Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
was ich mir zu Weihnachten wünsche?“, fragte Sophie eine halbe Stunde später, als sie im altmodischen Spülbecken die Teller abspülte. Tanner saß am Tisch und arbeitete an seinem Laptop. „Und sag jetzt nicht ‚Deine beiden Schneidezähne‘, weil das nämlich ein echt doofer Witz wäre.“
Er grinste sie an. „Okay, dann werde ich mir diese Antwort eben verkneifen“, gab er mit gespielter Resignation zurück. „Was wünschst du dir zu Weihnachten?“
„Ich wünsche mir, dass du und ich und Tante Tessa alle zusammen hier leben“, sagte sie. „So wie eine Familie. Eine Tante ist zwar nicht das Gleiche wie eine Mom, aber wir drei gehören zusammen. Das könnte doch funktionieren.“
Tanners Finger erstarrten mitten in der Bewegung. „Schatz“, antwortete er ruhig. „Tante Tessa ist noch jung, sie wird irgendwann wieder heiraten und dann eine eigene Familie haben – so wie du, wenn du erwachsen bist.“
„Ich will aber jetzt eine Familie haben“, beharrte Sophie stur. „Ich hab schon lange genug gewartet.“ Mit diesen Worten wandte sie sich wieder ab, spülte weiter ab und stand mit angespannten Schultern da.
Tanner kniff sekundenlang die Augen zu, dann zwang er sich dazu, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die im Moment wichtig war: die Überweisung auf Tessas Konto.
Über den Schlamassel, in dem er sich befand, konnte er später immer noch nachdenken.
Olivia wäre auf dem Weg in die Stadt eigentlich an der Starcross Ranch vorbeigefahren, hätte Ginger nicht darauf bestanden, dass sie anhalten und nach Butterpie sehen sollten. An diesem Morgen stand Olivia gar nicht so sehr der Sinn danach, Tanner Quinn zu begegnen.
Aus dem wollüstigen Flittchen von gestern war über Nacht das verlegene Heimchen geworden.
Außerdem gingen ihr noch andere Dinge durch den Kopf, vor allem Ashleys Bemerkung am Telefon gestern Abend, dass sie glaubte, sie habe ihre Mutter gefunden. Ganz gleich, was Olivia auch gefragt hatte, ihre Schwester war nicht bereit gewesen, mehr darüber verlauten zu lassen.
Olivia hatte am Morgen bereits in der Klinik angerufen und erfahren, dass der Terminplan nicht überquoll, da ein anderer Tierarzt Rufbereitschaft hatte. Normalerweise hätte sie darauf mit Erleichterung reagiert, weil ihr das Zeit verschaffte, um Einkäufe zu erledigen, zum Friseur zu gehen, die Wäsche zu erledigen.Aber sie musste nach Rodney sehen, und Butterpie war auch noch nicht aus dem Gröbsten heraus.
Zwar war Sophie jetzt zu Hause, worüber sich das Pony sehr freuen würde, doch das konnte nur so lange währen, wie Tanner seiner Tochter erlaubte, bei ihm zu bleiben. Möglicherweise schmiedete er bereits Pläne, um das arme Mädchen mit dem schwarzen Helikopter ins Internat zurückfliegen zu lassen.
Das brachte sie zurück zu den Überlegungen rund um ihre Mutter.
Hatte Ashley tatsächlich Delia O’Ballivan ausfindig gemacht? Die wahre Delia O’Ballivan? Keine Betrügerin, die darauf hoffte, von Brads Ruhm und Vermögen zu profitieren?
Olivia sah diese Sache mit gemischten Gefühlen. Sie hatte oft von einem Wiedersehen mit ihrer Mutter geträumt, so wie Ashley und Melissa … und so wie auch Brad, zumindest als er noch jünger gewesen war. Sie waren alle tief betroffen gewesen, als Delia sie verlassen hatte – vor allem als dann wenig später auch noch ihr Vater gestorben war.
Wäre sie nicht mit ihrem Wagen unterwegs gewesen, dann hätte Olivia jetzt die Augen zugekniffen, um die Erinnerung zu verdrängen. Sie war dabei gewesen, sie war mit ihrem Vater hinter einem ausgebüxten Rind hergeritten, als der Blitz einschlug und ihren Vater mitsamt seinem Pferd auf der Stelle tötete. Sie war von ihrem panischen Pferd gesprungen und zu ihrem Dad gerannt, sie hatte sich neben ihm in den Staub gekniet, während ein warmer Regen auf das Land niederprasselte. Sie hatte geschrien und geschrien, bis ihre Kehle schmerzte, als auf einmal Big John in seinem alten Truck auf das Feld gefahren kam.
Lange Zeit war sie davon überzeugt gewesen, dass ihre Schreie bis zum Haus vorgedrungen sein mussten, das fast eine Meile von der Unglücksstelle entfernt gelegen hatte. Erst Wochen nach der Beerdigung, als die Benommenheit allmählich nachließ, war ihr bewusst geworden, dass Big John auf der Landstraße unterwegs gewesen war und den Blitz vom Himmel herabzucken gesehen hatte. Er war Zeuge geworden, wie sein Sohn getötet wurde, kamzu ihnen hinübergerannt und war im strömenden Regen neben Olivia auf die Knie
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