Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
Ahnung, wie eine erfinderische Gastwirtin den Aufenthalt zu einem Höllentrip machen konnte, der jeden unerwünschten Gast die Flucht ergreifen ließ.
Zu viel Stärke im Bettzeug.
Zu viel Salz in der Suppe.
Die Möglichkeiten waren nahezu unerschöpflich.
Olivia lächelte, als sie gemeinsam mit Ginger die Verandatreppe hinunter und zu ihrem Wagen ging.
Dicke Schneeflocken fielen aus dichten Wolken, als alle Einwohner von Stone Creek und etliche Besucher aus Indian Rock imwinzigen Park der Stadt beisammenstanden und darauf warteten, dass so wie jedes Jahr die Beleuchtung am Weihnachtsbaum das erste Mal angeschaltet wurde.
Sophie stand links neben Olivia, Tanner rechts von ihr.
Brad war dazu verpflichtet worden, durch die Zeremonie zu führen, aber es war ein Auftritt, bei dem er mal nicht singen musste. Er gab bekannt, dass die Sporthalle der Highschool für den Basar und den anschließenden Tanz bereit war, und er wies alle Anwesenden noch einmal darauf hin, dass alle Einnahmen für einen guten Zweck gespendet würden.
Eine riesige Tanne stand da, mit ihren dunklen und aromatisch duftenden Zweigen, durch die sich endlos viele Meter Verlängerungskabel zogen. Die Wurzel war in einen Leinensack gepackt worden, und sobald es zu tauen begann, würde dieser Stone-Creek-Weihnachtsbaum so wie alle anderen vor ihm auch eingepflanzt werden und einen festen Platz in der Stadt erhalten.
„Seid ihr bereit?“, rief Brad, den Finger an den Schalter gelegt.
„JA!“, johlten die Einwohner ausgelassen wie ein Mann, dann legte Brad den Schalter um. Es schienen Millionen Lichter zu sein, die in diesem Moment den kalten Winterabend erhellten, jedes einzelne von ihnen wirkte wie ein Stern, der an einem der Zweige gefangen war.
Der nachfolgende Applaus hörte sich an wie eine Rinderherde während einer Stampede.
Kaum war Ruhe eingekehrt, ertönte das Geläut von Glöckchen an einem Schlitten.
Tanner lächelte Olivia an und griff nach ihrer Hand. Sie verspürte ein leichtes Kribbeln, allerdings war sie ohnehin ein bisschen nervös, weil der Trick mit der geborgten Hose nicht so ganz funktionierte und sie den Hosenbund wiederholt umschlagen musste, da er immer wieder in seine ursprüngliche Form zurückrutschte.
„Kann das sein?“, sagte Brad ins Mikrofon. „Kann es sein, dass sich der Weihnachtsmann tatsächlich hier in Stone Creek aufhält?“
Die kleineren Kinder hielten gebannt den Atem an und verfolgten mit großen Augen erwartungsvoll das Geschehen. Es war jedes Jahr das Gleiche. Der Weihnachtsmann traf auf einem Traktor eines Nutzfahrzeugverleihers ein, aus den montierten Lautsprechern ertönte ein verzerrtes Glöckchengeläut, während ein Mann in einem roten Anzug winkte, Süßigkeiten in die Menge warf und dabei „Ho! Ho! Ho!“ rief.
Wie sich aber im nächsten Augenblick zeigte, lief es in diesem Jahr ein wenig anders ab.
Kris Kringle persönlich lenkte den schicken Schlitten vom Parkplatz am Supermarkt, gezogen wurde er von sieben echten Rentieren und einem Esel. Kringle trug den besten Weihnachtsmannanzug, den Olivia je gesehen hatte. Er warf nichts Süßes in die Menge, sondern griff nach einem großen Sack aus grünem Samt, der hinter ihm auf dem Schlitten lag. Und dann begann er, verpackte Geschenke an die Kinder zu verteilen, wobei er darauf achtete, dass kein Kind übergangen wurde.
Sogar Sophie, die mit ihren zwölf Jahren zu alt war, um noch an den Weihnachtsmann zu glauben, erhielt von ihm ein Päckchen, das in rot-weiß gestreiftes Geschenkpapier gewickelt war.
Olivia war sich sicher, dass Brad etwas mit diesen Geschenken zu tun hatte. Die Konjunktur dümpelte vor sich hin, und seit Ende des Sommers herrschte bei vielen Familien in Stone Creek Arbeitslosigkeit. Es würde zu ihrem Bruder passen, auf diese Weise dafür zu sorgen, dass die Kinder dieser Familien etwas geschenkt bekamen, ohne dabei den Stolz ihrer Eltern zu verletzen.
„Wow“, sagte Sophie und betrachtete das Päckchen in ihrer Hand. Sie warf Tanner einen Blick von der Seite zu. „Darf ich es aufmachen?“
„Ja, warum nicht?“, gab Tanner zurück, der eine verwunderte Miene aufgesetzt hatte. Olivia wusste, dass er an Weihnachten im Seniorenzentrum für die ganze Gemeinde Truthahn mit allen Beilagen auffahren würde, weil Sophie sich verplappert hatte. Aber von dieser Geschenkaktion für jedes Kind schien er nichts zu wissen.
Sophie riss die Verpackung auf und schnappte ungläubig nach Luft, als sie den Inhalt sah: eine
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