Festung Zehn
überhaupt nicht hatte) und sprach über die guten Kriege, die wir bald führen würden. Einige erzitterten merklich in ihren Fleischstreifen und ihren »Ersatz« -Teilen, während die anderen versuchten, mich auszubluffen, und mir von neuen Sprengern erzählten, die sie bald herausbringen würden, von neuen Invasionstheorien und neuen Theorien über das Breschenschlagen in Wälle. Ich war davon überzeugt, daß wir alle blufften, aber es war eine gute Idee, und es verletzte nicht im geringsten, an diesem Tag Drohungen auszutauschen, und obendrein fühlte ich, daß dies eine wirklich erfolgreiche Wallfahrt und ein wahrhaft guter Anstoß für die große Frühjahrssaison der Kriege gewesen war.
Eine seltsame Gestalt kam in die Festung
Es sollte einer der üblichen geschäftigen-geschäftigen Tage in der Festung werden, dachte ich, als ich mich vor mein Schaltpult setzte und einen kurzen Blick auf den ersten Teil meines Tageslaufes warf, der an der Wand graphisch dargestellt war und raste. Ich hatte einige der »Jungs« hinunter in die Unteren Bezirke geschickt, damit sie Besonderen Kummer weghackten, andere waren für »Ersetzungen« vorgesehen und mußten für Operationen, für das Heraussägen von Fleisch und das Einsetzen von »Ersatz« -Teilen aus Neumetallegierungen eingetragen werden, wieder andere, die den Zyklus ihrer »Ersetzungen« beendet und lange genug auf Besonderem Kummer herumgehackt hatten, um klar denken zu können, mußten kleine Geh-Jetzt-Bündel für die Abreise ins Mittlere Moderan packen.
Aus keinem Pflichtgefühl heraus und für das Vergnügen, daß es bringt, benütze ich – falls Sie sich wundern sollten – meine Festung jetzt als Trainings- und »Ersetzungs« -Sammellager für glückliche Flüchtlinge aus dem Alten Leben Weit Draußen. Wenn sie dem Moralischen Wissen entfliehen und mit voller Fleisch-Blut-Begierde nach ihrer Glückseligkeit und dem ewigen Leben der Automatiken hereinplatzen, dann stelle ich ihnen ohne Umschweife ihr Programm zusammen; ich dulde keinen Unfug und lasse sie direkt wissen, daß sie bis auf ein Minimum an Fleischstreifen, die ihre Gestalt halten, durch Neumetallegierungen »ersetzt« werden. (Der ganze Plan unseres Verhaltens und unserer Dauerhaftigkeit in Moderan, so scheint es mir, ist nur durch unser großes »Ersetzungs« -Programm durchführbar. Ich kann mir keinen anderen Weg vorstellen.) Sollten sie Neigungen in Richtung eines Gewissens zeigen oder mit einem vollständigen moralischen Sinn, geistigen Hemmblock ankommen, der sie verfolgt wie ein schwarzer Anker, der Sand aus dem alten Leben hinter sich herschleift, dann bereite ich einen Besonderen-Kummer- und Wahlspruch-Kurs für sie vor, um sie klar denken zu machen. Mit anderen Worten, ich verwandele diese fleischern-holperigen, moralisch-wortverdreherischen Banausen von Weit Draußen in stramme saubere Bürger, die ein Geh-Jetzt-Bündel packen und ins Mittlere Moderan schlüpfen können, um Teil des Programms zu werden.
In der Mitte des Vormittags faulenzte ich sehr entspannt vor meinem Instrumentenbrett und beobachtete, wie der tägliche Zyklus meines Arbeitsplans immer noch an der Wand raste. Ich sog etwas Luft in meine Flexiflex-Neumetallungen und hob die Brust in äußerster Befriedigung zu einem kleinen Seufzer. Harte Arbeit, dachte ich, diese Banausen in stramme, saubere Bürger für das Programm zu verwandeln, aber der Mühe wert. Was für eine Freude ist es, in Moderan zu sein, weg von dem geistigen Wirrwarr des moralischen Wissens und dem schweren, im Sand schleifenden Anker des Gewissens. Und was für eine zusätzliche Freude ist es, etwas zu dem Programm beitragen zu können und meine strammen Jünger in die Mitte des Freudenlandes zu schicken, und dabei zu wissen, daß sie, vom Gewissen befreit und der Moral gereinigt, einen Wall sprengen oder den Kopf eines Nachbarn flach hämmern können und es darin mit den Besten aufnehmen.
Aber es darf nicht alles Arbeit für den Meister sein. Nein! Er muß auch jeden Tag seine Freude haben, oder er kann nicht ordentlich von Moral gesäubert bleiben, um Gewissen zu schneiden und Blöcke zu sprengen. Als der dünne Keil meines Tageskreises den mit Entspannung Periode für Besondere Freuden bezeichneten Teil färbte, ließ ich flink einen Metalldaumen über meine Auswahlmöglichkeiten laufen. Ich könnte unter anderem wieder in einem Kampfspiel das Neumetallkätzchen und das diamantenzähnige Tigerjunge miteinander kämpfen lassen, um mich
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