Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
hier in Stone Creek. Hier gibt es keine Terroristen. Hier ist keiner so sauer, dass er uns erschießen will, nur weil dir unsere Regierung gesagt hat, dass du da eine Brücke bauen sollst, wo die einheimischen Bombenbastler keine Brücke haben wollen.“
Tanner legte die Hände fester um das Lenkrad. Ihm war nicht klar gewesen, dass Sophie so viel wusste. Waren ihr etwa auch die in Abständen eingehenden Morddrohungen bekannt? DieDrohungen, die ihn dazu veranlasst hatten, Jack McCalls Leute anzuheuern, damit sie Briarwood bewachten? Er hatte sogar ein Team auf Sophie angesetzt, um auf sie aufzupassen, wenn sie den Sommer bei Tessa verbracht hatte.
„Ich fühle mich hier sicher, Dad“, redete sie leise weiter. „Ich möchte, dass du dich auch sicher fühlst. Aber das tust du nicht, weil sonst Onkel Jack nicht in der Stadt wäre.“
„Woher weißt du, dass Jack hier ist? Er ist erst heute angekommen.“
„Ich habe ihn auf dem Basar gesehen. Er war mit einer hübschen blonden Frau da, die ihn gar nicht zu mögen schien“, antwortete Sophie. „Ich bin wirklich gut darin, Onkel Jack in einer Menschenmenge zu entdecken, auch wenn er meint, ich sehe ihn nicht.“
„Er ist in einer persönlichen Angelegenheit hier“, sagte Tanner. „Er soll dich nicht beschatten.“
„Was für eine persönliche Angelegenheit?“
„Woher soll ich das wissen? Jack erzählt mir nicht alles, er hat auch noch ein Privatleben.“ Ein „Privatleben“? Der Mann überwand jedes Hindernis auf feindlichem Gebiet, er rettete Entführungsopfer, und Gott allein wusste, was er sonst noch alles tat. Tanner wusste nicht viel darüber, welche Dienste Jack neben denen anbot, die er – gegen sehr hohe Honorare – für Sophie erfüllte. Aber er wollte auch nicht mehr darüber wissen, weil er so beruhigter schlafen konnte. Abgesehen davon hätte Jack ihm ohnehin nichts verraten, dafür pflegte er seine vielen Geheimnisse viel zu gründlich.
Er hätte sich im Moment viel glücklicher fühlen können, wären da nicht diese Träume über Dr. Sophie Quinn als Geist der kommenden Weihnacht gewesen – und der Gedanke daran, Stone Creek zu verlassen und Olivia vermutlich nie wiederzusehen.
„Soph“, sagte er, als er in die Zufahrt zur Starcross Ranch einbog und der Wagen ein wenig ins Rutschen geriet. „Wenn du erwachsen bist, wirst du mich dann dafür hassen, dass ich dich aufs Internat geschickt habe?“
„Ich könnte dich niemals hassen, Dad.“ Sie sprach diese Worte mit solch sanfter Gelassenheit, dass Tanners Kehle sich wie zugeschnürt anfühlte. „Ich weiß, dass du tust, was du kannst.“
Ein leiser Seufzer kam über seine Lippen. „Ich dachte, du würdest dich auf Phoenix freuen. Das ist nur zwei Autostunden von hier entfernt, weißt du?“
„Was habe ich davon, wenn du in irgendeinem Land bist, in dem die Leute deinen Kopf aufspießen wollen, nur weil du da irgendwas baust?“
Es war schon gut, dass sie sich auf der Zufahrt zur Starcross Ranch befanden. So abgelenkt, wie er durch diese Unterhaltung war, hätte er den Truck noch in den Graben gefahren. „Denkst du, das wird passieren?“
„Ich mache mir darüber die ganze Zeit Sorgen. Ich bin auch nur ein Mensch, weißt du?“
„Du bist viel zu klug, um ein Mensch zu sein. Du bist ein Alien von einem Planeten, dessen Bewohner alle maßlos intelligent sind.“
Zwar lachte sie darüber, aber allzu amüsiert klang das nicht. „Wenn du irgendwo im Ausland bist, sehe ich mir immer CNN an“, verriet sie ihm. „Manchmal stoßen Bauunternehmern wirklich schlimme Dinge zu, wenn sie im Ausland arbeiten.“
Tanner fuhr bis dicht ans Haus heran. Er wollte schnellstens zu Olivia zurück, trotzdem würde er eine solche Unterhaltung mit seiner Tochter nicht einfach mittendrin abbrechen. „Und wenn ich dir verspreche, nie wieder im Ausland zu arbeiten, Soph? Wirklich niemals wieder?“
Der Ausdruck ungläubiger Hoffnung auf Sophies Gesicht brach ihm fast das Herz. „Würdest du das tun?“
„Das würde ich tun, Kleine.“
Nachdem sie ihren Gurt gelöst hatte, machte sie einen Satz über die Mittelkonsole hinweg, schlang die Arme um seinen Hals und drückte sich ganz fest an ihn. Dort, wo ihre Wangen seine Haut berührten, konnte er ihre Tränen spüren.
„Darf ich Tante Tessa davon erzählen?“, fragte sie schniefend.
„Ja“, brachte er heiser heraus und hielt sie fest, während er sich wünschte, sie könnte immer zwölf sein und bei ihm und Tessa auf der Starcross
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