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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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so, dass es aussah, als ritte er zum Angriff gegen eine Gruppe Turnierkämpfer, die sich am anderen Ende des Platzes schlugen. Er nahm das Schlagen der Hufe gegen den Körper von Léo de Grand wahr, dessen Schmerzensgeheul, den Aufprall seines aufs Geratewohl zuschlagenden Schwertes. Dicht hinter ihm rannte bereits eine Gruppe Soldaten, die sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatten, über den Herzog hinweg.
    Bélinant hob zu Tode erschrocken sein Visier und brüllte so laut los, dass ihm beinah die Halsschlagader platzte, während er dem Wappenkönig einen hasserfüllten Blick zuschleuderte.
    »Verrat! Der Herzog wurde auf sein unbehelmtes Haupt geschlagen!«
    Der Wappenkönig winkte ab und drehte sich weg. Sorgalles fing flüchtig den angstverzerrten, flehenden Blick seiner Frau auf. Igraine neben ihr hatte sich erhoben, mit schreckgeweiteten Augen, und flehte sie an, dem Gefecht ein Ende zu setzen, aber Helled war wie versteinert. Im Übrigen stand die ganze königliche Tribüne und gestikulierte, als sei der Turnierrichter der Einzige, der den verbotenen Schlag des Regenten nicht gesehen hatte. Gorlois’ Soldaten hatten den leblosen Körper Léo de Grands gepackt und schleiften ihn zu den Schranken am Rande des Turnierfeldes, als wollten sie im Namen ihres Her ren Kopfgeld einstreichen. Einer von ihnen, ein bärtiger blonder Hüne, dessen derbe Züge eher wie die eines Barbaren wirkten als wie die eines Soldaten, lief hinterdrein, eine Hand unter seinen ledernen Panzer geschoben, als würde er etwas darunter verbergen. Für die Dauer eines Moments sah Belinant in seiner Hand ein Messer aufblitzen, und in seinem Blick las er die Bereitschaft zu töten, daher ging er zum Angriff über. Mit einem wütenden Schwertstreich zerschlug er die Beckenhaube eines Sergeanten, der sich ihm in den Weg gestellt hatte und der ohne einen Schrei auf die Knie fiel, wahrscheinlich schon tot, noch bevor er die Erde berührte. Die anderen ließen den Körper liegen, stürzten sich wie die Wahnsinnigen auf Sorgalles und packten ihn von allen Seiten. Er hieb erneut zu, doch ein Gardist warf sich dazwischen, um sich an seinen Arm zu klammem und ihn zu Boden zu reißen. Ein ohrenbetäubendes Scheppern. Ein stechender Schmerz an der Schulter. Schlamm, der durch die Schlitze seines Visiers hereinquoll. Dann ein Schlag von überirdischer Wucht auf den Halsansatz, als das Stecheisen des Barbaren die eisernen Ringe seiner Kettenhaube durchbohrte, ihm die Kehle aufschlitzte und seinen Adamsapfel zerfetzte. Belinant konnte nicht einmal mehr aufbrüllen. Er hatte den Mund voller Erde und Blut, sein Körper wand sich in krampfartigen Zuckungen, und er ertrank im Schlamm des Turnierfeldes, ohne die Attacke von Lyonesse und seinen Soldaten zu sehen, um Carmelide und ihn zu befreien, ohne das Gebrüll der Menge oder die Schreie seiner Frau zu vernehmen, ja nicht einmal die Homstöße, die das Ende des Gefechts verkündeten.
    Er starb in dem Augenblick, als Gorlois sein Pferd steigen ließ, genau vor der Gruppe der Soldaten, wodurch er Lyonesse und seine Männer abdrängte und neben ihm zu Boden sprang. Der Regent riss seinen Helm herunter und bot einen derart Furcht erregenden Anblick, dass all jene harten Männer, die die ganzen Kriege erlebt hatten, geschlossen zurückwichen. Er ließ seinen Blick über ihre reglosen Reihen schweifen, Rit ter, Barone und bunt zusammengewürfeltes Fußvolk, die Seite an Seite vor der Leiche Belinants und dem leblosen Körper Carmelides standen. Zwei Pairs aus dem Königreich, die in ihrem eigenen Blut schwammen ... Um ihn herum verschlossene, schweißüberströmte Gesichter. Hass, Verlegenheit, Unterwürfigkeit, Bestürzung, Unverständnis ... Und der komplizenhafte, dümmliche Blick Oswulfs, des hünenhaften Diebes, den der Regent aus dem Gefängnis herausgeholt hatte.
    »Helme herunter vor diesen Toten!«
    Oswulf nahm, genau wie die anderen, seinen Helm ab. Da durchschnitt Gorlois’ Morgenstern die Luft und zertrümmerte ihm die Stirn, so dass sein Blut auf die Umstehenden spritzte.
    »Die Gerechtigkeit ist wieder hergestellt!«, keuchte der Seneschall leise.
    Als er erneut den Kreis der Teilnehmer durchritt, schlugen alle die Augen nieder. Bis auf Lyonesse, der auf den Boden spuckte und das Kampffeld verließ.
     
     

XII  
Avalon
      
    Gewiegt von dem Ruckein auf dem holprigen Weg und dem gleichmäßigen Knarzen seiner Sänfte, döste Bedwin vor sich hin; nach der Anspannung und den Aus-
    schweifungen

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