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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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genau über der Stadt hart abbremsen, mit einem Donnerschlag, der bis weit in die Vororte hinein die Fensterscheiben klirren ließ. Wer ins Freie trat, um nachzuschauen, woher der Lärm kam, sah blauen Himmel mit faserigen weißen Wolken, und ein von Nord nach Süd gleitendes, riesiges, silbernes Ei. Es funkelte in der Sonne und unter dem Rumpf erstrahlte das blaue Licht von vier gewaltigen Fusionstriebwerken.
    Wenn ein Diplomatenschiff auf dem Raumhafen ankam, setzte es in einer der abgelegeneren Landebuchten auf, weitab von neugierigen Blicken. Nicht so dieses Schiff. Es zog über die Bucht, die am dichtesten an dem übervollen Abfertigungsgebäude lag, sodass Tausende Augen von seiner glitzernden, frisch lackierten Pracht angezogen wurden.
    Das Schiff richtete sich an der Bucht aus und sank mit dem Heck voraus abwärts. Dreihundert Meter über dem gehärteten Thermalbeton der Landebucht tat es erneut etwas Unerhörtes: Es blieb stehen. Das
    Schiff hing bewegungslos in der Luft - nicht nur ein weiterer Verstoß gegen die Regeln, auch eine gigantische Brennstoffverschwendung.
    Es blieb lange genug in der Schwebe, um sicherzustellen, dass niemand es übersah. Vier Steuerdüsen um den Rumpfäquator herum flammten auf und drehten das Landungsschiff um seine Längsachse wie eine 16 000 Tonnen schwere Ballerina. Im Innern der Abfertigungshalle keuchten die Zuschauer kollektiv auf, hielten den Atem an, als sich das silberne Ei langsam vor ihnen drehte und die siebzig Meter hohen Schwertschwur-Embleme zur Schau stellte, die auf zwei Seiten des Schiffsrumpfes prangten: ein bernsteinfarbener Vollkreis, umgeben von einem weißen Kreis, der einen dunklen Planeten vor einer aufgehenden Sonne darstellte, und davor ein aufwärts weisendes Schwert, die Klinge mit einem reflektierenden Material belegt, das im Sonnenlicht blitzte, als sich das Schiff drehte.
    Dann ein letzter Knalleffekt. Zwei der vier Haupttriebwerke im Heck des riesigen Schiffes erhöhten einander gegenüberliegend die Leistung. Gleichzeitig fuhren die beiden anderen nahezu bis auf Null herunter, sodass die gesamte Schubleistung gleich und das Schiff auf exakt derselben Höhe blieb. Dann fuhren die beiden ersten Schubtriebwerke herunter und die anderen zum Ausgleich hoch. Das Ganze wiederholte sich mit absoluter Präzision zweimal pro Umdrehung. Es war eine atemberaubende Darbietung, die das Schiff in eine umgedrehte pulsierende Feuersäule verwandelte.
    Dann erst senkte es sich in die Bucht, die unter der Hitze inzwischen kirschrot glühte. Unmittelbar vor dem Aufsetzen entfalteten sich die wuchtigen Landestützen, gerade rechtzeitig, um sanft auf dem Boden aufzukommen.
    Wer dabei war, sollte noch Jahre später davon reden, und die Holovids würde man immer wieder zeigen. Niemand würde je den Tag vergessen, an dem die Tyrannos Rex auf Ningpo eingetroffen war.
    Auf der Brücke nahm Captain Clancy die Hände von den Kontrollen und klatschte mit kindlicher Freude. »Das wollte ich schon immer mal machen, Duke! Schon imm er!« Er schaute sich um zu Duke Aaron Sandoval, der hinter ihm stand. »Und Sie sind sicher, dass mich das nicht die Lizenz kostet?«
    Aaron beruhigte ihn. »Ich versichere Ihnen, so oder so wird das geregelt. Was immer ich dafür an Bestechungsgeldern oder Strafen zu zahlen habe, ist es auch wert. Aber ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, dass es so weit kommen wird.« Er grinste. »Wenn das hier erledigt ist, wird eine Lizenz der Republik möglicherweise ohnehin nur noch begrenzten Wert für Sie haben.« Er schaute hinüber zu Maxton, der Ersten Offizierin, und bemerkte, dass sie die Armstützen ihres Sessels immer noch umklammert hielt. Außerdem wirkte sie blass. »Gibt es ein Problem?«
    »Ein Schwebflug in niedriger Höhe ist das Gefährlichste, was es für ein kugelförmiges Landungsschiff gibt. Hätten wir in dieser Höhe ein Antriebsproblem bekommen, hätten wir keine Zeit mehr gehabt, etwas zu unternehmen.«
    Clancy zischte abfällig. »Unsere Maschinen sind solide Wertarbeit. Außerdem war es das Risiko wert. Wenn wir draufgehen müssen, dann will ich wenigstens ein spektakuläres Ende.«
    Aaron hob eine Augenbraue. Es war nicht der erste Hinweis Clancys, dass er sich einen angemessen denkwürdigen Tod wünschte, und er war sich nicht sicher, ob das einen Grund zur Sorge bedeutete. Vermutlich war es nichts weiter als Galgenhumor, aber der Captain war nicht mehr der Jüngste. Er konnte nicht ausschließen, dass Clancy versucht wäre, in

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