Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
leisten, auf Reisen zu gehen, Tanner. Schon gar nicht mit sechs Pferden.“
Die Eier begannen in der Pfanne zu brutzeln. Da er vergessen hatte, gehackte Zwiebeln dazuzugeben – hatte er überhaupt auch nur eine einzige Zwiebel im Haus? –, beschloss er kurzerhand, aus dem Omelett Rührei zu machen. „Ich kann von meinem Laptop aus Geld überweisen“, schlug er vor. „Und das werde ich auch machen, Tess, ob du nun nach Arizona kommen willst oder nicht.“
„Es fällt mir schwer, hier zu sein“, gestand sie ihm mit tonloser Stimme, was ihm verriet, dass sie umzuschwenken begann. „Dieser Kampf raubt mir meine Kräfte. Die Anwälte fallen über mich her, und ich bin mir mittlerweile gar nicht mehr so sicher, ob ich das Haus überhaupt noch haben will.“ Wieder folgte Schweigen. Tanner wusste, dass Tess in diesem Moment mit ihrem unbezwingbaren Stolz haderte. „Und ich könnte die Pferde tatsächlich mitbringen?“
„Natürlich. Ich werde alles regeln.“
„Das würde ich lieber selbst machen“, sagte sie. Er konnte ihr anhören, dass sie versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten. Wenn dieses Telefonat beendet war, würde sie ihnen freien Lauf lassen – in dem großen Farmhaus in Kentucky, in dem sie ganz allein lebte und in dem sie sich längst nicht mehr zu Hause fühlte. „Danke, Tanner. Was Brüder angeht, bist du gar nicht so übel.“
„Danke“, erwiderte er mit einem verhaltenen Lachen. Er überlegte ihr anzubieten, sich mit einem von Jack McCalls Jets nach Westen fliegen zu lassen, aber damit hätte er wohl den Bogen überspannt. Tessa war eine sehr selbstbewusste, eigenständige Frau, und sie könnte sich doch noch entschließen, nicht nach Stone Creek zu kommen, wenn sie nicht wenigstens ein paar Entscheidungen selbst treffen durfte.
In diesem Moment kam Sophie zurück in die Küche. Sie trug die Jeans vom Vortag, dazu modische Stiefel mit Kunstfellbesatz und einen dicken Pullover. Ihr Gesicht glänzte, so hatte sie es geschrubbt. Die Haare hatte sie nach hinten gekämmt und zum Pferdeschwanz gebunden.
„Ich gebe dich kurz weiter an Hurrikan Sophie, okay?“, sagte er, um seiner Schwester die Gelegenheit zu geben, sich wieder in den Griff zu bekommen. „Hier brennt nämlich sonst das Rührei an.“
„Tante Tessa?“, krähte Sophie ins Telefon. „Ich bin in Dads neuem Haus. Es ist total irre, auch wenn es eigentlich eine Bruchbude ist. In meinem Zimmer pellt sich die Tapete von den Wänden, und die Decke hängt durch …“
Tanner verdrehte die Augen, dann machte er sich daran, das Frühstück zu retten.
„Und ich muss echt einkaufen gehen“, fuhr sie fort, nachdem sie Tessa ein paar Sekunden lang zugehört hatte – oder besser gesagt: nachdem sie darauf gewartet hatte, dass ihre Tante für einen Augenblick den Mund hielt, damit sie selbst wieder weiterreden konnte. „Aber erst mal will ich auf Butterpie reiten. Dad sagt, ich darf sie zur Schule mitnehmen, wenn ich zurückmuss …“
Er ließ sie reden und konzentrierte sich darauf, Brotscheiben in den Toaster zu stecken und im Geiste eine Einkaufsliste zusammenzustellen.
„Wann wirst du hier sein?“, wollte Sophie begeistert wissen.
Tanner horchte wieder hin, da er vergessen hatte, Tessa genau diese Frage zu stellen.
„Du wirst hier sein, wenn du hier bist“, wiederholte seine Tochter einen Moment später und lächelte erfreut. „Aber vor Weihnachten, oder?“ Als sie Tanners Blick bemerkte, nickte sie ihm zu. „Sag uns Bescheid … ich hab dich auch lieb … ja, das sag ich ihm … bis dann.“
Er verteilte das beinahe schon wieder kalt gewordene Rührei auf zwei Teller. „Keine geschätzte Ankunftszeit von Tante Tessa?“, fragte er, stellte die Teller auf den Tisch und ging zurück zum Tresen, um seinen Laptop hochzufahren. Gleich nach dem Frühstück würde er das geschröpfte Bankkonto seiner Schwester wieder auffüllen.
„Sie sagt, sie hat dich lieb.“ Sophies Augen funkelten vor freudiger Erwartung. „Sie sagt, sie muss noch ein paar Sachen erledigen, bevor sie nach Arizona kommen kann, aber sie wird auf jeden Fall vor Weihnachten hier sein.“
Tanner setzte sich zu ihr und begann zu essen, doch sein Kopf war mit so vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt, dass er von den Eiern und dem Toast kaum etwas schmeckte. Das war vermutlich auch besser so, schließlich war er nicht der beste Koch in diesem oder irgendeinem anderen Sonnensystem. Andererseits war er aber auch nicht der schlechteste.
„Weißt du,
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