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Festungsklause Saghon

Festungsklause Saghon

Titel: Festungsklause Saghon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Ihre deutlich sichtbare achteckige Form war briefmarkengroß und leuchtete in einem violetten Farbton.
    »Start frei«, gab Steamers über Sprechfunk durch. Sein Mikrosender arbeitete mit so schwacher Leistung, daß die Impulse bestenfalls im Halbmesser von fünfhundert Metern zu vernehmen waren. Das würde auch der KLAUSENWÄCHTER erkennen und als gebotene Vorsichtsmaßnahme deuten – hofften wir!
    Ich ließ die Mikroturbine meiner Rückenhubschrauben anlaufen. Bei zwanzigtausend Umdrehungen pro Minute kuppelten die beiden gegenläufigen Rotorkränze automatisch ein. Ich fühlte den entstehenden Sog nach oben.
    »Funkstille strikt einhalten«, schrie ich den Männern zu. »Nach der Ankunft ruhig und gelassen verhalten. Keine Panik! Sie folgen mir sofort. Keine großen Lücken entstehen lassen. Achten Sie auf die Turbulenzen.«
    Wir hoben von der kleinen Felsnase ab und schwebten über den Abgrund hinweg auf das Plateau zu.
    Der Flug mit den Rückengeräten war ruhig und sicher wie immer, allerdings bei weitem nicht so elegant wie mit gleichartigen Marsgeräten. Sie verursachten nicht nur weniger Lärm, sondern waren auch schneller und schier unerschöpflich in ihrer Leistung. Unsere kleinen Brennstofftanks waren jedoch nach siebzig Kilometern leer.
    Ich folgte den Windungen der Schlucht, hielt mich genau in der Mitte und sank nur langsam tiefer ab.
    Selbst schlechte Ortungsgeräte mußten die fünf näherkommenden Körper einwandfrei ausmachen können. Ich war überzeugt, daß in der Festung jetzt schon die Detailprogramme liefen. Die Grundsatzauswertung mußte längst erfolgt sein.
    »Keine Psi-Impulse von drüben«, teilte Hannibal telepathisch mit. »Auch keine verwaschenen von Paraimmunisierten. Da ist niemand mehr, wenigstens kein organisch Lebender. Was deine Roboter machen, kann ich nicht feststellen.«
    »Wieso meine Roboter?« erkundigte ich mich. »Kleiner, verliere nicht die Nerven. Das ist unsere Schlüsselstellung, und die will ich haben.«
    »Also doch deine Roboter. Wenn Bildorter existieren und Vergleiche mit alten Aufnahmen angestellt werden, gibt es sofort Schwierigkeiten. Als Vorgh, Hochfeld-Waffentechniker marsianischer Schulung und stammend aus Whurola, der Duftenden Stadt, habe ich ganz anders ausgesehen als jetzt. In deiner Maske als Metranon hast du auch ein bißchen anders aus dem Kragen geblinzelt. Mein Wort darauf. Wie ist das mit dem Bildvergleich? Das hast du doch hoffentlich nicht übersehen?«
    »Doch, völlig! Marsianische Identitätsprogramme liefen ausschließlich auf der Ebene der Zellstrahlungs- und Gehirnstromfrequenzen. Denen waren schon Fingerabdrücke zu primitiv. Von Paßbildern und dergleichen konnte keine Rede mehr sein. Das sollte man wissen, Major MA-23.«
    »Bin ich ein Roboter oder ein Mensch mit einem robotähnlichen Gehirn? Okay, mach deinen Kram allein. Beschwere dich aber nicht, wenn dir ein Energiestrahl in die Gebeine fährt. Verdammt, von deiner betonten Überlegenheit habe ich die Nase voll.«
    »Putze sie, Kleiner. Vorsicht, ich drehe ab.«
    Die Rückenrotoren veränderten die Richtstellung. Mein bislang spitzwinklig in der Luft hängender Körper kippte ab; die Beine glitten nach unten. Der ohnehin unangenehme Druck der breiten Fluggurte wurde für einen Augenblick schmerzhaft. Dann pendelte ich über dem Rand des großen Plateaus, schwebte langsam weiter und sah endlich wieder festen Boden unter mir.
    Zwanzig Meter vor der zerklüfteten, fugenlos in den Himmel ragenden Steilwand berührten meine Füße den ebenen Grund.
    Er war vor langer Zeit planiert worden. Die umherliegenden Gesteinsmassen stammten von Geröllniederschlägen aus späterer Zeit. Sie hatten nichts zu bedeuten.
    Ich sah, daß sich Allison bückte und bezeichnend über den auffällig glatten Boden strich. Er wollte damit ausdrücken, daß er jetzt davon überzeugt war, am richtigen Ort angekommen zu sein. Wo in den Hochanden gab es ein nur aus der Luft erreichbares Plateau mit einer so genau eingeebneten Fläche!
    Durch die Hochgebirgsschlucht pfiff ein eisiger Wind. Die letzten Sonnenstrahlen brachen sich weit oben am Berg und wurden von den Schnee- und Eismassen reflektiert. Sie blendeten die suchenden Augen. Es war ein atemberaubender Eindruck, voller Frieden und der überall sichtbaren Wunder der Schöpfung.
    Wir aber standen in dreitausend Meter Höhe vor einer zerklüfteten Felswand, die keine Vegetationsspuren mehr aufwies. Ich wußte, daß dieses Gestein echt und doch unecht war,

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