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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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der Welt, er in Wirklichkeit mit Hilfe des Vorrats, den er im Gepäckraum unter seiner Brustplatte trug, einfach die Hände auswechselte. JA!! jene geschickte Fleischhand hatte einen anderen Blumenstrauß aufgeschraubt!

 
Ein Vorfall
     
    In Moderan befinden wir uns wirklich nicht oft zwischen Kriegen, aber dies war ein Waffenstillstand. Ein paar Festungen im Norden hatten versagt – sie hätten irgendeine Panne an ihren Munitionstransportbändern, glaube ich – und wir hatten alle dafür gestimmt, den Krieg für ungefähr einen Tag zu unterbrechen, um ihnen die Chance zu geben, beim Schießen wieder dabeizusein. Verstehen Sie mich nicht falsch – dies war keine lilienweiße blumenherzige fair-play-artige Angelegenheit oder eine Heuchelei im Sinne von Liebe-Deine-Nachbarfestung, wie es sie in den Alten Tagen vielleicht gegeben hatte. Dies war ein stiernackiger nüchterner Kompromiß mit der Realität. Je größer und besser der Krieg ist, desto größer und besser ist die Chance, gewaltig hassen und Ehren gewinnen zu können. So einfach war das.
    Aber jedenfalls war es in der Zeit zwischen Kriegen, daß ich einige kleine Arbeiten, einige Schritte außerhalb der elften, äußersten Mauer meiner Festung verrichtete. Um ganz korrekt zu sein, saß ich meistens nur einfach dort draußen in meinem Schmiegesessel, genoß die trübe Sommersonne durch den rotbraunen Gasschirm des Juli und sagte meinem obersten Waffenmann, was er tun sollte. Er polierte zufälligerweise gerade eine Plakette, die auf Wall 11 verkündete, wie unsere Feste, Festung 10, DIE ERSTE IM KRIEGE, DIE ERSTE IM HASS UND DIE ERSTE IN DER FURCHT DES FEINDES war.
    Die Sache wurde allmählich fade. Ich meine, es wurde langsam langweilig, dieses Herumsitzen zwischen Kriegen, das Befehlen, daß Plaketten poliert wurden, und das Dösen in der gefilterten Sommersonne. Aus reiner Langeweile für das Vergnügen, das es bereitete, so vermute ich, war ich gerade bereit, aufzustehen und anzufangen, meinen Waffenmann mit meinem bleigefüllten Neumetall-Offiziersstock zu schlagen. Nicht daß er keine ausgezeichnete Arbeit leistete, verstehen Sie, sondern nur um etwas zu tun zu haben. Mir wurde dieser recht dumme und vielleicht sinnlose, obwohl durchaus nicht unangenehme Notbehelf durch eine Bewegung auf dem neunten Hügel zu meiner Linken erspart. Rasch stellte ich mein weitreichendes moderanisches Sehvermögen auf Teleskopblick ein, hob mein Schnüffeloskop vor meine Augen und erfaßte eine Gestalt.
    Als es dort angelangt war, war es eine Gestalt, ganz recht! Ich sah sofort, daß es eines der sich bewegenden Dinge war – Mensch? Tier? laufendes Gemüse? – nun, was können wir für die meisten dieser Mutantenformen sagen, die das heimatlose Plastik in Moderan durchstreifen? Als er vor mir stand, fühlte ich mich beunruhigt. Seltsamerweise fühlte ich mich irgendwie schuldig und beschämt darüber, daß er so gebeugt war und gequält und kraftlos in seinem Fleisch aussah. Oh, warum können sie nicht alle hart und vor Metall glänzend sein und sauber, wie wir Festungsherren es sind, mit einem äußersten Minimum an Fleischstreifen, die ihnen ihre Form geben? Er verhilft uns zu so einem wohlgeordneten hassend-glücklichen Leben, der Zustand in dem wir Meister in Moderan sind, so glänzend und stahlähnlich in unserer Pracht, unsere Fleischstreifen gering an Zahl und unbedeutend und Neumetallegierung der Hauptteil unserer körperlichen Herrlichkeit. Aber ich vermute, daß es immer niedere Formen geben muß, Ungeziefer, auf das wir treten … Ich beschloß, etwas zu reden zu versuchen, da ich nicht einfach dasitzen und mich von ihm mit seinen fleischernen Augäpfeln so anstarren lassen konnte. »Wir sind hier gerade zwischen Kriegen«, sagte ich in plauderndem Ton. »Zwei der mächtigen Festungen des Nordens hatten eine Panne, deshalb entschlossen wir uns zu einer Unterbrechung.«
    Er sagte nichts. Er betrachtete jetzt die Ehrenplakette an Wall 11 und den Waffenmann, der die stolzen Worte polierte. »Es ist nur eine Art die Zwischenzeit ausfüllende Beschäftigung«, sagte ich. »Außerdem gibt sie mir eine Möglichkeit, hier draußen in der gefilterten Sommersonne zu dösen, während der Waffenmann die Arbeit erledigt. Aber es wird langweilig. Bevor Sie kamen, war ich gerade im Begriff aufzustehen, um anzufangen, ihn mit meinem bleigefüllten Neumetall-Offiziersstock zu schlagen, selbst wenn er Ganzmetall-Neumetallegierung ist und ausgezeichnete Arbeit leistet und

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