Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
Vom Netzwerk:
»Ersetzungen« erwartete.
    »Sie ist mein kleiner Kamerad!« schrie Kleine Schwester schrill. »Ich ließ sie kommen. Sie kam heute, mit der Post.«
    Er rieb seine Augen mit den Rücken seiner Goldsiegel-Hände. Er versuchte, durch die metallenen Flächen hindurch zu denken. Als ein Mann aus den Fortgeschrittenen Zeiten hatte er sich vielen X-Eisen- und einigen Goldsiegel-»Ersetzungen« unterzogen, seit er mit einem Marsch in Richtung Dauerhaftigkeit, mit einem Marsch, der die Unsterblichkeit für das körperliche Ich erobern sollte, aus Älteran heraufgekommen war. Aber manchmal beherrschte dieses metallene Ich, das rasch sein Haupt-Ich wurde, die Fleischstreifen in einem solchen Maße, daß er es schwierig fand, seine Gedanken in die unwichtigen Bahnen des Alltäglichen zu zwingen. In den unwegsamen Gefilden der hohen Dimensionen war er ein leidenschaftlicher, ungeduldiger Jagdhund, der einer Formel auf der Spur war. Mit dem, was von seiner Familie übriggeblieben war, Kleine Schwester, hielt er es manchmal sogar für eine schwierige Angelegenheit, sich in einer einfachen Sprache zu unterhalten. »Erzähle mir langsam«, bat er inständig.
    Sie holte tief Luft. Ihr guter voller Brustkasten schwoll in einem Triumph von Fleisch und Knochen an. Ihre braunen Augen funkelten hell, als sie sagte, »Ich darf nicht alleine aufwachsen, selbst wenn ich das letzte kleine Mädchen bin. Während ich das Alter meiner »Ersetzungen« erwarte, muß ich eine Kameradin haben, welchselbige gerade mit der Post kam, Pappi. Und du wirst sie zusammensetzen, Pappi, damit wir spielen können. Ich habe ihr bereits einen Namen gegeben – Kleine Ritze.«
    Ritze war eine Schachtel voll geschlitztem Metall, einigen Drähten, ein paar Energiekapseln, vielen Bändern, einem Kopf, verschiedenen gerundeten, weißen Plastikstücken, bestimmten Teilen, die fast Fleisch waren, und einem Blatt mit gedruckten Anweisungen. Ritze war ein Haufen Gerümpel und ein Kopfzerbrechen, das einem Mann gegenübertrat, der sich der Einsamkeit, Ewigkeit und Ruhe widmete, dem kameradenlosen Nachdenken über allumfassende schwere Probleme. Ritze hatte so, wie sie war, nicht zusammengebaut, eine Million Mark in bar gekostet – in Form eines Geschenkzertifikates der Organisation für die Unterhaltung von Kleinen Fleischernen Menschen.
    Es gab ein klirrendes Geräusch in seinen Gelenken, von Metall, das an Metall kratzte, und vom Zusammenzucken der Fleischstreifen, als er sich dort auf den grauen nackten Platten auf ein Knie kniete und die Schachtel hochhob, die Ritze enthielt. Er öffnete die Schachtel und sah, wie ein wachswarmes Gesicht zu ihm hochgrinste, ein zweideutiges Gesicht, das das Gesicht eines neun Jahre alten Mädchens gewesen sein könnte oder das Gesicht eines wesentlich älteren Mädchens, ein aus Plastik hergestelltes und mit echtem Haar umkränztes Gesicht. Der mechanische Mund klappte auf, und wunderschön geformte Zähne schimmerten zwischen den gummiartigen Lippen hervor. »Ich werde deine großen Füße abbeißen, wenn du nicht lieb zu mir bist«, drohte der wunderschöne kokettierende Kopf sofort genügend mechanisch und freundlich. Dann begann ein Getöse »Wechseln Sie das Band, wechseln Sie das Band …«
    Er sprang auf, als ob gerade ein Eimer voll Sonne hochgradigkochend über all jene Kilometer hinweg, durch den ganzen rosa Gasschirm gekommen wäre, um ein bißchen davon auf sein Fleisch auszugießen. Als er aufsprang, wurden Teile von Ritze und der Schachtel, in der sie verschickt worden war, fächerartig auf dem grauen Hof verstreut. Aber der Kopf, der lächelnd inmitten der verstreuten Teile saß, hatte ein Band für die Situation. »Tolpatschiger alter kalter Witwer und ein schwachköpfiges idiotisches Mädchen«, tönte es aus ihm hervor. Dann verbrachte er ungefähr fünf Minuten damit, auf den Plastikplatten auf und ab zu hüpfen und zu kreischen »Schande, Schande … widerlich, widerlich … rette mich, rette mich!« Danach rollte der Kopf sehr geschäftsmäßig umher, las seine Teile auf und setzte alles zusammen, bis ein angenehm großes und schlankes blondes Mädchen aus Metall und weißem Plastik lächelnd in dem kühlen rosenartigen Leuchten des rosa Gasschirms des Juli stand. »Nun, und wo sind die Juggs?« Sie bückte sich geschickt, um die Nyloweb-Auskleidung der Schachtel herauszureißen, in der sie versandt worden war. Sie wickelte das lange Stück schneeweißen Stoffes auf eine solche Weise um sich, daß er an einigen

Weitere Kostenlose Bücher