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Feste feiern, wie sie fallen (German Edition)

Feste feiern, wie sie fallen (German Edition)

Titel: Feste feiern, wie sie fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Gävle zu begleiten. Mit Sebastians Nein hatte er schon gerechnet, aber auch dass Vanja seine Einladung angenommen hatte, war eine echte Überraschung. Ihre Eltern feierten Weihnachten in der Karibik, deshalb hatte sie nichts anderes vor.
     
    Torkels Gedanken wanderten immer wieder zu der SMS . Versuchte Sebastian etwa, mit Vanja anzubändeln? Das war keinesfalls undenkbar. Er musste mehr darüber herausfinden.
    «Ich wusste gar nicht, dass ihr ein so enges Verhältnis habt», sagte er in möglichst neutralem Tonfall.
    «Ich auch nicht. Weißt du, wie er Weihnachten feiert?»
    «Nein. Ich hatte ihn auch eingeladen, aber er sagte, er hätte andere Pläne.»
    «Jemanden abschleppen?»
    Torkel lächelte sie an. Offenbar kannte sie Sebastian doch ziemlich gut.
    «Vermutlich.» Er zögerte kurz und richtete seinen Blick auf die Straße. «Zwischen euch läuft doch aber wohl nichts?», fragte er dann, noch immer, ohne sie anzusehen.
    Vanja wiederum blickte ihn entgeistert an. Er begriff sofort, dass er zu weit gegangen war.
    «Sebastian und ich? Bist du verrückt geworden?»
    «Tut mir leid, ich musste das einfach fragen. Einen Weihnachtsgruß von Sebastian zu bekommen, ist schon etwas ziemlich Besonderes.»
    «Warte mal. Ich bekomme eine SMS , und du glaubst, wir hätten etwas miteinander? Wir sind Kollegen. Das seid ihr im Übrigen auch.»
    «Aber
dir
schickt er eine SMS .»
    Sie fuhren schweigend weiter. Er hatte Angst, dass Vanja es schon bereute, ihn zu begleiten. Denn dann würde die Fahrt schrecklich lang werden.
     
    Sebastian hatte eine Weile mit Lydia zu kämpfen gehabt. Sie um Verzeihung gebeten, sie umarmt und ihr viele zärtliche Worte zugeraunt. So lange, bis ihm fast übel wurde und er sich zwingen musste, an Vanja zu denken, um nicht zu augenblicklich die Geduld zu verlieren. Plötzlich hatte sich ihm eine phantastische Chance offenbart: Er konnte mit seiner Tochter den Heiligabend verbringen. Gävle und die Feier von Yvonnes Schwester klangen mit einem Mal sehr verlockend. Er, der sich wochenlang vor den Weihnachtstagen und den damit einhergehenden Erinnerungen gefürchtet hatte, bekam nun plötzlich die Chance, Weihnachten mit seinem heimlichen, ahnungslosen, aber in allerhöchstem Maße lebendigen Kind zu verbringen. Zwar bei einer Familie, die er größtenteils nicht kannte oder nicht mochte, aber dennoch. Eigentlich hatte er die Einladung bereits ausgeschlagen, aber er konnte es sich ja auch anders überlegt haben.
    Sebastian Bergman war für Überraschungen bekannt.
    «Bist du sicher, dass es in Ordnung ist, wenn ich mitkomme?», fragte Lydia zum zehnten Mal, als sie gerade auf die E  4 Richtung Norden einbogen.
    «Ganz sicher», antwortete Sebastian und behauptete erneut, die Einladung gelte auch für eine Begleitung. Sie waren unterwegs zu einer Familie, die er schon sehr lange kannte und die an Weihnachten ihre Arme öffnete und alle empfing.
    Gute Menschen.
    Wunderbare Menschen.
    Yvonne und die anderen, an deren Namen er sich nicht mehr richtig erinnerte. Aber wunderbar, das waren sie, auch wenn einer von ihnen anscheinend bald das Zeitliche segnete.
    Lydia hatte Sebastian noch nie so euphorisch erlebt. Als er gestern zu ihr gekommen war, hatte er abgekämpft und grau ausgesehen. Erst hatte sie ihn gar nicht hereinlassen wollen, denn jedes Mal, wenn er wieder verschwand, starb ein kleiner Teil von ihr.
    Doch jetzt saßen sie in Lydias Auto auf dem Weg zu einem großen Weihnachtsessen. Sie musste zugeben, dass sie sich von seiner Begeisterung anstecken ließ. Endlich würde sie Weihnachten feiern. Mit jemandem, den sie liebte.
     
    Ein fröhliches, einladendes Stimmengewirr drang aus dem großen Saal des prächtig geschmückten Gutshofes. Unter den Gästen waren alle Altersgruppen vertreten, und in der Mitte stand Bea, die Gastgeberin, in einem langen roten Kleid und begrüßte Torkel und Vanja. Der Hof lag in Küstennähe, er war in Neuschnee gebettet, und der Himmel war klar. Vanjas Laune hatte sich sofort gebessert, als sie aus dem Auto gestiegen war. Sie waren nicht mal zweihundert Kilometer von Stockholm entfernt, doch hier herrschte echter Winter. Der knirschende Schnee, die flackernden Kerzen, der geschmückte Tannenbaum, die Essensdüfte und die Kinder, die um sie herumtollten, erinnerten sie an die Weihnachtsfeste, die sie früher mit der ganzen Verwandtschaft in Östersund gefeiert hatten, als sie noch klein war. Sie konnte überhaupt nicht verstehen, warum Torkel keine Lust gehabt

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