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Festungsklause Saghon

Festungsklause Saghon

Titel: Festungsklause Saghon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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der Außenwelt in meinen Kreuzer blasen. Hundert Meilen nördlich ist ein U-Tanker gegen ein Riff gelaufen. Dort treiben dreißigtausend Tonnen Schmieröl auf dem Bach. Die Ab sorberchemikalien stinken noch bestialischer. Der Sauerstoff, den wir durch elektrolytische Aufspaltung des Wassers erzeugen, ist so rein, wie Sie ihn auf der ganzen Welt nicht mehr finden. Durchlüften, sagt er! So was, Ende.«
    Ich lachte vor mich hin. Retue hatte leider recht. Eine so saubere Luft wie in der MICHIGAN gab es nur noch auf Booten gleicher Art und in Weltraumstationen. Die Erschaffung dieser Ozonfülle war lediglich eine Frage der zur Verfügung stehenden Energie. Und die hatten wir in Hülle und Fülle. Das war ein Vorteil des Atomzeitalters.
    Dr. Mirnam, biomedizinischer Maskenbildner der GWA, betrat mit seinem Ärzteteam den großen Krankenraum, der zur fast verschwenderisch ausgestatteten Bordklinik der MICHIGAN gehörte.
    Auf U-Booten des vergangenen Jahrhunderts hatte es oftmals kaum einen Sanitätsraum gegeben. Hier hatte man ein Krankenhaus eingebaut, dessen Einrichtungen jeder Weltstadt zur Ehre gereicht hätten. Es war nicht ganz so groß, aber wir hatten auch nur knapp zweihundertundfünfzig Personen an Bord. Ohne die sechsundneunzig GWA-Experten wäre die Stammbesatzung noch wesentlich geringer gewesen. Vollautomatische SUB-Giganten vom Rang der MICHIGAN brauchten nicht mehr als etwa einhundertfünfzig Besatzungsmitglieder. Man hätte den U-Schlachtkreuzer auch mit fünfzig Mann fahren können, aber Reling hatte die dreifache Besetzung der Gefechts- und Manöverstationen gefordert.
    »Wie fühlen Sie sich?« unterbrach Mirnam meine Gedankengänge. Seine Fingerspitzen tasteten meinen Hals ab. Dort waren die großen Blutleiter meiner Teilfolie mit dem Blutstrom des Körperkreislaufs verbunden worden.
    »Gut verheilt. In fünf bis sechs Stunden sind sie topfit«, stellte er fest.
    »Und MA-23?« erkundigte ich mich. »Doc, Sie kennen die Schwierigkeiten, unter denen Utan zu leiden hatte. Ich habe ihm im letzten Augenblick die Vollfolie vom Körper geschnitten und die Blutleiter an Hals und Oberschenkeln abgeklemmt. Zehn Minuten später wäre er tot gewesen. Es begann mit dem Verfaulen der Fußumhüllungen.«
    Er nickte sinnend. Anschließend hörte ich einen wissenschaftlichen Vortrag über die Versorgungsmöglichkeiten einer Vollfolie, daß ich mir wünschte, keinen Einwand gemacht zu haben.
    »… besteht keine Gefahr mehr«, endete Mirnam. »Das elektronisch gesteuerte Erhaltungssystem im Buckeltornister übernimmt neunzig Prozent der Durchflußkonstante. Daher auch nur noch zwei Anschlüsse an den Halsschlagadern. Wir benötigen sie für die sogenannte Beimengen-Individualversorgung der lebenden Syntho zellen, also um typisch körpereigene Substanzen des Stoffwech sels, die von den Biosynthgeweben verlangt werden. Sie wissen, daß die Maskenfolie an Hand eines genprogrammierten Zellmusters des Trägerkörpers gezüchtet wurde. Etwas müssen wir ihr schon bie ten, aber das wird Ihren Kollegen keinesfalls belasten.«
    »Ihr Versprechen in Gottes Ohr. Doc, wieso fühlen Sie eigentlich nicht, daß Sie sich in akuter Lebensgefahr befinden?«
    Er sah verwirrt auf. »Bitte?«
    »Oberst Reg J. Steamers steht seit einer Viertelstunde mit gezücktem Messer hinter Ihnen. Ich glaube, er möchte auch etwas sagen.«
    »Mit einem fünf Meter langen Morgenstern«, behauptete Hannibal. »Mann, wenn er Sie damit trifft, sausen Sie mit halber Lichtgeschwindigkeit durch den Kreuzer und reißen den Meeresboden auf.«
    »Ihnen geht es ausgezeichnet«, stellte Dr. Mirnam ernüchtert fest. »Ich verzichte auf eine Nachuntersuchung. Gentlemen …!«
    Er hob grüßend die Hand und stolzierte mit seinen Begleitern hinaus. Hannibal lachte mißtönend. Sein Quasimodo-Gesicht wirkte in diesem Augenblick wie eine Qualle mit Augen, Ohren und einem halbwegs menschlichen Mund. Es war ein abstoßender Anblick.
    »Wischen Sie bitte Ihr Triefauge sauber, Major MA-23«, for derte Steamers eisig. »Wenn Sie es jedoch wünschen, werde ich Sie als Frankenstein-Nachfolge-Monstrum an eine Filmgesellschaft vermitteln.«
    Der Zwerg stemmte seinen gorillahaften Körper auf die Ellenbogen. Sein riesiger Buckel wurde erkennbar. Er war im Gegensatz zu anderen Körperteilen nicht behaart.
    Sein rechtsseitiges, rotunterlaufenes Triefauge erfüllte alle Forderungen der Maskenbildner. Die wulstige Unterlippe baumelte nach links unten und entblößte gelbe

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