Festung der Luegen
war auch die letzte Stellung der Capellaner auf New Aragon schließlich gefallen. Jetzt blieben nur noch verstreute Widerstandsnester, die eliminiert werden mussten, bevor Eriks Einheiten weiterziehen konnten. Er wusste, dass es genau darum ging. Es war eine Verzögerungstaktik. Eine Weile hatte sie funktioniert, jetzt aber waren sie fast fertig.
»Commander! Zwölf Uhr hoch!«
Die Stimme in den Helmlautsprechern gehörte zu Angie Chelsy, der Kommandeurin der Geisterlegion und Pilotin des Tomahawk zu seiner Rechten.
Er schaute hoch und genau in die Flammen speienden Auslassöffnungen der Sprungdüsen eines fünfundsiebzig Tonnen schweren Tundrawolfs.
Erik riss den Centurion so hastig zur Seite, dass er fast in den See stürzte. Der Kreiselstabilisator heulte unter der Anstrengung auf, den Mech senkrecht zu halten. Der Tundrawolf setzte mit einem Donnerschlag fast in Greifweite auf. Erik zog sich hastig zurück, während seine Gedanken computerschnell rasten, um die Lage zu analysieren.
Der Tundrawolf war vor allem ein Langstreckenkämpfer mit katastrophaler Wärmeeffizienz. Nicht die Art Mech, in dem man sich allein zum Kampf stellte. Die Hitzeprobleme erklärten auch, warum sich der Pilot einen Bergsee gesucht hatte. Aber warum hatte er sie nicht aus der Entfernung angegriffen?
Die Antwort konnte nur lauten, dass er kaum noch Raketen besaß, möglicherweise gar keine mehr. Damit blieben ihm noch mehrere Lichtwerfer, aber nicht genug für den Kampf gegen fünf Mechs. Er hatte von den hohen Felswänden um den See aus angegriffen, in der Hoffnung, Erik mit einem Todessprung-Manöver auszuschalten. Danach hätte er in
den See waten und die anderen mit den Lasern attak-kieren und unter Umständen verscheuchen können.
Es hatte nicht funktioniert. Was war Plan B, fragte sich Erik.
Er lächelte grimmig. Es gab keinen Plan B. Der Angriff war die Verzweiflungstat eines deutlich unterlegenen Mechpiloten. Die ursprünglichen Clanwaffen des Tundrawolf hatten keine Minimalreichweite, doch Erik wusste, dass bei vielen, wenn nicht den meisten Mechs dieses Typs die Originalbewaffnung aus Mangel an Ersatzteilen ausgetauscht worden war. Falls dies hier auch galt, befand er sich innerhalb der Minimalschussweite seines Gegners. Es war ein Risiko, allerdings ein annehmbares.
Erik drehte den Mechtorso und brachte das leichte Gaussgeschütz zum Einsatz. Selbst auf diese Entfernung konnte es dem schwer gepanzerten Tundrawolf nicht viel anhaben. Aber es konnte ihn daran hindern, das Gleichgewicht wiederzugewinnen.
Und genau darum ging es. Die beiden Tomahawks rückten in einer Zangenbewegung vor, die mächtigen Beile hoch erhoben. Sie fielen in einem Funkenregen auf den capellanischen Mech hinab. Immer wieder schlugen die tödlichen Axtblätter zu und schleuderten Panzerung in alle Himmelsrichtungen. Erik kam ihnen zu Hilfe. Er rammte die Faust seines Mechs in den bereits zertrümmerten linken Arm des Tundrawolf. Der Metallarm löste sich mit einem kreischenden Geräusch vom Rumpf und schlug Funken sprühend in eine Schneewehe.
Hinter dem Tundrawolf sah Erik den Thor in Position gehen. »Abstand!«, rief er.
Alle drei Mechs zogen sich gleichzeitig einen Schritt zurück, und einen Augenblick lang stand der Tundrawolf frei zwischen ihnen. Dann krachten zwei Raketen des Thor in seinen Rücken und die Impulslaser der Spinne peitschten über Frontpanzerung und Cockpit. Kurz leuchtete entweichendes Plasma auf, dann brachte der beschädigte Reaktor des Tundrawolf dessen verbliebene Munition zur Explosion.
Instinktiv drehte Erik das Cockpit weg, als Trümmer des zerfetzten Mechs auf seine rechte Seitenpanzerung schlugen. Angies Triumphgeheul hallte durch seinen Helm, als ihr Mech mit hoch erhobenem Beil vor den Centurion stolzierte. Vom Blatt der Waffe hing noch immer Panzerung. »Was für ein Freudenfeuer!«
Er blickte sich um und sah das besiegte Mech-wrack, eingehüllt in Flammen und glühendes Plasma.
»Das war's«, stellte sie fest.
Erik nickte bei sich. Sie hatten seit Stunden keine anderen Spuren gesehen. »Gute Arbeit, Leute. Zurück zur Basis.« Er schob den Fahrthebel bis zur mittleren Raste, setzte einen Wegpunkt für das wartende Landungsschiff und lehnte sich zurück. Sein Blick glitt auf die Schadensanzeige. Die Explosion hatte ihn Panzerung gekostet und beim Ausweichen vor dem Angriff des Tundrawolf hatte er das linke Mechbein leicht beschädigt. Sonst aber war alles im grünen Bereich.
Angies Tomahawk kam im
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