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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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wurde, und Emm »fütterte« sie, indem sie eine der Nahrungsnadeln in jeden ihrer Fleischstreifen steckte. Luu lag während des Füttervorganges wie tot, was die normale Stellung zur »Essenszeit« in Moderan war. Als Luus »Mahlzeit« beendet war, erhob sie sich kraftvoll und »fütterte« Emm. Nicht daß sich jede Dame nicht auch alleine »füttern« könnte, wenn es sein mußte, aber heute arbeiteten sie zusammen, um mehr Zeit zum Einkaufen zu sparen.
    Als sie aus der Ruhestelle herauskamen, fanden sie, daß die Straßen stiller waren. Die alltäglichen Leute von Alteran hatten ihre Hamburger und Pommes Frites heruntergeschlungen, hatten ihre Colas und ihren Kaffee getrunken, hatten ihre wenigen Minuten zum Einkaufen von ihrer dreißigminütigen Mittags-»Stunde« hastig gegriffen (um etwas zu tun, um sogar nur ein winziges Etwas zu tun, indem sie kauften, um den durch all jene Zeichen verursachten Schmerz zu lindern), und dann hatten sie sich fröhlich zurück zu ihren herausfordernden anregenden Bemühungen gestürzt. JA!
    Luu und Emm machten Einkäufe in Neonstadt. Obwohl dort nichts verkauft wurde, das sie brauchten oder möglicherweise jemals benutzen konnten. Lassen Sie es sich gesagt sein, daß der Zwang der Werbung dort so raffiniert und so aggressiv und so überwältigend und so freundlich und so völlig vollständig wirkungsvoll war, daß diese beiden guten alten Neumetalldamen fast völlig von ihren Kaufwiderstand-Vertäuungen losgerissen wurden. Sie kauften Rasenmäher und Mülleimer und Schlüpfer und Nylonstrümpfe und Lebensversicherungen und Osterhüte und Weihnachtskarten und Nikolausruten und Vögel in Käfigen und Herrenanzüge und die letzten Apparate und Hilfsmittel für die weibliche Hygiene, ganz zu schweigen von sagenhaften Nahrungsmitteln und Getränken und Pillen zur Geburtenkontrolle, die sie unmöglich jemals auf irgendeine Weise anzuwenden nötig haben könnten.
    Nach einem langen und überaus erzieherischen und vollständig anregenden Tag in Neonstadt ta-rumpten die erschöpften aber glücklichen Luu und Emm zurück zu ihren Heimen in Moderan, nachdem sie alle ihre Erwerbungen in einem Gebäude zurückgelassen hatten, das nur zu diesem Zweck nahe dem äußeren Tor bereitgestellt worden war. »Nun! Das werde ich niemals begreifen!« seufzte Luu zu Emm. »Ich könnte es auch niemals glauben, wenn ich es nicht gesehen hätte«, stimmte Emm zu.

 
Wenn die schwarzen Katzen kommen
     
    Es geschah bei dem Wetter, bei dem die schwarzen Katzen hervorkommen, und zu der Zeit, in der die Elmsfeuer leuchten, daß sie unter seinem Fenster stand, Hallo rief, wobei sie fünf lange schlanke Schachteln hielt, die auf ihre mit Schorf bedeckten Arme gestapelt waren. Ein undeutlicher eiserner Schatten drüben beim Zaun hielt einen Gegenstand, der ein wenig an ein Boot erinnerte.
    »Papi«, kreischte sie, »komm und seh dir an, was wir dir mitgebracht haben. Und da ist noch eine Menge mehr. Drüben in der Guten Langen Ruhe. Und denk nur, wie viele noch – alle drüben, in all den anderen. Und denk nur, wie viele noch … Komm und sieh’s dir an!«
    Natürlich wußte er, daß ihre fünf Schachteln in Wirklichkeit nichts enthielten, zumindest nichts, das man – nun, nichts. Und natürlich trug der eiserne Mox eines von den DINGEN, die aus der Guten Langen Ruhe stammten. Ganz und gar verboten …
    Er erhob sich aus seinem Kosesessel, der guten Faulenzer-Höhle, dem sanften Woger, in dem er jetzt meistens saß, ein Kind habend und ohne Frau, der Ruhige Warter, und über Allumfassende Schwere Fragen nachdachte, Probleme der Welt. Er kaute mit dem Reparierer an seiner Kehle, forschend und suchend, und versuchte einiges an der Stelle zu lockern, die gegen Krebs ganz in Gold gearbeitet war, und er sagte in seiner vorgeplanten Rede, bei der er angestrengt mit seinem Mund arbeitete, das ganze auf den Bändern verfolgend: »Daphalene! Du darfst den eisernen Mox nicht mehr zur Guten Langen Ruhe mitnehmen. Denn er nimmt die DINGE! Sogar obwohl ich ihn auf Stummer Diener, Alternativprogramm, eingestellt habe, wechselt er dennoch irgendwie auf Menschliches Programm und holt die DINGE. Mir macht es nichts aus, wenn du jene langen Strumpfschachteln dort unten alleine nehmen möchtest, tagein und tagaus, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr, die nächsten fünfundzwanzig Jahre lang, und wieder zurückbringst – nun, zurückbringst was auch immer du sagst, daß du es dort unten gefunden hättest. Aber nichts mehr

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