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Festungsklause Saghon

Festungsklause Saghon

Titel: Festungsklause Saghon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Hubschrauber alter Bauart hätte hier niemals landen können. Die weit ausladenden Rotorblätter wären am Gestein zerschmettert worden. Mit den kompakten Rotorkränzen, die kaum mehr durchmaßen als der Rumpf, war es jedoch möglich.
    Diesmal wurde Allison blaß. Das hatte er sich doch etwas größer vorgestellt.
    »Hat man Magenschmerzen?« erkundigte sich Hannibal ironisch. »Es kommt noch besser, trösten Sie sich.«
    Die Maschine setzte unverhältnismäßig hart auf, federte heftig nach und kam danach zum Stillstand.
    »Rotoren weiterlaufen lassen«, rief ich Steamers zu. »Gehen Sie kein Risiko ein.«
    Wir warteten, bis zwei gespensterhaft auftauchende Männer die Schleppleine am Bugrad der Maschine befestigt hatten. Wir wurden von der in der Basis installierten Winde den Hang hinaufgezogen. Als die Bugspitze die Schwelle zur Felsspalte passierte, kippte sie jäh nach vorn. Hier ging es also wieder abwärts.
    Nochmals zehn Minuten später war die Trägermaschine vollends in dem Felsspalt verschwunden. Der Abstand zwischen den eingefahrenen Stummeltragflächen und den rechts und links aufragenden Steilwänden betrug kaum einen halben Meter.
    »Maßarbeit«, meinte Allison. »Meine Güte, nach dieser wohltuenden Entspannung bekomme ich schon wieder meinen Schweine-Effekt.«
    »Bitte?« fragte Steamers. Er schaute verständnislos drein.
    »Gefressen und müde«, erklärte Framus lethargisch. »Die Steaks auf der MICHIGAN waren einmalig.«
    »Wenn man vier Stück von der Gigantsorte verspeist, ist das auch nicht verwunderlich«, tobte der Zwerg. Er konnte nicht einmal über Allisons treffenden Vergleich lachen – und das war eine Seltenheit.
    »Aussteigen«, forderte Steamers pikiert. »Sie zuerst, Doktor. Die Nachtluft wird Sie ermuntern.«
    »Ermuntern!« äffte Framus nach. »Normale Menschen sagen dazu ›munter machen‹! Sie stammen wohl von Fischen ab, eh?«
    Diesmal lachte Hannibal Tränen. Die prompt eintretende Atemnot störte ihn nicht sonderlich. Vielleicht war sie durch die neue Maskenfolie auch nicht mehr so bedrohlich wie vorher. Im letzten Einsatz hatte sich der Kleine vor solchen Experimenten hüten müssen. Immerhin bewies mir sein Gelächter, daß ich zukünftig wieder mit seinem vorlauten Mundwerk zu rechnen hatte. Wenn er nicht mehr notgedrungen schweigen mußte, würden gewisse Bemerkungen in meist ungeeigneten Situationen sicherlich nicht ausbleiben.
    Ich wartete nicht auf Allison, sondern zwängte mich durch das Druckschott der Maschine.
    Die Luft war kalt und dünn. Ich brauchte einige Augenblicke, um mich zu akklimatisieren. Danach klang das Sausen in den Ohren ab.
    »Höhe 3208 Meter«, sagte jemand. Es war TS-19. Er war nur eine Stunde nach unserer Ankunft auf der MICHIGAN abgeflogen. »Schwierigkeiten, Sir?«
    »Unbedeutend. Wo sind denn eure prächtigen Unterkünfte?«
    »Zehn Meter tiefer im Spalt finden Sie die erste Hütte. Nummer vier ist der Felsformation angepaßt und dann erst unter Druck gesetzt worden. Eine Ortung ist so gut wie ausgeschlossen.«
    »So ›gut wie‹ ist beinahe nicht ausreichend, Mr. Miller. Oder haben Sie sich mittlerweile einen anderen Namen zugelegt?«
    Er lachte leise. Es klang so sympathisch wie der Mann auch aussah. Ich war froh, ihn an unserer Seite zu wissen.
    »Sie werden es nicht glauben, Sir, aber ich heiße wirklich so. Toll, was?«
    »In der Tat. Bitte, helfen Sie meinen Begleitern. Sie können ihre Gehirne nicht auf Nachtsichtigkeit umschalten wie Utan und ich.«
    »Gelingt Ihnen das jetzt mühelos?« erkundigte er sich fasziniert.
    »Noch müheloser als Sie glauben. Etwas, was ich nicht beeinflussen kann, macht das ganz von selbst. Ich sehe Sie und die Umgebung wie im gedämpften Tageslicht. Das Sternenlicht fällt hier nicht mehr voll ein. Meine laserähnliche, vollorganische Verstärkereinheit scheint einige Mühe zu haben. Vorsicht, Allison ist blind wie eine Nachteule im Scheinwerferlicht.«
     
     
6.
     
    Robotische Überlegungen sind zweischneidig! Man kann die Reaktionen eines elektronisch-positronischen Großgehirns nur dann annähernd richtig einschätzen, wenn man wenigstens einen Teil seiner Grundsatzprogramme kennt.
    Im Fall des die Saghon-Klause beherrschenden Kommandorechners wußten wir nichts. Doch – eine Tatsache war mir bekannt; aber reichte das, um das unendlich komplizierte, nach nichtmenschlichen Interessen und Richtlinien programmierte Gebilde zu beeinflussen oder sogar zu beherrschen?
    Uns war klar, daß die

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