Festung Zehn
für einen Werfer besetzt ist. Was die Frage nach dem Ausrüsten für das Tal der Startknöpfe betraf, antwortete er mir nicht, mein seltsamer Kavallerist aus Ibel; er lächelte nicht einmal. Er saß einfach da; das Pferd stand. Zwei teilnahmslose glänzende Gestalten des Widerspruchs waren sie in meiner Festung, in jenem fortgeschrittenen Jahr der Größeren Wirklichkeit.
Ich vermutete, daß ich sie geärgert hatte. »Es tut mir leid«, sagte ich. »Vergeben Sie mir meinen derben Scherz über das Anstürmen gegen das Tal der Startknöpfe. Sitzen Sie ab, steigen Sie ab oder herunter oder was es auch immer ist, daß Sie von jenen Dingern machen, und ich werde ihn von einem meiner ›Jungs‹ dort ölen lassen, wo er es nötig hat, und seine Hufe feilen lassen, falls sie zackig geworden sein sollten. Sie und ich können Intraven zu uns nehmen und uns ein wenig unterhalten.«
Etwas surrte in ihm, seine Augen bewegten sich, und er setzte zum Reden an. »Ich komme nicht, um Worte zu verbreiten«, sagte er. »Ich komme nicht, um mein Pferd ölen oder seine Hufe abfeilen zu lassen. Ich komme sogar nicht einmal, um gegen das Tal der Startknöpfe in den Kampf zu ziehen, wenn alles gutgeht, obwohl ich sicher bin, daß es und fast alle Lande, durch die ich gezogen bin, den Stich meiner Lanze fühlen sollten! Aber das alles muß bis zu einer anderen Zeit warten, denn einstweilen hat mich das Herz verlassen.« Das Surren hörte auf, er unterbrach seine Rede und hielt sein Herz hoch. »Es schmerzt im Inneren zu sehr«, sagte er, wobei das Surren ein wenig weiterging, »es ist zuviel, als daß man es aushalten könnte, im Inneren.«
Was ein Mann alles ertragen muß! Was ein Mann alles anhören muß! Oh, der ersonnene Kummer der Welt! Ich kam aus meinem Guckkasten heraus, denn jetzt fürchtete ich mich nicht vor ihm. Was er brauchte, vermutete ich, konnte man durch die Größere Wirklichkeit erhalten. Er hatte vermutlich einen oder zwei Träume verloren, war in einem Turnier unterlegen gewesen oder in einem anderen unbedeutenden etwas, das sein Herz schmerzen ließ. Vielleicht hatte eine Dame, die ihm sehr gefiel, ihren EIN-Schalter auf AUS gedrückt und ihm einen START bei ihr verweigert. Aber sich darum zu kümmern – das konnte nur in Ibel vorkommen. »Beliebt es Ihnen vielleicht, mir zu berichten, was an Ihrer Glückseligkeit nagt, welche riesigen Drachen aus Flammen und Rauch Ihre rosa Mondstädte durchstreifen, welche Hexen schauerliche Stürme aus Nebel und Rauch auf Ihre strahlenden Zukunftsaussichten blasen?« Ich sammelte alle meine Kräfte und versuchte mich in der ritterlichen schönen Sprechweise, denn ich nahm an, daß es ihm gefallen würde. Aber ich glaube nicht, daß es das tat; ich glaube, ich verärgerte ihn. Ich erwartete halb die ganze Zeit, daß er jenes große metallene Pferd in Gang und mit einem Sprung über meine Mauern setzen lassen würde. Stattdessen spielte er mürrisch an der Fassung seines Herzens herum und versuchte, es in eine bequemere Lage zu bringen, wie ich vermutete, und er sah mich forschend mit seinen vom Tode gezeichneten, mich verachtenden Augen an.
»Wenn Sie über sie sprechen«, sagte er und surrte aufgebracht, »dann vermeiden Sie Worte wie nagen, Hexen und Wolken. Ich werde Ihnen dafür danken, daß Sie ehrfurchtsvoller mit mir sprechen, oder ich werde wieder mein Herz einsetzen, obwohl es schlimmer schmerzt als eine Million Höllenfeuer, und wir werden sehen, wem hier eine Festung gehört!« Ich war zu verblüfft, um zu reagieren. Ich lachte nicht einmal. So dachte er wirklich, daß er hier unten in diesem Land eine Chance hätte! Aber ich wurde nicht ärgerlich. Wer kann den Unverbesserlichen böse sein?
»Dann handelt es sich also um Kummer mit Frauen? Ich meine, Ihre Dame – hat sie einen stärkeren Ritter erwählt?« Er senkte seinen Kopf, beugte sich in der Taille auf sein Pferd zu und blickte eine lange Zeit auf den Boden, als ob er dort nach einer JA lautenden Antwort suchte. Als er sich aufrichtete, dachte ich, daß er den ganzen schweren Himmel über ihm um ein paar Zentimeter hob, so jedenfalls sah es aus. »Wenn die Frau geht, dann ist der Mann in meinem Land tot. Es gibt kein Herz eines Mannes, ohne daß das Herz einer Frau in seinem Rhythmus mitschlägt, sonst kann er kein ganzer Mann sein. Oh, es gab eine Zeit, in der ich und meine Lanire die gleichen Herzeinstellungen hatten, um unsere Kräfte zu vervielfachen. Wenn ich zu Turnieren ausritt, fühlte ich immer,
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