tochter, um ihn an ihrer kindlich-weiblichen Weisheit teilhaben zu lassen. „Ich will damit nur sagen, dass es sich für mich so anfühlt .“
    „Und ich sage, ich will nicht, dass du so empfindest, Soph. Niemals soll das der Fall sein. Aber ich versuche alles zu tun, damit du in Sicherheit bist.“
    „Ich wär lieber glücklich.“
    Noch ein Schlag ins Gesicht. Tanner stand auf und schüttete den restlichen Kaffee ins Spülbecken, nur um sich dann eine neue Tasse einzuschenken. Aus dem Augenwinkel beobachtete er seine Tochter und fragte sich, ob alle Zwölfjährigen so kompliziert waren wie sie.
    „Du wirst es verstehen, wenn du älter bist“, entgegnete er vorsichtig.
    „Ich verstehe das jetzt auch schon“, beharrte Sophie und machte dabei eine völlig ernste, überzeugende Miene. „Du bist der mutigste Mensch, den ich kenne, weil du mit Onkel Jack beim Militär zu den Special Forces gehört hast, aber du hast auch Angst. Dass mir etwas passiert wegen dem, was Mom passiert ist.“
    „Du kannst dich unmöglich so gut daran erinnern.“
    Fast schon

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