Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
mustern, der so anders war als der junge Mann, der einst Stoff ihrer Träume gewesen war, mit seinen Fältchen, die nun um seine Augen spielten, mit dieser langen Narbe, die über seine Wange lief, und dieser Aura von Macht, die ihn umgab ... Er erwiderte ihr Lächeln, doch da er sich immer noch nicht rührte, tat sie etwas, dessen sie sich bis dahin niemals fähig geglaubt hätte. Sie senkte den Blick und öffnete die Fibel, die ihren Umhang zusammenhielt, löste die Verschnürung ihres langen Leinenhemdes und ließ beides über ihre Schultern und Arme, dann über ihre Hüften und Schenkel hinabgleiten. Reglos und nackt, errötend und zugleich schamloser, als je irgendeine Frau gewesen war, ließ sie es zu, dass Uther völlig betört ihre Rundungen und die bislang verborgenen Stellen ihres Körpers betrachtete. Sie hatte sich ebenfalls verändert. Das war nicht mehr das junge Mädchen, ja, halbe Kind, in das er sich in Loth verliebt hatte, sondern eine Frau eine Frau, die bereits selbst einem Kind das Leben geschenkt hatte ... Und die getötet hatte. Er fragte sich, wo sie ihren blutverschmierten Dolch versteckt haben mochte ...
»Ich gehöre dir, Uther. Ich werde deine Königin oder deine Gefangene sein. Ganz wie es dir beliebt ...«
Sie straffte den Körper, als seine eiskalten Hände ihren Rücken berührten, doch als er sie küsste, entspannte sie sich und sank gegen seine Brust. Sie schlugen beide gleichzeitig die Augen auf und fühlten verzückt die Erinnerung an den Geschmack ihres ersten Kusses zurückkehren, den sie so lange zuvor in Loth getauscht hatten.
»Ich nehme dich als Königin, Igraine, vorausgesetzt, dass du mich willst...«
»Wer würde dich nicht wollen, Uther?«, erwiderte sie, während sie mit dem Finger zärtlich über seine lange Narbe strich, die quer über seine Wange verlief, vom Ohr bis zum Kinn hinunter. »Du bist der Pendragon.«
Es klopfte, und sie löste sich von ihm, unschuldig und ver schmitzt lächelnd, dann wandte sie dem sichtlich enttäuschten Uther den Rücken zu und zog sich wieder an, und zwar so langsam, dass es wahrhaftig übermenschlicher Stärke bedurfte, um der Versuchung zu widerstehen. Natürlich ... Er war der Pendragon.
Ein letzter Blick, bevor sie öffnete, und erneut wurde das Schlafgemach gestürmt, diesmal allerdings von einer unterwürfigen Menschenschar, angeführt von Illtud, dem Abt, der magerer und düsterer wirkte denn je. Uther hatte sich in den hintersten Winkel des Raumes zurückgezogen, vor die Feuerstelle. Ihm war erneut kalt, seine verschmierten und eiskalten Kleider klebten ihm am Leib, als wiche die Hitze Llianes nach und nach von ihm. Hinter sich hörte er Gemurmel, vernahm das Trappeln einer Menge, Stoffrascheln und Waffenklirren, doch sein Herz schlug zu stark, als dass er den Mut gehabt hätte, sich zu ihnen umzudrehen. Den Leib von Schaudern geschüttelt und die Kehle vor Angst zugeschnürt, dachte er wieder an Dorian, an Kevin, den Bogenschützen, und an all jene, die ihm bis hier gefolgt waren. Vermutlich hatten sie alle ihr Leben gelassen bei diesem unsinnigen Unterfangen. Außer ihm ... Er, der demnächst einen der Gardisten, die sie so brutal niedergemetzelt hatten, zum Ritter schlagen würde und der dabei keinerlei Gewissensbisse empfand. Das Schwert würde ebenfalls bald in seinen Händen liegen. Das Ziel seiner Suche war erreicht, selbst wenn diese Suche nun ihren Sinn verloren hatte. Weshalb erschien ihm die bloße Vorstellung, den Zwergen Excalibur zurückzugeben, auf einmal so absurd? Er schüttelte sich, verärgert über diesen Gedanken, und riss sich aus der träumerischen Betrachtung der Flammen, die ihn nur auf ungute Ideen brachte, um sich umzuwenden und die versammelte Menge zu erblicken, die respektvollen Abstand hielt.
Ein langes Elend in einer nachtschwarzen Kutte, dessen Miene genauso traurig wirkte wie sein Fegefeuer, schwenkte den Talisman der Zwerge, das Schwert Caledfwch, den »Harten Blitz«, das von dem Gott Nudd mit dem silbernen Arm geschmiedete Schwert dasjenige, das die Menschen Excalibur nannten.
Die goldene Waffe funkelte im Halbdunkel des Raumes und war derart überladen mit kostbaren Steinen, dass man es für eine Reliquie hätte halten können. Uther vermied es, Illtud in die Augen zu sehen, packte den Griff und zog das Schwert mit einem lang gezogenen metallischen Knirschen aus der Scheide, bei dem umgehend sämtliche Gespräche verstummten. Das Schwert war schwer, die Schneide scharf und die Klinge
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