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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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der vergangenen Tage hatte ihn jetzt die Müdigkeit übermannt. Der Tod von Belinant de Sorgalles war ein Albtraum gewesen. Die Herzogin Helled hatte die ganze folgende Nacht ihren Kummer herausgebrüllt, und ihre markerschütternden Schreie klangen ihm noch immer in den Ohren. Obwohl er versucht hatte, Helled den Trost Gottes zu bringen, hatte die Königin Igraine ihn wie einen Hund hinauswerfen lassen, und sie hatte all die Stunden allein über die Witwe gewacht, während die verlassenen Gänge von deren schauerlichem Geheul widerhallten. Es war, als sei ein böses Schicksal über den Königspalast hereingekommen. Bei Anbruch der Morgendämmerung schien keine Menschenseele mehr im Schloss, wo einige Stunden zuvor noch reger Trubel geherrscht hatte. Der Regent Gorlois selbst hielt sich verschanzt und war für niemand zu sprechen, ganz gleich, wer es war; er wurde in seiner eigenen Burg von einer Horde bewaffneter Ritter bewacht. So war der Bischof wie die anderen mit gesenktem Haupt von dannen gezogen und allein durch die Gassen der von Scham und Ernüchterung gezeichneten Stadt gelaufen; und in dieser Einsamkeit, in der er jedes Trostes entbehrte, begann in ihm das Gift des schlechten Gewissens zu wirken.
     
     Ohne dass es zu weiteren Zwischenfällen gekommen wäre, waren die Barone von Cambrie und von Cornouailles sofort nach Melodías de Lyonesse und der Herzogin Helled abgereist. Carmelides Männer hatten ihm den Zutritt zum Zelt des Herzogs verwehrt und ihm verweigert, ihrem Herrn die letzten Sakramente zu erteilen. Sie hatten das Lager ebenfalls abgebrochen und Carmelide mitgenommen, ohne dass einer gewusst hätte, ob dieser noch am Leben war oder nicht.
    Die ganze Geschichte hatte einen schmutzigen, schändlichen Beigeschmack.
    Bedwin selbst hatte sich ins Gebet versenkt, bis er in einen tiefen Schlaf fiel, durch den er jedoch sein Herz nicht von der drückenden Last jener diffusen Scham zu befreien vermochte. Doch was hatte er schon getan, außer jene überstürzte Hochzeitszeremonie durchzuführen und damit dem Willen des Regenten und vermutlich auch der Königin nachzukommen? Es bedurfte eines Königs an der Spitze des Reichs. Eines starken Mannes, der mächtig genug war, um die Barone in Schach zu halten ... Igraine war nur ein Kind. Alleine hätte sie nicht über sie zu herrschen vermocht!
    Die abstoßende Vorstellung, dass die Königin in den Armen dieses Mannes lag, riss ihn aus seinem Dämmer, oder vielleicht war es auch der plötzliche Gangartwechsel seiner Zugpferde. Im Halbschlaf vernahm er Schreie und dumpfe Schläge gegen die Räder an seinem Gefährt.
    »Was ist denn jetzt wieder los?«, brüllte er lauthals, während er sich auf einen Ellbogen hochzog.
    Keine Antwort. Einfach nur das Huftrappeln und das Rumpeln der Räder, allerlei Getuschel und das plötzliche Rütteln, als die Pferde seines Gespanns zwischen den Holmen zu tänzeln begannen, so dass der Wagen Gefahr lief umzustürzen. Der Bischof schob die dicken Taftvorhänge, die seine Sänfte verhüllten, weit zur Seite, was er jedoch umgehend bereute. Elfen, mit den für sie so typischen Mienen gefallener Engel. Überall die von Pfeilen durchbohrten Leichen von Soldaten seiner Eskorte. Die reglose Gruppe seiner Geistlichen, die vorerst verschont geblieben waren und deren Gesichter vor Schrecken kreidebleich waren. Bedwin schluckte, dann machte er eine ungehaltene Handbewegung zu seinen Priestern hin.
    »So helft mir doch aussteigen, mein Gott!«
    Obwohl ihm einer seiner Priester zur Seite stand, musste er springen, um auf den Boden zu gelangen, und verzog das Gesicht, als er mit seinem ganzen Gewicht barfuß auf den Kieseln des Weges landete.
    »Ihr könnt uns nicht töten«, sagte er zu dem Elf, der ihm am nächsten stand, einem erschreckend mageren langen Elend, dessen schwarzes Haar ihm bis zu den Ellbogen hinabreichte. »Wir sind Männer Gottes und haben keine Waffen!«
    Der Elf sah ihn mit einem eher beunruhigenden Lächeln an. Ja, es hatte für seine Begriffe sogar etwas Diabolisches. Bedwin schielte unwillkürlich auf den langen Dolch in der Hand des Gegners, der so spitz zulief wie ein Stecheisen. Von der Klinge troff Blut.
    »Wir haben nichts. Lasst uns vorbei...«
    Der Elf wandte sich zu seinen Gefährten um.
    »Halig nith instylle beon wirthmynde!«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass du dir Sorgen machst um deinen Schatz!«
    Der Bischof fuhr wie vom Blitz getroffen herum, die Hand am Ärmel des Priesters neben sich

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