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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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hochaufgerichtet zu sein wie möglich, schwächte die weitreichende moderanische Sehkraft abwechselnd zu messerscharfem, düsterem Blick und dem arroganten Blick des wage-es-bloß ab, beugte meine Neumetall-Dreschflegel mit größter Lässigkeit (wie der Chefkater des Blocks in den Alten Zeiten, der träge blinzelte und seine Krallen aus ihren Scheiden hervor- und wieder zurückschießen ließ), spielte ein wenig an meiner Brustplattentür herum, womit ich andeuten wollte, daß dort gräßliche, zerstörerische Dinge gelagert sein könnten und bewegte mich hinunter zur »Warnung der Linie«, wobei mir völlig klar war, daß ich jetzt den Zenit meiner Karriere erreicht hatte und die Sonne sehr schnell untergehen und meine Zukunft in die Dunkelheit legen konnte … Hörte ich irgendwo ein Kichern von lachenden Neumetallrobotern?
    Die »Warnung der Linie« kam näher KAM NÄHER – JETZT. Ich hatte genug über Moderan gelesen, um zu wissen, was das bedeutete. Es bedeutete die letzte Chance umzukehren, falls Sie allein und verwundbar waren. Wenn Sie große Macht hinter sich hatten, irgendwo am Wege, erwartend, gut versteckt, auf der Rückseite eines Hügels, war es jetzt an der Zeit, ihnen das geheime Signal und die genauen Koordinaten zuzustrahlen, um den Feind zu vermöbeln, und zur Seite zu treten, während Ihre Sprenger die Arroganz entfernten, die es gewagt hatte, Ihnen mit einer »Warnung der Linie« die Stirn zu bieten. Falls Sie allein und verwundbar waren, könnten Sie jetzt anhalten und sich für eine Weile mit großen Augen umsehen, von einer sicheren Entfernung aus, ihnen eine kleinere obszöne Geste zeigen, die wahrscheinlich nicht ausreichte, um sie dazu zu veranlassen, Sie wegzuwischen, dann könnten Sie vielleicht einen Spottballon platzen lassen, den Sie aus dem Gepäckfach direkt unter Ihrer Brustplattentür geholt hatten und sie wissen lassen, daß Sie später mit den Sprenger-Bataillonen und zwei Handfeuerwaffen wiederkommen würden, zu einem späteren Zeitpunkt – KRIECHER, ABSCHAUM, FEIGLINGE! JAWOHL!
    Aber ich hatte ein »anderes« Problem. Ich hatte ein Problem, das wirklich eher zum Lachen war, außer daß es zu der Kategorie gehörte, die jemanden pulverisieren lassen konnte, und das ohne jegliche nochmalige Überlegungen. Da ich merkte, daß die zahlreichen Kanonendeckel gehoben, die Raketenwerfer bereits ausbalanciert waren und alle Wälle munter von schrillem Jammern, das drohte und warnte, beschloß ich, nicht zu lachen. Aber da ich ein Mensch war, der sich der Komödie, die die Grundlage aller Dinge in dieser absurden Welt bildete, bewußt war, konnte ich mir ein gepreßtes kleines Lächeln nicht verkneifen, als ich daran dachte, wie die Dinge standen. Hier war ich, Festung 10 selbst, in einer gewissen Denkweise, laut dem moderanischen Plan, wesentlicher Teil der Bedrohung, die mich in einem gewissen Abstand hielt, die sich näher auf mich zubewegte und die ich mir vom Leibe hielt, vielleicht um von diesem Ich zu NICHTS zerblasen zu werden, falls ich mit meinem trotzigen Marsch nach vorn zu mir selbst hin weiter fortfuhr. Ein Mann, der von seinem eigenen Ich getötet wurde, bevor er sich erreichen konnte, stand in einem gewissen Abstand und wurde bedroht von der glorreichen Vereinigung der Ichs. Nun, das ist geschehen, und sogar oft, nehme ich an. Aber dies schien mir, wenigstens möglicherweise, eine etwas andere Art der Tötung des eigenen Ichs zu sein. Und doch, konnte ich jetzt vor mir selbst zurückweichen und mich jemals wieder irgendwo in einem Spiegel betrachten?
    Lassen wir es einmal bei den großen Vorräten an Gelegenheiten zum Weglaufen in den langen Jahren, die kommen werden, darauf ankommen, nehmen wir an, das Wasser ist ruhig und friedlich, erstarrt zu Spiegeln, was würde ich machen? Schreiend davonlaufen? Meinen Kopf abwenden? Meine Augen auf dunkel schalten? Oh, wenn man sich nicht mehr im Spiegel betrachten kann, was ist dann von einem Menschen noch übriggeblieben?
    So ging ich weiter, bewegte mich näher auf mich zu, ging hinunter zu Festung 10, ging unerbittlich Schritt für Schritt auf die »Warnung der Linie« zu. Das Tollhaus verstärkte sich, als ich näher kam, die hohen lauten Alarmsignale nahmen an Zahl zu, bis sie sich verbanden und ein seltsames, durchdringendes Summen waren. O schauerliches, unirdisches hohes Brummen, gleich keinem Klang, den ich jemals gehört hatte. Was für eine Musik zum Sterben! Sie verbesserte meine Stimmung und hob meine

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