Festung Zehn
wieder, Kaffeekannen erstrahlten vollständig verzinnt im Himmel, die Umrisse von Teebeuteln wurden rot und gelb und blau gezeichnet, Lebensversicherungen wurden dutzendweise in großer Blockschrift verkauft, die in den Himmel buchstabiert wurden, dann ausradiert und dann wieder in einer leuchtenderen Farbe buchstabiert, bis ein solcher Glanz erreicht war, daß das Auge um Linderung bat, und die kam in der Gestalt von tanzenden braunen Punkten und gewellten grauen Linien, die daher kamen, wo spritziges Diät-Cola wie toll angepriesen wurde, zusammen mit grundsoliden Begräbnisgegenständen des Geschäfts eines in der Nähe gelegenen Leichenbestatters. Ganz zu schweigen von Bekleidungsartikeln aller Art, Rasenmähern, Wohnwagen, neuen Wagen, Spielzeug-Maschinengewehren, Begräbnisanzeigern, Gesundheitsplänen, Übungsprogrammen und hundert Dutzend anderer Waren, die verkauft werden MÜSSEN.
Die Teilnehmer an der Picknickpartie von Moderan, zwei große magere alte Damen mit vielen X-Eisen und einigen Goldsiegel-»Ersatz« -Teilen, standen wie erstarrt auf der Spitze des sanften Abhangs, der nach Neonstadt führte. Eine ganze Weile konnten sie nicht sprechen, sondern konnten nur schauen und staunen. Dann drückte die größte magerste, die zum größten Teil aus X-Eisen bestand, aber ein oder zwei Goldsiegel-»Ersatz« -Teile hatte, ihren Schtimmodulatknopf und sagte mit einer hohen unbeweglichen Schtimmodulat-Stimme: »Hast du deinen Führer dabei, Emm?«
»Ja, Luu«, entgegnete die andere mit einer Stimmknopf-Stimme, die jetzt richtig hüpfte, »ist dies nicht einfach zuviel? AUFREGEND!«
So tappten sie weiter hinunter in den neonfunkelnden Ort hinein und sie kamen mit niemanden in Berührung. »Du meinst, wir gehen einfach hinein?« fragten sie sich erstaunt. »Ich dachte, es würde einen Einlaß geben – und Ausschüsse«, dachten sie beide. Emm blätterte in ihrem Führer. »Das Buch sagt ›Wenn Sie sich in dem Einkaufsviertel befinden, sollen Sie sich so frei und entspannt fühlen, als ob Sie in Ihrer Lebe-allein blasenförmigen Hauskugel wären und Ihr Ruhebad in einer Tröfte-Luft-Badewanne nehmen würden. Es gibt KEINERLEI Zwang oder Druck zum Kaufen und überhaupt kein Versuch wird unternommen werden, einen falschen absatzpolitischen Aspekt hervorzukehren.‹« Emm trug weiter vor, wobei die werbenden, hübsche Kapriolen machenden Neonzeichen ihr Gesicht schnitten, es aufschlitzten und auf ihm tanzten. »›Machen Sie an der Bank halt und lassen Sie sich einen Geldbetrag in welcher Höhe auch immer bereitstellen, den Sie vernünftigerweise erwarten zu brauchen.‹«
Am ersten Block der Ersten Straße in Neonstadt kamen sie zu einem altertümlichen Gebäude, einem kastenförmigen Gebilde mit dicken Wänden aus Beton und dem Stahl von früher. Blaue bleiche Neonröhren verkündeten, daß es die DEUTSCHE BANK war, und leuchtend rote Neonröhren ergaben tanzend einen Vermögensbetrag, der keinerlei vernünftigen Sinn mehr hatte. Luu und Emm atmeten schwer, als sie die tanzenden Zahlen sahen und gestanden per Schtimmodulat ein, daß die Guthaben der DEUTSCHEN sicherlich recht hoch waren. Sie gingen in die kühle Sterilität und eine Art sauberer Muffigkeit hinein, die in der Vergangenheit an Orten wie Deutschen Banken recht oft verspürt werden konnte, und sie sahen den gepflegten, tüchtigen, flüchtig lächelnden kleinen Nullmann, den von Älteran für die Ausstellung ausgeliehenen Bankangestellten. Emm, Luu ta-rumpte dicht hinter ihr, ging auf sein Fenster zu. Die völlige Null hinter dem Fenster wartete geduldig, lächelte still sein Null-Lächeln, spielte ein wenig an seinen Manschetten und trommelte mit seinen wohlgeformten Fingern ein wenig auf die Theke, war nervös, wie es Bankangestellte immer zu sein geneigt sind, wenn sie auf alte Damen warten, die zitternd den langen Spaziergang durch das Foyer machen. Aber sonst schien er ganz und gar wohl angepaßt zu sein und geduldig auf alte Einzahler und alte Abheber zu warten. Es gab kein Problem.
Nach einer langen und anstrengenden Zeit des Ta-rumpens erreichten Emm und Luu das Fenster. »Wir suchen finanziellen Rat«, trug Emm aus ihrem Führer vor. »Was würden Sie für unseren Einkaufsbummel in der Innenstadt als angemessen betrachten? Bedenken Sie, daß dies unser erster Zusammenstoß und unser erster Wettkampf mit Ihren Lichtern und Werbesprüchen ist.« An Nullmann zeigte sich jetzt kein Lächeln. Er befaßte sich mit finanziellen Ratschlägen,
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