Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
Vom Netzwerk:
nichts in meinem Verstand konnte mein Herz weinen lassen, als ich in den Kriegsraum hinaufraste, um meine Startknöpfe mit einem Fausthieb niederzudrücken.

 
Der Letzte Entschluß
     
    Stahl kann man loswerden. Mühelos. Man legt ihn einfach beiseite. Metall ist eine feine Sache, um sie aufgeschichtet in Ecken oder in Straßengräben zurückzulassen. Oder um sie einzuschmelzen. Wenn man FERTIG ist. Unsere »Ersatz« -Teile aus Neumetalllegierung – was für ein feines Geschäft … ewig zu leben, ha!!!
    Ewig zu leben; unser wahres böses Ich zu sein. Wie gut es sich anhörte. Was für ein großartiger Plan! Haben Sie sich jemals an dem Schaltpult ihres Kriegsraumes zurückgelehnt, während ihre Feste wochenlang auf Dauerfeuer eingestellt war? Karuum karuum karuum. Wie langweilig es wird. Wie es ermüdet. Wie man beginnt, sich zu fragen, wofür ist das? zu welchem Zweck, he? Aber man zögert einmal – ruht sich nur ein wenig aus, bevor mit flatternden weißen Fahnen die Generalamnestie verkündet wird, und schon ist man tot, die eigenen Wälle eingeebnet, die eigene Festung zu Staub zermalmt. Was soll man also tun? Jahr um Jahr lehnt man sich in seiner Festung zurück und läßt sich von dem allgemeinen Plan dahintragen. Sie wollen Krieg haben, man führt Krieg. Sie entschließen sich für eine Weile für den Frieden, und man läßt zusammen mit dem vergnügten Rest seine weiße Fahne hochschießen. Und man zeigt den Jahreszeiten grinsend die Zähne und läßt die Zeit dahinziehen. Schließlich hat man eine Menge davon – Zeit. In Moderan.
    An einem Morgen, nehmen wir einmal an – es ist ein Mittwoch im Juni – daß der Gasschirm zur Erinnerung an jene alten blauen Himmel blau sei, feuern die Raketen arruump arruump arruump , rollen die laufenden Puppenbomben hinaus zu all den Feinden und sind die Ehrlichen Jakobs einfach ausgezeichnet auf ihrem automatischen Weg zum Töten – in der Tat, es ist ein vollkommener Krieg. Was dann? Plötzlich fängt das Herz zu stoßen an und man verspürt den Wunsch, ein paar Gedichte zu verfassen, oder man grämt sich und will zu seinem Nachbarn hinübergehen, weil man ihn liebt, und ihm in einer oder zwei Oden sagen will wie. Oder man möchte zu seinem Nachbarn hinübergehen, weil man ihn liebt, und ihm sagen, wie falsch der Krieg ist. Kann man das in dieser Gesellschaft tun? In Moderan! Wagen Sie es bloß! Und wie dem auch sei, was ist eigentlich WAHRHEIT – die Gedichte oder der Krieg? Seinem Nachbarn zu sagen, daß es falsch sei oder die Zähne lächelnd zu entblößen, während sein armes grünes Blut das Plastik besudelt?
    Aber bevor ich Ihnen erzähle, was ich in bezug auf diese Große Frage der WAHRHEIT und des SINNS zu tun beschloß, lassen Sie mich sagen, daß ich die Freuden gekostet habe. Ich bin manchen Gasschirm lang der höchste Mann im Kriege gewesen. (Ein Gasschirm ist in Moderan ein Monat, falls Sie es noch nicht gehört haben sollten.) Ich habe sie alle in äußerste Bedrängnis gebracht, meine Raketen feuerten manch moderanisches Jahr lang wunderschön. Ich habe auch meine Pflichten als Bürger erfüllt. Ich habe der armen, sich abmühenden Festung gegen die tyrannisierende beigestanden. Ich habe mich mit anderen gegen die arroganten zusammengeschlossen, um sie niederzuschießen, damit an ihren Standorten Bäume wachsen können. (Ein schöner Metallpark »wächst« und leuchtet vor glänzenden Sträuchern jetzt dort, wo einmal manch eine tyrannische Festung stand, die unseren vernünftigen Gesetzen trotzte.) Ich habe sehr viele Jungs ausgebildet, Flüchtlinge aus dem Alten Leben Weit Draußen, sie in stramme saubere Bürger für das Programm verwandelt, sie von Gewissenswirrwarr und Moralischem Wissen gereinigt, sie für Freuden bereitgemacht. Ich habe die Hymnen an Gers Sohntag gesungen, meine Gebete an das Nadelgebäude verrichtet, an die Männer der Versammlung, die Männer der Hallen, die weit und breit die Teile Gottes sind. Und jeder Bußtag hat mich ohne Ausnahme gesehen, wie ich mit meinem kleinen Plastikbeutel voll Bußtränen, die von einer Neumetallhand herabgebaumelt haben, mit meiner letzten Kriegsmedaille, die um meinen Hals gelegt worden war, zusammen mit meinen Schlachtgegnern marschiert bin – plop-plip-plap-plop über das heimatlose Plastik – zu den Feierlichkeiten gegangen bin, Buße getan habe, denn als Mensch war ich nicht vollkommen gewesen, wie es in der Tat kein Mensch gewesen ist. Ja, ich hatte alle meine Kriege gewonnen, aber

Weitere Kostenlose Bücher