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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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gegen diesen winzigen Angriff, ragte hoch auf über der Armee, massiv und ruhig. Nie zuvor hatte er in diesem Maße seinen Beinamen verdient, wie jetzt, wo die rote Lehmschicht auf seiner Oberfläche purpurn im Sonnenschein glühte, als schwele sie von einem inneren Feuer, gleich schmelzendem Gestein.
    »Hast du das gespürt?«, fragte Bran.
    »Was? ... Nein. Was habe ich gespürt?«
    Uther setzte sich neben den Zwerg, stutzig geworden angesichts seiner Furcht erregenden Miene, in der sich eine Mischung aus Begeisterung und Entsetzen spiegelte.
    »Die Erde bebt«, sagte er. »Es hat begonnen.«  
     In Dal Wid war wieder Ruhe eingekehrt. Die Straßen in der unterirdischen Stadt der Zwerge unter dem Roten Berg wirkten wie ausgestorben, waren es aber nicht ganz. Hunderte, ja Tausende Familien waren noch dort und wachten in Frieden auf. Die Raserei und die Angst der Nacht waren mit den letzten Flüchtenden gewichen. Diejenigen, die geblieben waren, saßen oder standen auf der Schwelle ihrer Häuser, einige hockten auf der Erde, tranken ihren alten Wein, rauchten ihren besten Tabak und schwiegen sie tauschten lediglich anerkennende Blicke und nickten jenen Nachbarn zu, die wie sie selbst dem Wahnsinn dieser Nacht entronnen waren. Oh, sicher, in den verlassenen Häusern waren Dinge gestohlen worden, es war zu Vergewaltigungen gekommen, zu Schlägereien, zu wütendem Morden in dem nächtlichen Tumult. Doch bei Einbruch der Morgendämmerung hatte sich alles beruhigt, und die Diebe schluchzten jetzt angesichts ihrer unnützen Beute. Die Tore von Dal Wid hatten sich auf immer geschlossen. Das Gold, der Schmuck, die wertvollen Stoffe und seidenen Tapisserien besaßen keinerlei Wert mehr unter dem Berg.
    König Baldwin hatte seinen Kettenpanzer ausgezogen und trug nur noch ein Leinenhemd und Hosen, die mit Lederriemen um die Beine geschnürt waren. Allein seine imposante Gestalt unterschied ihn noch von den übrigen Zwergen, die mit ihm zusammen im Waffensaal des Palastes einen weiten Kreis bildeten. Dort waren Krieger und Frauen versammelt, Kinder und Magier, Meister der Steine (die die Menschen Hexer nannten, weil sie mit den Steinen sprachen), Adlige und Bergleute mit schwieligen Händen. Sie alle begannen, von einem Fuß auf den anderen zu treten, mit ihren Füßen auf die Erde zu hämmern und eine Art Sprechgesang anzustimmen, eine düstere Elegie, die die Gewölbe des Palastes erzittern ließen. Im selben Moment erhoben sich in sämtlichen Straßen die Zwerge und fingen ebenfalls an, im Rhythmus der bronzenen Trommeln, die auf dem Vorplatz aufgebaut waren, auf der Stelle zu treten. Und zu Uthers Erstaunen erhob sich auch Bran und begann schwer auf die Erde zu stampfen. Dabei hielt er den Steinbrocken, den er aus dem Pflaster vor dem Roten Palast gerissen hatte, ganz fest umklammert.
    »Was machst du da, du Trottel! Willst du, dass sie uns sehen?«
    Bran antwortete natürlich nicht.
    Uther, der bäuchlings dalag, spürte die Erde unter sich grollen, zunächst dumpf, dann deutlicher. Erneut starrte er seinen Gefährten an, dessen düsterer Blick auf den Berg aus Lehm geheftet war, und sah ebenfalls dort hinüber. Schon rutschten lange Ströme aus Erde die Hänge herunter, umgeben von Wolken aus rotem Staub. Die Armee stand jetzt regungslos auf der Ebene, und der junge Mann konnte sich nur zu gut den von Aberglauben durchsetzten Schrecken der Soldaten ausmalen, die Schreie der Sergeants, die Ermahnungen der Ritter, weiter vorzurücken. Doch das Grollen schwoll unaufhörlich an, und die ersten Reihen traten bereits den Rückzug an. Neben ihm rannte Bran jetzt fast schon auf der Stelle, und die Erde bebte bei jedem seiner Schritte. Dann war ein gewaltiges Tosen zu vernehmen, als nahe der Weltuntergang. Der Berg stürzte in sich zusammen und schleuderte einen Schuttregen auf die königliche Armee, eine Wolke aus rotem Staub, undurchdringlich wie Nebel, und dahinter gewaltige, aus den Gipfeln gerissene Felsbrocken, die die Hänge mit einem ohrenbetäubenden Poltern hinunterrasten und auf ihrem Weg alles zermalmten.
    Die rote Wolke erreichte sie trotz der Entfernung binnen weniger Sekunden, ähnlich der gigantischen Woge einer Flutwelle. Uther warf sich herum und raste den Abhang hinunter, um ihr zu entkommen, wobei er unter dem infernalischen Getöse und dem Hagel aus Steinen aufheulte, der auf seinen Körper herabprasselte. Er krümmte sich zusammen, die Hände schützend über dem Kopf, während beißender Staub auf ihn und

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