Festung Zehn
Glühen, und ich vermute wirklich, daß er Schalter anstellen konnte, um besondere Effekte hervorzurufen; er heftete seine Augen mit dem reinen gottesfürchtigen Starren eines gottesfürchtigen Mannes auf mich. »Ich verbrauche überhaupt keine. Gott nimmt sich meiner an, und bei all den Wundern, die Er zeigt, glaube ich nicht, daß es von Ihnen zuviel verlangt ist, daß Sie akzeptieren sollen, daß meine Metallhand nach jeder Vorstellung wieder zurückwächst. Und wenn Sie jetzt dies hier lesen werden und manchmal mit jenem spielen – vielleicht während des nächsten Waffenstillstandes oder vielleicht sogar in diesem – werde ich vielleicht keine Veranlassung haben, Sie nochmals in diesem Jahr zu belästigen.« Dann reichte er mir aus irgendeinem unter seiner Brustplatte gelegenen Laderaum ungefähr die üblichen Standardwerke zum Lesen – Pamphlete, die sehr zweifelhafte Behauptungen aufstellten wie beispielsweise die geschmacklosen Aussagen, daß Blumen besser wären als Kanonen, daß Liebe besser wäre als Haß und daß das Verständnis der Menschen untereinander erstrebenswerter sei als eine Festung voller Schinder-Bomben. Außerdem enthielten sie die übliche Verheißung, daß Gott bald kommen würde, um uns zu fällen, weil wir so niederträchtig gewesen waren. Nun, sicher, ich hatte alles schon früher gesehen, aber ich dankte ihm, als ich die Pamphlete überflog, die er mir gereicht hatte. Und die kleinen Sachen, mit denen ich spielen sollte – sie waren auch nicht so sonderlich viel wert, dachte ich. Hauptsächlich waren sie Standardteile des Dogmas, ein dürrer, bärtiger Mann, der auf die übliche sie-wissen-nicht-was-sie-tun-Weise herabhing (und man fragte sich, warum er sie nicht als Preis, um dort hinauf zu fahren, bekämpft hatte, bis seine Muskeln alle blutig zerrissen waren, bis wenigstens einer dieser Augäpfel herausgerissen war und jenen Hügel hinabrollte und Eingeweide, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, um Lanzen und Bäume gewickelt waren) und Das Kind natürlich (und man kämpfte nicht für die Erkenntnis, daß man sicher zum Schluß an die Arme eines Kreuzes genagelt würde, wenn man sich genügend um die Welt sorgte und der Welt genügend traute, um jemals ohne eine ausreichende Zahl von Hämmern an der Seite erwischt zu werden). Und es gab die üblichen schwarzen Perlen auf Schnüren, von denen er sagte, daß er hoffte, daß ich sie nicht zu leicht nehmen würde, sie waren nicht zu Zugketten bestimmt, sondern waren dazu bestimmt, umklammert und gestreichelt zu werden, jede Perle, wie ich an einen netten persönlichen Wunsch dachte, fromm natürlich. Ich dankte ihm für alles und sprach freundlich über diese Gegenstände, aus irgendeinem tief-verborgenen weit-zurückliegenden Drang, in diese Gegenstände Erwartungen zu setzen, heraus und weil etwas in seinem stählernen Starren nicht leicht genommen werden konnte.
Aber über all dies hinaus sagte mir meine Vernunft, daß ich lachen, ihm die kleinen Puppen und ihre Perlen ins Gesicht schleudern, einen kleinen Schneesturm aus den Pamphleten machen und ihn dafür, daß er meine Zeit in Anspruch genommen hatte, hinunter zu den Steinen werfen sollte, wo die großen Mahlwerke ihn rasch genug die wahren Gesetze dieser Welt lehren würden. Aber statt dessen gab ich klein bei. Ich sagte ihm, daß seine Vorstellung interessant gewesen war. Ich hoffte, daß es ihm möglich sein würde, einen Metallarbeiter zu finden, der ihm seine Hand ohne zu große Schwierigkeiten wieder zusammensetzen würde, und ja, ich wünschte ihm Gute Geschwindigkeit hinunter zu dem nächsten Festungsplatz.
Er wandte sich von mir ab und stand mit gesenktem Kopf einen langen Augenblick da, seine Schultern zitterten und zuckten, und ich fragte mich ob er wirklich irgendein schluchzendes Schulterzucken-Gebet dafür betete, daß all die Sünden von dem getilgt werden sollten, was seiner Meinung nach eine tragische und fast hoffnungslosen Welt der wirklichen tagtäglichen metallenen Stärke sein mußte. (Diese Träumer, diese Pamphletschreiberlinge, diese Perlenschieber mögen normalerweise jene tagtägliche metallene Stärke nicht; sie reden lieber von Einem Tag.) Oder hatte ich seine Gefühle verletzt und bedeutete das Schulterzucken nur ein Schluchzen? Als er sich wieder drehte, langsam, sehr langsam, hob sich seine blumengeschmückte Hand, und – ja! JA! sie war – ganz! Sie war wieder repariert! Nicht zerschmettert, überhaupt nicht zerschmettert. NICHT
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