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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Lederharnischen oder schweren Taftkuvertüren bedeckten Pferde, welche in der schlammigen Erde scharrten, sowie dem Knarzen der Sättel und dem Klirren der Metallringe. Léo de Grand sah ihm nach, während er zu einem Hornisten hintrat, der bereits sein Instrument an den Mund gesetzt hatte, um das Signal zum Angriff zu blasen. Dann richtete er sein Augenmerk auf den Herzog Gorlois. Es war unmöglich, ihn mit einem anderen Kämpfer seiner Gruppe zu verwechseln. Mit einer rot bemalten Rüstung gewappnet und einem Helmschmuck aus Pfauenfedern, der in einem mehr als eine Elle hohen Büschel über seinem Helm aufragte, hielt er sich in der Mitte der Linie, seinen eisernen Handschuh fest um seine Turnierlanze geschlossen, deren abgeflachte Spitze, das Krönlein, die Form einer Blume hatte.
    »Seht ihn euch an!«, rief er unter schallendem Lachen aus, laut genug, dass alle es hören konnten auch über die Reihen seiner Ritter hinaus. »Man könnte meinen, eine Krabbe in ihrem Panzer!«
    Carmelide klappte sein eisernes Visier herunter, und um ihn herum war mit einem Mal alles finster; nur durch zwei schmale Sichtschlitze und die Luftlöcher im Kinnreff drang noch ein wenig Licht ein. Sein eigener Atem hallte ihm in den Ohren, sein Bart scheuerte knirschend gegen die Maschen seiner Halsberge, und Schweißbäche liefen ihm von der Stirn bis auf den Nasenrücken hinunter und brannten ihm jetzt schon in den Augen ... Er vernahm das Summen einer Biene draußen und schüttelte, entsetzt von der Vorstellung, dass sie unter seinen Helm fliegen könnte, den Kopf. Genau in diesem schrecklichen Moment überraschten ihn der Hornstoß sowie das Gebrüll der Kavalleristen, die rings um ihn herum zum Angriff übergingen.  
     Er gab seinem Pferd die Sporen, und das große Tier stürmte wild ausschlagend los. Einige Sekunden schwerer Galopp, den linken Panzerhandschuh fest am Zügel, die Schulter nach vorne gewandt, um dem gegnerischen Streitkolben aus Holz den Schild darzubieten. Denn Gorlois schoss auf ihn zu. Wer auch sonst? Er sah nur seine Lanze, die dunkel schimmernde, breite Waffe mit der abgeflachten Spitze, die gleich einer Faust ins Herz seines Schildes zielte. Léo de Grand biss die Zähne zusammen, schwenkte mit ausgestrecktem Arm sein Schwert und bereute es in dem Moment, dass er nicht seinen Morgenstern behalten hatte, um dem Regenten den Schädel einzuschlagen. Im allerletzten Augenblick weitete sich sein Blick vor Entsetzen: Gorlois hatte seine Lanze, beinah unmerklich, wieder senkrecht aufgerichtet. Die blumenförmig abgeflachte Spitze sauste mit einem gewaltigen Schlag auf Carmelides Helm nieder, und zwar an der Stelle, an der das Visier befestigt war, worauf sein Helm in zwei Teile zerfiel, wie eine reife Frucht, und der Lanzenschaft in einem Hagel aus Splittern zerschellte, die ihm das Gesicht spickten, als habe ihm jemand eine Ladung Nägel hineingeschleudert.
    Gorlois warf den nutzlosen Stumpf auf den Boden und zückte sein Schwert, wobei er mit einem Fußtritt einen Sergeant, der sich an ihm festklammerte, zur Seite beförderte. Léo de Grand lag auf dem schlammigen Boden des Kampfplatzes, mit bloßem Haupt und halb ohnmächtig, seine Kettenhaube war an der Einschlagstelle zerrissen, das Gesicht blutüberströmt und von Splittern übersät. Er versuchte vergebens, wieder auf die Beine zu kommen, wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte. Nicht weit von ihm lag ein Stück seines zerbrochenen Helmes. Zu sauber gebrochen. Die Schwachköpfe hatten es übertrieben, dort, wo ein paar wenige Feilenstriche genügt hätten. Der Blick Gorlois’ wanderte unter seinem eigenen Visier zum Wappenkönig hinüber, welcher sich offenkundig bemühte, woanders hinzusehen, ganz so, wie es ihm befohlen worden war.  
     »Hierher, Messire!«
    Gorlois wandte sich um und erblickte durch die Schlitze seines Visiers hindurch den Herzog von Sorgalles, der mit hoch erhobenem Schwert auf ihn losging. Er fing den Streich mit dem flachen Teil seines Schildes ab, hieb seinem Streitross die Sporen in die Flanken und wirbelte in einem weiten Bogen herum, was völlig nutzlos war, da Bélinant mit einem schlichten Zurückweichen des Oberkörpers parierte; doch dafür befand er sich nun ein Stück entfernt. Ein kurzer Blick auf Léo de Grand, der sich auf einen Ellbogen stützte und seinen blutüberströmten Kopf schüttelte. Dann gab er seinem Pferd erneut die Sporen und lenkte das schwere Ross direkt über seinen Gegner auf der Erde, allerdings

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