Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
mit der Gabel, da er seine Küchenutensilien nicht nach Stone Creek hatte schicken lassen, weshalb ihm nun auch ein Schneebesen fehlte. Er würde so oder so zum Einkaufen müssen, da sie etwas zu essen brauchten. Auf dem Weg konnte er dann auch einen Schneebesen und andere Haushaltsartikel mitbringen – und alles, was Sophie so brauchte.
Er musste einkaufen gehen, und das am hektischsten Tag des Jahres, den der Einzelhandel kannte.
Dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht.
„Wie geht’s Sophie?“, fragte Tessa so unvermittelt, dass Tanner einen Moment lang überlegte, ob sie wohl irgendwie von dem Fluchtversuch erfahren hatte. Dann aber wurde ihm klar, dass Tessa so sehr um das Mädchen besorgt war wie er selbst. Sie war gegen Briarwood, und sie nannte ihn gern den „abwesenden Vater“, was ihm jedes Mal einen Stich versetzte, wenn er es hörte. Aber sie war nur in Sorge um Sophies Wohl.
„Sie bleibt über Weihnachten hier“, antwortete er, als hätte er das von langer Hand geplant. Sie brauchten auch noch einen Tannenbaum und eine Lichterkette, ging es ihm durch den Kopf, und auch noch allen Krimskrams, den man an die Zweige hängte. Jetzt, nachdem Hurrikan Sophie eingetroffen war, geriet mit einem Mal alles aus den Fugen. „Warum kommst du nicht zu uns?“
„Keiner da, der auf die Pferde aufpassen kann“, erwiderte sie.
„Alles okay?“, erkundigte er sich. Er wusste genau, das war nicht der Fall, aber ihm war auch klar, dass er nichts für sie tunkonnte, solange sie ihm nicht sagte, dass sie seine Hilfe benötigte. Es gab mit Sicherheit genügend Leute, die sich um Tessas geliebte Pferde hätten kümmern können, immerhin waren die meisten ihrer Freunde und Bekannten so wie sie selbst Pferdenarren. Das Problem war, dass sie nicht gern andere um Hilfe bat.
Auch das hatten sie beide von Lottie Quinn geerbt.
„Sich scheiden zu lassen ist zu keiner Jahreszeit eine tolle Sache“, sagte sie schließlich. „Und kurz vor den Feiertagen ist es umso schlimmer. Egal, wo ich hingehe, überall wünscht man mir fröhliche Weihnachten oder irgendwas anderes, das genauso deprimierend ist.“
Tanner machte den Gasherd an, stellte die Pfanne auf die Flamme und gab einen Stich Butter hinein, während er an das erste Weihnachten nach Kats Tod denken musste. Er hatte Sophie bei Tessa einquartiert, sich ein Hotelzimmer genommen und sich mit Bourbon fast ins Koma gesoffen.
Das war einer von diesen Momenten, die er lieber aus seinem Gedächtnis gestrichen hätte.
Als er danach wieder nüchtern war, hatte er dem Alkohol abgeschworen und sich bis heute daran gehalten.
„Weißt du was, Tess“, sagte er mit belegter Stimme. „Es gibt Firmen, die auf Pferdetransporte spezialisiert sind. Beauftrage doch eine von denen, damit sie deine Heufresser zu mir bringen. Ich habe hier einen Pferdestall.“
Ja, genau. Diese windschiefe Bude, die einem über dem Kopf zusammenfällt, dachte er. Andererseits gehörte ihm ein Bauunternehmen. Er konnte die für Montag eingeplante Crew früher antreten lassen und den Leuten Überstunden bezahlen, damit die Scheune eher fertiggestellt wurde. „Ich habe hier ein großes Haus und jede Menge Platz. Außerdem meint Sophie, es müsste sich eine Frau um die Inneneinrichtung kümmern.“
Tess schwieg eine Weile. „Mitleid mit deiner kleinen Schwester, wie?“
„Ein bisschen“, gestand Tanner ihr. „Du machst gerade eine schwere Zeit durch, und das gefällt mir nicht. Vielleicht würdees dir guttun, mal eine Zeit lang woanders zu sein. Außerdem kann ich hier wirklich Hilfe gebrauchen.“
Daraufhin begann sie zu lachen, und auch wenn das mehr wie ein Echo ihres alten, vertrauten Lachens klang, war das immer noch besser als der resignierte Tonfall, den er aus ihrer Stimme herausgehört hatte. „Dann hast du mit Sophie also immer noch alle Hände voll zu tun.“
„Sophie“, erwiderte er, „ist ein Taifun, dem eine Flutwelle folgt, dicht gefolgt von …“
„Du hast noch niemanden kennengelernt?“
Tanner würde darauf nicht eingehen, jedenfalls vorläufig nicht. Zugegeben, er war mit einer sehr hübschen Tierärztin im Bett gewesen, aber sie waren sich beide einig gewesen, dass das eine völlig unverbindliche Sache zwischen ihnen sein sollte. „Man weiß nie, was passiert“, antwortete er zu ausweichend.
Es folgte wieder eine Pause, und er konnte sich gut vorstellen, wie Tessa dasaß, den Hörer festhielt und intensiv überlegte. „Ich kann es mir im Moment wirklich nicht
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