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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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mehr darauf. Diese Erkenntnis erlaubte ihm, die letzten Sekunden im Konferenzraum in Gedanken durchzugehen.
    Er verfluchte seine Schwäche. Er hatte zugelassen, dass ihn die Gefühle übermannten, nur um das letzte Wort zu haben. Sich um eine solche sinnlose Geste zu scheren war unter seiner Würde. Sebhat würde seine gerechte Strafe schon bald ereilen, das wusste er. Er würde dafür sorgen.
    Sie bogen um eine Ecke, und Deena Onan gesellte sich zu ihnen, eine kleine Ledertasche in der Hand. Ohne Zweifel hatte sie ein paar Teile seiner persönlichen Habe aus der Gästesuite des Palastes geholt, deren emotionaler Wert sie schwer ersetzbar machten. Soweit sich Aaron erinnerte, war er mit zwei Schrankkoffern, vier Koffern und vermutlich einem halben Dutzend Taschen im Palast eingetroffen, Onans und Paxtons Gepäck nicht mitgerechnet. Er setzte all das auf die Rechnung, die er in Gedanken gegen New Canton machte.
    Paxton schob ihn mit fester Hand durch die zweistöckige Empfangshalle des Seiteneingangs. Draußen wartete ein Wagen. Der Leibwächter drückte Aaron gegen eine Eingangssäule, bevor er kurz ins Freie trat, um die Lage einzuschätzen. Dann zog er sie hinter sich her. Aaron roch Apfelblüten und hörte den Verkehr jenseits der Palastmauern. Der Himmel war wolkenlos türkis und New Cantons größter Mond stand als gespenstische Sichel knapp über dem Tor.
    Paxton legte die Hand auf Aarons Kopf und drückte ihn abwärts in den Wagen. Dann folgte er selbst und zog Deena an der Hand mit. Sie glitt neben Aaron auf den Rücksitz. Paxton hockte sich auf den Klappsitz ihm gegenüber. Er drehte sich halb um und klopfte auf die Panzerglasscheibe, die sie vom Fahrer trennte. Die Limousine setzte sich mit quietschenden Reifen in Bewegung, peitschte die Einfahrt hinauf und donnerte schon durch das Tor, bevor es sich ganz geöffnet hatte.
    Der Wagen fädelte sich in den dichten Berufsverkehr ein. Sie kamen zügig voran, waren aber von allen Seiten eingeschlossen. Paxton schaute auf die Uhr, dann deutete er auf die Sicherheitsgurte. »Schnallen Sie sich an. Das könnte aufregend werden.«
    Bremsen quietschten, als sie einem anderen Wagen den Weg auf die Schnellstraße abschnitten. Hinter ihnen krachte und klirrte es, als der schleudernde Wagen gegen einen anderen auf der Nebenspur prallte. Ihre Limousine beschleunigte unversehrt.
    »Tatsächlich«, sagte Aaron.
    Der Gletschersee war von atemberaubender Schönheit, umgeben von turmhohen Wänden gestreifter Felsen, so rau und zerklüftet, als wären sie am Tag zuvor erst aus dem Boden gebrochen. Das Wasser war still und dunkel, ein Spiegel, der den wolkenlosen Himmel reflektierte und den Eindruck erweckte, die mechgroßen Eisberge schwebten in der Luft.
    Erik Sandoval-Gröll war jedoch nicht hier, um die Landschaft zu bewundern. Kundschafter hatten im Hochgebirgstal unterhalb des Sees frische Mechspu-ren entdeckt. Es bestand Grund zu der Annahme, dass ein paar isolierte capellanische Einheiten, die während der Kämpfe des Vortages auf dem dreihundert Meter tiefer gelegenen Pass von ihren Kameraden getrennt worden waren, sich in diese Eiswüste zurückgezogen hatten.
    Erik hätte den See liebend gerne um seiner selbst willen bewundert - und möglicherweise würde er eines Tages hierher zurückkehren, um genau das zu tun. Aber heute betrachtete er ihn in rein strategischen Begriffen; als potenzielle Wärmesenke, als ein Ort, an dem er seinen Mech aufstellen und aus allen Rohren feuern konnte, ohne Angst vor Überhitzung haben zu müssen.
    Vor ihm trottete eine Spinne, deren Flügel in der Sonne glänzten, und gelegentlich flammten ihre Sprungdüsen auf, gerade lange genug, um über einen Bach oder eine Felsspalte zu hüpfen. Schräg rechts und links hinter ihm begleiteten zwei Tomahawks seinen Centurion. Hinter sich sah er einen erst kürzlich erbeuteten Thor über den karamellfarbenen Fels hüpfen, die Raketenlafette auf seiner Schulter, bereit, sie mit Langstreckenfeuer zu unterstützen.
    Es war erregend, fünf BattleMechs ins Feld führen zu können und die konventionellen Kräfte in weiter zurück gelegenen Stellungen lassen. So eine Gelegenheit gab es nur selten. Fast konnte sich Erik vorstellen, sie lebten wieder in den ruhmreichen Zeiten vor der Gründung der Republik, und die Flexibilität der nicht von konventionellen Truppen eingeengten Mechs erleichterte es ihm, zu tun, was getan werden musste.
    Auch wenn der abschließende Sieg lange hatte auf sich warten lassen,

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