Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
Zucker, überlegte sie.Wenn das nicht funktionierte, dann vielleicht ein paar ausgefallene Kekse mit farbigem Guss und Zuckerstreuseln.
Aber das Kleid stand für den Augenblick an erster Stelle.
Ashleys Zimmer war schon fast zu ordentlich. Das Bett war gemacht, alle Möbelstücke passten genau zusammen, die geschmackvollen Drucke waren genau richtig an den blassrosa Wänden verteilt. Wohin sie auch sah, alles war mit Spitze oder mit Rüschen verziert oder sogar mit beidem gleichzeitig.
Es war fast unmöglich, sich einen Mann in diesem Zimmer vorzustellen.
Olivia musste seufzen, als sie an ihr eigenes Zimmer dachte, an das unordentliche Bett, das großzügig mit Hundehaaren bedeckt war. Ihre Kleidung lag auf dem Boden verteilt, und die Oberseite ihres Sideboards war schon vor Wochen unter allem möglichen Krempel verschwunden.
Wenn es bis dahin keine Notfälle gab, würde sie eine Stunde früher Feierabend machen und zu Hause ein wenig Ordnung schaffen: Staub saugen und wischen, frische Bettwäsche.
Dann aber konzentrierte sie sich auf die vorrangige Aufgabe. Ashleys Kleiderschrank war zwar vollgestopft, aber es herrschte Ordnung, es war sogar alles nach Farben sortiert. Sie zog eine Hose aus schwarzem Samt heraus – wenn Ashley sie trug, wäre es vermutlich eine 7/8-Hose – und probierte sie an. Wenn sie den Hosenbund umschlug und dazu ihre Stiefel mit den hohen Absätzen trug, würde sie wahrscheinlich nicht mit einem Zeh im Saum hängen bleiben und auf die Nase fallen. Ein Tanktop aus roter Seide und ein silbern glänzendes Schultertuch vervollständigten das Ensemble.
Das war ja ein Kinderspiel, dachte Olivia, verließ das Zimmer und ging mit den Kleidungsstücken über einen Arm gelegt die Treppe runter. Im Parterre angekommen, wollte sie Ashley auf das Eisschloss aus Zucker ansprechen, aber dann blieb sie abrupt stehen.
An der Haustür stand ein Mann, und was für ein Mann! Militärischer Haarschnitt, muskulöser Körper, gerader Rücken undbreite Schultern. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, und allein das Funkeln in seinen nussbraunen Augen bei Ashleys Anblick verriet, dass er kein CIA-Agent war, der eine Terroristenzelle ausheben wollte.
Ashley, die den Mann nur anstarrte, schien jeden Moment von der Leiter zu fallen.
Die Luft war wie elektrisiert.
„Jack McCall“, rief Ashley verdutzt. „Du verdammter Hurensohn!“
11. KAPITEL
J ack McCall grinste und salutierte. „Schön, dich wiederzusehen, Ash“, sagte er und bedachte sie mit einem bewundernden Blick. „Steht unsere Verabredung zum Tanz noch?“
Ashley stieg von der Leiter, was in ihrem langen Laura-Ashley-Pullover keine Kleinigkeit war. „Mit dir würde ich nirgendwo hingehen, du Drecksack!“, brüllte sie ihn an. „Verschwinde aus meinem Haus.“
Vor Verwunderung bekam Olivia den Mund nicht mehr zu. Ashley war die perfekte Wirtin eines Bed & Breakfast, sie brüllte nie einen Gast an – und Mr McCall war eindeutig ein Gast, schließlich hielt er einen Koffer in der Hand –, und erst recht titulierte sie einen Gast niemals als Hurensohn oder als Drecksack.
„Tut mir leid“, sagte McCall und schielte ein wenig, um auf den Finger zu schauen, mit dem Ashley vor seinem Gesicht herumfuchtelte. „Der Vertrag ist unterschrieben, und ich werde bis zum Frühjahr hierbleiben, mit ein paar Unterbrechungen natürlich.“
Die studentischen Elfen hatten schon vor einer Weile die Flucht ergriffen, aber Olivia und Ginger blieben da und beobachteten fasziniert das Geschehen.
„Sie ist ganz verrückt nach ihm“ , sagte die Hündin.
„Hör mal, Ash“, redete McCall weiter, als wäre nichts geschehen. „Ich weiß, wir hatten dieses kleine Missverständnis wegen der Kellnerin, aber meinst du nicht, wir könnten die Sache vergessen?“
Dieser Mann arbeitete für Tanner? wunderte sich Olivia, während sie versuchte, der Unterhaltung zu folgen. Er sah nicht nach jemandem aus, der für irgendwen arbeitete, ausgenommen vielleicht für den Präsidenten.
Wo und wie hatte Ashley ihn kennengelernt?
Und was hatte es mit dieser Kellnerin auf sich?
„Ich war jung und naiv“, warf Ashley ihm an den Kopf und stemmte die Hände in die Hüften.
„Aber sehr schön.“ Jack McCall seufzte. „Und das bist du immer noch, Ash. Es ist wirklich schön, dich zu sehen.“
„Ich wette, das hast du zu der Kellnerin auch gesagt!“, fuhr Ashley ihn an.
Olivia fand, dass Jack ein wenig wie eine junge, modernere Ausgabe von Cary Grant aussah.
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